Trotz wachsender Verzweiflung
Deshalb kauft Putin noch keine Raketen aus dem Iran

Russland und Iran wurden vom Westen hart sanktioniert, doch das hält die Regierungen nicht von eigenen Waffendeals ab. Dennoch zögert Putin damit, Langstreckenraketen zu kaufen.
Publiziert: 06.03.2023 um 20:15 Uhr

Nicht alle Länder haben Russland den Rücken zugekehrt. Während Russland nach dem Angriff auf die Ukraine weltweit sanktioniert wurde, bleibt Iran ein wichtiger Verbündeter von Kremlchef Wladimir Putin (70). Hunderte von Drohnen soll Teheran nach Moskau geliefert haben, um damit die ukrainische Infrastruktur zu zerstören. Ballistische Raketen schickte der Iran aber nicht nach Russland. Wie die «Financial Times» schreibt, wird das vorerst auch so bleiben.

Das Pentagon warnte vergangenen Monat, Russland sei an den «ballistischen Raketenfähigkeiten» des Irans interessiert. Obwohl viele westliche Länder befürchteten, Russland könnte Langstreckenraketen erhalten, bewahrheitete sich diese Sorge nicht. Der Grund: Russland hat Angst, dass die USA als Reaktion eines solchen Waffendeals ATACMS-Raketen an die Ukraine liefern könnten.

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Würde das passieren, hätte die Ukraine auf dem Schlachtfeld einen entscheidenden Vorteil gegenüber den russischen Angreifern. Bisher verteidigen sich die Ukrainer mit Himars-Raketensystemen. ATACMS-Raketen hätten aber eine Reichweite, die viermal so hoch ist – sie treffen Ziele, die bis zu 300 Kilometer entfernt sind. In Anbetracht dessen, dass Russland Angriffe auf grenznahe russische Gebiete fürchtet, wären die Raketen eine Gefahr für die Bevölkerung.

Der Iran soll Russland Kamikaze-Drohnen geliefert haben, die das Militär in der Ukraine einsetzte.
Foto: keystone-sda.ch
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Konsequenzen eines Deals wären «schwerwiegend»

«Die Europäer haben ihnen gesagt, dass die Konsequenzen sehr schwerwiegend sein würden. Auch die USA haben eine rote Linie gezogen», erklärt Ali Vaez, Projektleiter des iranischen Thinktanks Crisis Group gegenüber der «Financial Times».

Doch mit der Verzweiflung wachse auch die Risikobereitschaft. Wenn Russland die Waffen ausgehen, könnte die Bitte um Langstreckenraketen wieder aufkommen. «Die Russen sind in grosser Not. Sie brauchen Raketen», sagte ein europäischer Beamter weiter im Bericht der «Financial Times». Und auch Militäranalysten schätzen, dass westliche Warnungen im Iran auf nicht viel Gehör treffen werden. Der Iran unterliege bereits Sanktionen und ist dennoch bereit, mit Russland zu handeln. (jwg)

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