Russische Armee zerstört ukrainische Panzer
1:07
Videoaufnahmen sollen zeigen:Russische Armee zerstört ukrainische Panzer

Ukrainische Gegenoffensive trifft auf russische Verteidigung
«Es war eine Wand aus Stahl»

Die ukrainische Gegenoffensive hat begonnen. Davon gehen verschiedene internationale Kriegsbeobachter aus. Aber die Russen wehren sich mit allem, was sie haben.
Publiziert: 12.06.2023 um 00:47 Uhr
|
Aktualisiert: 12.06.2023 um 08:57 Uhr
Blick_Portrait_1837.JPG
Michael SahliReporter News

Hat die Ukraine ihre Gegenoffensive gegen die russischen Besatzer nun begonnen? Viele internationale Beobachter meinen: Ja! Auch der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski (45) hat am Wochenende entsprechende Spekulationen angeheizt. «In der Ukraine finden Gegenoffensiven und Defensivaktionen statt, aber ich werde nicht sagen, in welcher Phase sie sich befinden», sagte er. Seine Generäle seien in guter Stimmung, so der Ukraine-Präsident weiter. «Richten Sie das Putin aus.»

Bei Kreml-Herrscher Wladimir Putin (70) ist die Nachricht längst angekommen, wie Veröffentlichungen der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass zu entnehmen ist. Sämtliche Versuche einer Gegenoffensive seien «gescheitert», wird der 70-Jährige bereits am Tag vor der Selenski-Ansage zitiert. Die Ukraine werde ihre Ziele so «keineswegs» erreichen. Auf dem Propaganda-Schlachtfeld ist die Offensive in vollem Gang.

Ukrainer erobern Dorf zurück und hissen Flagge
0:43
Erfolg in Donezk-Region:Ukrainer erobern Dorf zurück und hissen Flagge

«Sie haben nur auf uns gewartet»

Auch an der Front nimmt die Aktivität zu. Wer bei der Gegenoffensive aber dank westlicher Waffen auf einen einfachen Durchmarsch der Ukrainer gehofft hat, wurde bisher enttäuscht.

Ukraine-Präsident Wolodimir Selenski (45) deutet am Wochenende den Start der Gegenoffensive an.
Foto: keystone-sda.ch
1/5

An verschiedenen Frontabschnitten sind schwere Kämpfe mit Verlusten auf beiden Seiten dokumentiert. Das US-Institut für Kriegsstudien (ISW) erkennt «Offensivhandlungen» an vier Abschnitten, heisst es aus Washington. Im Gebiet Saporischschja im Süden des Landes haben die ukrainischen Truppen demnach «lokale Erfolge» erzielen können. Im umkämpften Bachmut haben die Ukrainer laut eigenen Angaben wieder die Oberhand. Und auch am Sonntag gab es lokale Erfolgsmeldungen der Ukrainer.

Das «Wall Street Journal» zitiert einen ukrainischen Soldaten, der am Angriff bei Saporischschja teilgenommen haben soll: «Sie haben nur auf uns gewartet. Überall waren Verteidigungspositionen vorbereitet», sagt er da. «Es war eine Wand aus Stahl.»

Besonders im Visier der Russen sind die westlichen Waffen, die in den letzten Monaten ins Land gebracht worden sind und auf denen die Hoffnungen der Ukrainer ruhen: moderne Systeme wie Leopard- oder Bradley-Panzer. Die Russen-Propagandisten, die in den vergangenen Monaten nicht viele Erfolge zu vermelden hatten, feiern jeden (echten oder gefälschten) Leo-Abschuss. Einige der vermeintlichen Beweisbilder und Erfolgsmeldungen wurden als Fälschungen oder Ablenkungsmanöver enttarnt. In anderen Fällen wurde das westliche Gerät tatsächlich beschädigt oder zerstört.

Wann kommt der grosse Durchbruch?

Trotz solcher unschönen Bilder: Experten beschwichtigen, dass in einer so frühen Phase der Gegenoffensive mit Verlusten gerechnet werden muss. «Keine grosse Überraschung», lautet etwa das Fazit von Oberst Markus Reisner vom österreichischen Bundesheer, wie er im Interview mit der «FAZ» sagt: «Die Offensive läuft erst wenige Tage. Es kann durchaus sein, dass die Ukrainer plötzlich einen Durchbruch erzielen und Raum gewinnen. Noch herrscht unter russischen Kriegsbloggern wegen der Abwehrerfolge positive Stimmung – das kann aber jederzeit kippen.»

Die Ukrainer hoffen auf einen solchen Durchbruch. Schaffen sie es nicht, Erfolge vorzuweisen, dürfte die Unterstützung für westliche Waffenlieferungen ins Wanken geraten. Für die Ukraine hat die Stunde der Wahrheit begonnen.

Mehrere Tote bei nächtlichem Drohnenangriff
0:29
In der Hafenstadt Odessa:Mehrere Tote bei nächtlichem Drohnenangriff
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?