Um Vordrängler die Stirn zu bieten
Londoner Pub führt Gesichtserkennung ein

Ein Londoner Pub setzt auf Gesichtserkennungs-Software, um Vordränglern an der Bar die Stirn zu bieten. Das stösst bei Datenschutz-Aktivisten auf harsche Kritik.
Publiziert: 13.11.2019 um 16:08 Uhr
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Aktualisiert: 27.08.2020 um 12:51 Uhr

Wer kennt das nicht? Man steht ewig an der vollen Bartheke und fragt sich ständig: «Wann bin ich an der Reihe?» Klar, der Barkeeper kann sich nicht immer die Reihenfolge der Gäste merken. Schliesslich ist er ja auch nur ein Mensch. Dennoch ist es nervig, wenn jemand anderes an einem vorbei zischt, der gerade erst zur Theke gekommen ist.

Die Londoner Bar «The Underdog» will genau diesen Momenten Einhalt gebieten: Um diesen Vordränglern einen Riegel zu schieben, setzten die Betreiber der Bar auf eine Gesichtserkennungs-Software, wie «Der Standard» schreibt.

Das Startup «Datasparg» entwickelte diese: «Wir wollen dem Gast einen reibungslosen und fairen Besuch ermöglichen», sagt John Wyllie, Manager der Software.

Um Vordrängler entgegenzuwirken, setzt diese Bar in London auf eine neue Methode.
Foto: Google Street View
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Bitte lächeln

Das Prinzip ist einfach: Begibt sich der Gast zur Theke, wird sein Gesicht von einer Kamera erfasst. Dabei wird ihm eine Nummer zugewiesen. Die Nummer und das Gesicht sind für die Barkeeper ersichtlich – ebenso für den Gast. Diesem wird auf einem Monitor auch gleich die ungefähre Wartezeit angezeigt.

Als Zusatzinformation wird dem Gast auch angezeigt, ob er seine ID bereithalten soll, falls er der Erkennungs-Software zu jung für Alkohol erscheint. Die Software speichert dann die biometrischen Daten, so dass man sich bei einem zweiten Gang an die Theke nicht nochmals ausweisen muss. Bei Polizeistunde werden die gesammelten Daten des Abends wieder gelöscht.

Angst vor ständiger Überwachung

Diese Prozedur verlangt aber, dass die biometrischen Daten vorübergehend gespeichert werden. Da dies mit den Europäischen Datenschutzbestimmungen nicht ohne die Zustimmung der Person geschehen darf, müssen die Gäste beim Betreten der Bar eine schriftliche Zustimmung unterschreiben.

Die Software wird derweil nur an speziell ausgeschilderten Events angewendet. Dennoch machen sich Datenschutz-Aktivisten Sorgen. Datenschutz-Aktivistin Silkie Carlo befürchtet nicht nur Hacker-Angriffe. Die Gründerin von «Big Brother Watch» sieht die Gefahr, dass die Menschen generell die Scheu vor ständiger Überwachung – vor allem durch Gesichtserkennung – verlieren. (spr)

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