«Suche Job als Metaller», schreibt ein Nutzer unter seine Offerte auf Ebay-Kleinanzeigen. Eine ungewöhnliche Aussage auf einer Plattform, auf der sonst Gegenstände gehandelt werden. Doch Ilkay A.* aus Düsseldorf (D) sucht verzweifelt nach einer Anstellung. Wie der «Spiegel» berichtet, geht er dafür einen besonderen Weg: Im Tausch gegen seinen Metalldetektor möchte er eine Jobofferte. Denn trotz 34-jähriger Berufserfahrung ist er momentan arbeitslos.
Mit fünf Jahren kam A. mit seiner Familie aus der Türkei nach Deutschland. Seine Eltern arbeiteten als Gastarbeiter im Ruhrgebiet – sein Vater war Giesser, seine Mutter arbeitete in der Herstellung für Autoteile. Mit 17 Jahren begann er, selbst zu arbeiten, ebenfalls in der Automobilbranche: Er prüfte Magnetpulver, fuhr Stapler, bediente Schweissautomaten für Rohlinge, schmolz Aluminium und stellte Schlüssel, Bremsscheiben und Lenkungen her. Auch wenn die 34 Jahre im Beruf hart, laut und heiss gewesen seien, so habe er sich trotzdem auf die Festanstellung verlassen können.
«Fachkräfte gibt es genug, nur zahlt mal wenigstens gerechte Löhne»
Doch während der Wirtschaftskrise 2009 wurde ihm sein fester Arbeitsvertrag gekündigt. Während er vorher 15,70 Euro brutto auf die Stunde verdiente, stand Ilkay A. plötzlich mit leeren Händen da. Ein Jahr später war die Stelle wieder ausgeschrieben: für 7,50 Euro als Leiharbeiter. Zunächst lehnte er ab, doch letztendlich nahm er den Job an. Nach weiteren fünf Jahren wurde er wieder entlassen.
Nun lebt der Düsseldorfer von Hartz IV. Die Jahre als Leiharbeiter seien schrecklich für ihn gewesen, heisst es. Doch Hartz IV zu beziehen, sei wie eine Demütigung, denn er wolle schliesslich arbeiten. Mehrere Briefe schrieb A. an den Bundespräsidenten, an Bundestagsabgeordnete, an das Bundesverfassungsgericht und das Europaparlament. Ihm wurde geantwortet, er wurde eingeladen und das persönliche Gespräch wurde gesucht. Der damalige Bundespräsident Horst Köhler (79) vermittelte ihm sogar eine Umschulung als Servicefahrer. Doch mit dem Gehalt hätte er kaum seine Miete bezahlen können, heisst es, also lehnte er ab.
Jetzt ist der 51-Jährige immer noch auf der Suche nach Arbeit. Seine Offerte auf Ebay wurde bereits 622 Mal gesehen, seitdem er sie Anfang Oktober aufgeschaltet hatte. Ein passendes Jobangebot ist offenbar noch nicht dabei gewesen, denn der Düsseldorfer wolle gerecht behandelt werden. «Fachkräfte gibt es genug», richtet er das Wort in seiner Ebay-Anzeige an die deutsche Regierung, «nur zahlt mal wenigstens gerechte Löhne». (hei)
* Name geändert
