Trotz schwerer Vorwürfe
Merkel will nichts mehr zu ihrer Russland-Politik sagen

Nach dem Massaker von Butscha hatte der ukrainische Präsident Selenski der ehemaligen Bundeskanzlerin Merkel schwere Vorwürfe gemacht. Trotzdem möchte sich die 67-Jährige nicht mehr zu ihrer Russland-Politik äussern.
Publiziert: 06.04.2022 um 15:01 Uhr
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Aktualisiert: 06.04.2022 um 16:22 Uhr

Die ehemalige deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (67) plant derzeit trotz wiederholter Aufforderungen keine weiteren öffentlichen Äusserungen zu ihrer Russlandpolitik.

Die bisherigen schriftlichen Stellungnahmen Merkels in diesem Zusammenhang «haben unverändert Gültigkeit. Deshalb ist eine darüber hinausgehende öffentliche Äusserung der Bundeskanzlerin a.D. derzeit nicht geplant», teilte eine Sprecherin Merkels der Deutschen Presse-Agentur in Berlin am Mittwoch auf Anfrage mit.

Zugleich erklärte die Sprecherin, die Rückkehr Merkels von einem privaten Italienaufenthalt sei für diesen Montag geplant. Weitere Informationen gab es nicht. Die Zeitung «La Nazione» hatte Fotos veröffentlicht, die die 67-jährige Politikerin in Florenz in der Toskana zeigten. Darauf zu sehen ist auch ihre Vertraute und Parteifreundin Annette Schavan (66), die frühere Botschafterin am Heiligen Stuhl und Ex-Bildungsministerin. Laut «La Nazione» hatte Merkel die Galleria dell'Accademia besucht, wo die berühmte Skulptur «David» von Michelangelo steht.

Bundeskanzlerin Angela Merkel möchte sich nicht mehr zu ihrer Russlandpolitik äussern.
Foto: AFP
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«Eklatanter Bruch des Völkerrechts»

Merkel hatte den russischen Angriff auf die Ukraine am 25. Februar in einer schriftlichen Erklärung scharf verurteilt und sich hinter die Bemühungen ihres Nachfolgers Olaf Scholz (63) gestellt, Präsident Wladimir Putin (69) zu stoppen. «Dieser Angriffskrieg Russlands markiert eine tiefgreifende Zäsur in der Geschichte Europas nach dem Ende des Kalten Krieges», erklärte Merkel damals auf dpa-Anfrage.

«Für diesen eklatanten Bruch des Völkerrechts gibt es keinerlei Rechtfertigung, ich verurteile ihn auf das Schärfste.» Sie betonte: «Meine Gedanken und meine Solidarität sind in diesen furchtbaren Stunden und Tagen beim ukrainischen Volk und bei der Regierung unter Führung von Präsident Selenski».

Nato-Staaten nahmen Rücksicht auf Russland

Am vergangenen Montag stellte sich Merkel trotz massiver Kritik Selenskis hinter die Entscheidung, die Ukraine 2008 nicht in die Nato aufzunehmen. Merkels Sprecherin hatte in diesem Zusammenhang am Montag erklärt: «Angesichts der in Butscha und anderen Orten der Ukraine sichtbar werdenden Gräueltaten finden alle Anstrengungen der Bundesregierung und der internationalen Staatengemeinschaft, der Ukraine zur Seite zu stehen und der Barbarei und dem Krieg Russlands gegen die Ukraine ein Ende zu bereiten, die volle Unterstützung der Bundeskanzlerin a.D..»

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Selenski hatte Merkel zuvor zu einer Reise nach Butscha aufgefordert, wo in den vergangenen Tagen nach dem Abzug russischer Truppen Hunderte Leichen gefunden wurden. In dem Kiewer Vorort könne sich Merkel – ebenso wie Frankreichs Ex-Präsident Nicolas Sarkozy (67) – ein Bild ihrer gescheiterten Russland-Politik machen.

Beim Gipfel 2008 hatten die Nato-Staaten der Ukraine eine Aufnahme in Aussicht gestellt, dann aber aus Rücksicht auf Russland einen Rückzieher gemacht. Merkel und Sarkozy blockten Forderungen anderer Nato-Partner nach einem raschen Beitritt ab. (SDA)

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