Zwei Tote und zehn Verletzte bei Tragödie bei Zeltlager in Toppenstedt (D)
Am Steuer des Baggers sass der Bürgermeister Stefan I.

Bei einem Baggerunfall in Toppenstedt (D) sind ein Erwachsener und ein Kind gestorben. Der Gitterkorb, in dem die Kinder transportiert wurden, war nicht für den Menschen-Transport zugelassen. Jetzt ist klar: Hinter dem Steuer sass der Bürgermeister von Toppenstedt.
Publiziert: 24.06.2023 um 21:42 Uhr
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Aktualisiert: 27.06.2023 um 09:25 Uhr

Tragisches Unglück im niedersächsische Toppenstedt (D): Bei einer Kita-Abschiedsfeier trafen sich Väter und Kinder, um eine Ausfahrt mit dem Radlader zu machen. Anschliessend wollten sie dort zelten. Ein fünfjähriger Bub und ein Mann (†39) tödlich verunglückt. Zehn weitere Kinder im Alter von vier bis zehn Jahren wurden verletzt, einige von ihnen schwer. Sie sassen in einer etwa 2,50 mal 1,20 Meter grossen Gitterbox, die abstürzte und gar nicht für den Transport von Menschen gedacht war.

Nach und nach kommen immer mehr Details zur Tragödie ans Licht. Hinter dem Steuer des Baggers hat der Bürgermeister von Toppenstedt, Stefan I.* (44, CDU), gesessen. Das berichtet die «Bild», der eine entsprechende Bestätigung der Staatsanwaltschaft Lüneburg vorliegt.

Jetzt ermittelt die Polizei wegen fahrlässiger Tötung gegen Bürgermeister

I. ist Vater von drei Kindern. Zwei davon seien gar bei dem Unglück dabei gewesen. Mindestens eines davon wurde verletzt und werde nach wie vor im Spital behandelt. «Ja, es ist fürchterlich», antwortet der Vater von Stefan I. auf die Frage der Zeitung, ob sein Sohn am Steuer des Radladers gesessen habe. Sein Sohn sei derzeit nicht in der Verfassung, um zu sprechen.

Ein schwerer Unfall in Toppenstedt löste einen Grosseinsatz am Samstagabend aus. Ein Kind und ein Mann sind bei dem Unfall gestorben. (Symbolbild)
Foto: Polizei Harburg
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Neben seinem Amt als Bürgermeister ist I. als Landwirt tätig und geht gerne jagen. «Ich bin sehr naturverbunden, bodenständig und möchte Traditionen bewahren», schreibt I. auf der Webseite der CDU Salzhausen über sich. Er liebe das Dorfleben und die Dorfgemeinschaft und wolle sie als Bürgermeister gerne erhalten und ausbauen.

Ob er das nach diesem Unglück noch tun kann, ist unklar. Wie die Zeitung weiter schreibt, wird gegen I. nun wegen fahrlässiger Tötung ermittelt.

Für Transport von Menschen nicht zugelassen

Von den zehn verletzten Kinder mussten vier mit Helikoptern ins Spital geflogen worden. Wie das «Hamburger Abendblatt» schreibt, erlitten sie unter anderem Knochenbrüche. In Lebensgefahr schwebe niemand mehr.

«Das ist immer die Horrorvorstellung, wenn Kinder betroffen sind», sagt ein Feuerwehrsprecher ein paar Stunden nach dem Unfall zu «Spiegel». «Hier haben sich schon schreckliche Szenen abgespielt. Eltern mussten daran gehindert werden, zur Unfallstelle zu laufen.»

Das Zeltlager war von Vätern als gemeinsame Aktivität mit ihren Kindern privat organisiert worden. Dabei sei eine Gruppe «zur Belustigung» mit dem Radlader über einen Feldweg gefahren worden, sagte der Feuerwehrsprecher. Die späteren Opfer befanden sich in einem Gitterkorb, der mithilfe des Ladearms in die Höhe gefahren wurde – und dann, laut Polizei vermutlich wegen eines gerissenen Hydraulikschlauchs, plötzlich aus etwa drei Metern Höhe in die Tiefe sackte. Einige Insassen seien dabei vermutlich von dem Metallkorb getroffen worden.

Die Polizei geht gemäss ersten Ermittlungen davon aus, dass der Gitterkorb nicht für den Transport von Menschen zugelassen ist. Eine Sprecherin sagt zum NDR, dass normalerweise beispielsweise Kartoffeln darin bewegt werden.

Schwieriger Rettungseinsatz

Der Einsatz sei für die Rettungskräfte einer der schwierigsten überhaupt gewesen, sagte der Notfallseelsorger. Wenn Kinder zu Schaden kommen, sei dies emotional generell immer sehr belastend für die Einsatzkräfte – viele von ihnen seien auch selbst Eltern. «Es zehrt sehr, was man erlebt», sagte der Seelsorger. Insgesamt waren rund 80 Feuerwehrleute, 60 Rettungskräfte und 30 Polizisten bis in die Nacht im Einsatz.

Wie viele Teilnehmer in dem Zeltlager dabei waren, blieb zunächst unklar. Toppenstedt hat gut 2000 Einwohner und liegt rund 35 Kilometer südlich von Hamburg. (SDA)

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