Unter Drogen gesetzt und ausgeliefert
Gisèle P. (72) stellt sich vor Gericht ihren Peinigern

Ihr Ehemann betäubte sie und bot sie über Jahre hinweg über 50 Männern zur Vergewaltigung an. Beim Prozess wünscht sich die 72-jährige Frau «keine verschlossenen Türen» und dass die Öffentlichkeit erfährt, was ihr angetan wurde.
Publiziert: 03.09.2024 um 19:31 Uhr
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Aktualisiert: 03.09.2024 um 20:15 Uhr

Kurz zusammengefasst

  • Dominique P. betäubte seine Frau jahrelang und liess sie vergewaltigen
  • Gisèle P. fordert öffentliche Verhandlung
  • 20'000 Fotos und Videos dokumentieren 92 Vergewaltigungen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Angela RosserJournalistin News

Jahrelang betäubte Dominique P. (71) seine Frau Gisèle (72) und liess sie von zahlreichen Männern vergewaltigen. Das unter Drogen gesetzte Opfer erfuhr erst später von den Gräueltaten, die ihr im wehrlosen Zustand angetan wurden, für die ihr Ehemann verantwortlich zu machen ist.

Während des Gerichtsprozesses in Avignon tauchen nicht nur immer weitere grauenhafte Details auf, auch die 50 identifizierten mutmasslichen Täter sitzen im Gerichtssaal und das Opfer, Gisèle P. (72), mittendrin.

Mann in Frankreich lässt Ehefrau jahrelang von Fremden vergewaltigen

Gisèle P. (72) fordert eine öffentliche Verhandlung, um die Taten offenzulegen.
Foto: AFP
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Anwälte erklären Entscheid für Öffentlichkeit

Warum sie sich dem Ganzen stellt, sich die grausamen Details anhört, ihren Peinigern gegenübertritt, auf eine öffentliche Verhandlung besteht und warum auch ihre Kinder anwesend sind, erklären die Anwälte der 72-Jährigen. «Meine Mandantin möchte, dass das, was sie erlebt hat, bekannt wird, sie muss sich nicht verstecken», zitiert eine Journalistin des französischen Radiosenders RMC einen der Anwälte des Opfers auf X. Sie wolle, dass das, was sie in Fülle erlebt hat, offengelegt werde, erklärte er weiter.

Ein weiterer Anwalt fügte den Aussagen seines Kollegen hinzu: «Sexuelle Gewalt wird in diesem Land durch Schweigen gewürdigt. Hier wird nicht geschwiegen, sondern alles öffentlich gemacht, wie von den Zivilparteien gefordert.»

Gegenüber der Presse erklärte Gisèle P., dass sie dem Richter in der Anhörung vor dem Prozess geschildert habe, was sie gefühlt habe, als sie die wahren Gründe für ihre körperlichen und seelischen Qualen erfuhr. «Er widert mich an. Ich fühle mich schmutzig, beschmutzt, betrogen. Es war ein Tsunami, ich wurde von einem Hochgeschwindigkeitszug erfasst», soll sie gesagt haben. 

Tausende Fotos, Videos und unzählige Chat-Verläufe

Der gesamte Prozess, der angesichts der Gesamtzahl an Angeklagten äusserst speziell ist, soll noch bis zum 20. Dezember dauern und in Anwesenheit der Öffentlichkeit und Presse stattfinden. Die Beweise, die den Ermittelnden vorliegen, sind in der Tat nichts für Zartbesaitete.

Auf Computern und Festplatten des Rentners fanden sie 20'000 Foto- und Videodateien, mit denen Dominique P. seine widerlichen Taten dokumentierte. Vermerkt waren die Dateien zum Beispiel mit: «Missbrauch / Nacht vom 06.09.2020 mit Charly zum 6. Mal», wie «Bild» schreibt.

Auch private Chat-Unterhaltungen des Ehemanns mit den Vergewaltigern tauchten auf. Die Polizei konnte mittlerweile 92 Vergewaltigungen nachweisen und 50 mutmassliche Täter identifizieren. Weitere 22 Täter haben noch keinen Namen. Dem Ehemann sowie den anderen Männern drohen bei einer Verurteilung mehr als 20 Jahre Haft.

Die rund 400-seitige Anklageschrift umfasst nicht alleinig die Gräueltaten im Ehebett. Dominique P. wird ebenfalls Vergewaltigung und Mord an einer 23-jährigen Frau im Jahr 1991 vorgeworfen. Ebenfalls wird ihm eine Vergewaltigung im Jahr 1999 zur Last gelegt, die er nach einem DNA-Test zugab.

Tochter bricht im Gerichtssaal zusammen

Beim Prozess am Dienstag ist es aber nicht die 72-jährige Ehefrau und Mutter, die zusammenbricht, sondern ihre Tochter Caroline. Wie «Daily Mail» schreibt, begann sie unkontrolliert zu zittern, brach zusammen und musste aus dem Gerichtssaal begleitet werden, als der Richter eine neue Wendung im Fall bekannt gab. Wie er erklärt, seien die Ermittler beim Durchforsten des Computers des Angeklagten auch auf einen Ordner mit der Aufschrift: «Meine nackte Tochter» gestossen.

Man gehe davon aus, dass auch sie, wie ihre Mutter, mit Beruhigungsmitteln bewusstlos gemacht wurde. Im Anschluss wurde sie, teils mit den Kleidern ihrer Mutter bekleidet, auf ein Bett gelegt und fotografiert. Die Bilder wurden vor dem Umzug der Familie 2013 aufgenommen.

Die grausamen Verbrechen ihres Vaters kamen bereits 2020 ans Licht. Zwei Jahre später, 2022, veröffentlichte Tochter Caroline ein Buch mit dem Titel: «Ich habe aufgehört, dich Papa zu nennen» und gründete einen Verein, der sich für Opfer sexueller Gewalt einsetzt.

Hilfe bei sexueller, häuslicher oder körperlicher Gewalt

Bist du von sexueller, häuslicher oder körperlicher Gewalt betroffen, oder kennst eine betroffene Person? Hier findest du Unterstützung:

Opferhilfe Schweiz: Hilfe bei sexueller, psychischer oder physischer Gewalt.

Castagna: Anlaufstelle für sexuell ausgebeutete Kinder und Jugendliche und in der Kindheit ausgebeutete Frauen und Männer.

BIF Beratungsstelle für Frauen: Hilfe bei Gewalt in Ehe und Partnerschaft

Bist du von sexueller, häuslicher oder körperlicher Gewalt betroffen, oder kennst eine betroffene Person? Hier findest du Unterstützung:

Opferhilfe Schweiz: Hilfe bei sexueller, psychischer oder physischer Gewalt.

Castagna: Anlaufstelle für sexuell ausgebeutete Kinder und Jugendliche und in der Kindheit ausgebeutete Frauen und Männer.

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