US-Präsident wird 80 Jahre alt
Hat Joe Biden das Zeug für eine weitere Amtszeit?

Heute feiert Joe Biden seinen 80. Geburtstag. Doch der älteste Präsident in der Geschichte der USA denkt nicht ans aufhören – und liebäugelt mit einer zweiten Amtszeit. Hat er das mental noch drauf?
Publiziert: 20.11.2022 um 13:25 Uhr

Es war eigentlich ein unverfänglicher Auftritt für Joe Biden. Eine Konferenz zu Ernährung und Hunger in Washington. Der US-Präsident wollte ein paar anwesende Abgeordnete begrüssen. «Jackie, bist du da? Wo bist du?», rief der damals 79-Jährige in den Saal. Gemeint war die republikanische Abgeordnete Jackie Walorski (†58). Doch die war acht Wochen vorher bei einem Autounfall gestorben.

«Wo ist Jackie?»
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Biden sucht nach Toter:«Wo ist Jackie?»

Bidens Sprecherin versuchte kurz darauf, umständlich zu argumentieren, der Präsident habe die «unglaubliche Arbeit» der Abgeordneten zu Thema Ernährung lobend erwähnen wollen. Spott und Häme konnte das nicht aufhalten.

«Mache einmal pro Rede einen Fehler»

Bidens Fehltritt Ende September ist einer von vielen. Der mächtigste Mann der Welt verhaspelt sich regelmässig bei Auftritten, sucht nach Wörtern, vertauscht Zahlen, verwechselt mal Orte, mal Personen. Bei der Weltklimakonferenz in Schottland im vergangenen Jahr fielen ihm bei der Eröffnungsveranstaltung beim Zuhören mehrmals die Augen zu. Und nach einer UNO-Vollversammlung im September wollte der Präsident von der Bühne gehen, fand aber offenbar den Abgang nicht mehr.

Joe Biden feiert seinen 80. Geburtstag. Er ist der älteste Präsident in der Geschichte der USA.
Foto: keystone-sda.ch
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Joe Biden irrt auf Bühne umher
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Nach Rede vor der Uno:Joe Biden irrt auf Bühne umher

Versprecher und kleine Patzer passieren jedem, doch bei Biden häuft es sich - nicht nur, weil er seit seiner Kindheit ein Stotterproblem hat und manchmal einfach schwierige Wörter nicht über die Lippen bekommt. Auch inhaltlich muss das Weisse Haus öfter eine Aussage des Chefs nachträglich einfangen. Bei einem Auftritt im Mai scherzte Biden über sich selbst: «Hin und wieder mache ich einen Fehler (...) - nun ja, einmal pro Rede.»

Biden ist der älteste US-Präsident aller Zeiten. Nun ist er 80 Jahre alt geworden - und steht vor der Entscheidung, ob er für eine zweite Amtszeit antreten wird oder nicht. Mit seinen regelmässigen Fauxpas liefert der Demokrat den Republikanern stetig Futter, um öffentlich seine geistige Eignung für das höchste Amt in den Vereinigten Staaten anzuzweifeln. Aber auch in der eigenen Partei gibt es einige, die wegen Bidens Alter nicht sicher sind, ob er der richtige Kandidat ist, um bei der Präsidentenwahl 2024 noch einmal anzutreten.

Auch Demokraten zweifeln an Biden

Bei der Wahl wäre Biden 81, beim Start in eine zweite Amtszeit 82, am Ende seiner Präsidentschaft wäre er dann 86. Der demokratische Abgeordnete David Trone (67) sagte vor wenigen Tagen dem Sender CNN: «Ich fände es besser, wenn wir jemanden mit etwas mehr Schwung hätten.» Aber wenn Biden wieder antrete, dann werde er ihn unterstützen.

Biden wurde mit 29 Jahren in den US-Senat gewählt und zog dort mit 30 ein, das ist das Mindestalter. Er war einer der jüngsten Senatoren in der US-Geschichte, nun ist er der älteste Präsident, den das Land je hatte. Der Ex-US-Vizepräsident bringt durch seine lange politische Karriere mehr Erfahrung mit als die meisten Parteikollegen.

Zukunft noch ungewiss

Und in seiner Amtszeit hat er auch einiges vorzuweisen: Biden setzte mehrere gewaltige Investitionspakete durch, um das Land durch die Corona-Krise zu steuern, die veraltete Infrastruktur der USA zu modernisieren und die Klimakrise zu bekämpfen. Nach vier chaotischen Regierungsjahren seines Amtsvorgängers Donald Trump reparierte Biden viele Schäden in Beziehungen zu Verbündeten auf der Welt.

Biden hat für den Jahresbeginn eine Entscheidung dazu in Aussicht gestellt, ob er noch mal antritt. «Meine Absicht ist es, wieder zu kandidieren», sagte er. «Aber ich habe grossen Respekt vor dem Schicksal. Und dies ist letztlich eine Familienentscheidung.» (SDA)

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