Teure Post aus Italien
So schnell tappen Autofahrer in die Maut-Falle

Zurück aus den Italien-Ferien bekommt so mancher Urlauber böse Post. Es geht um nicht bezahlte Mautgebühren. Hinzu kommt ein ordentlicher Aufschlag durch Inkassobüros oder Anwälte. Dahinter steckt ein System.
Publiziert: 13.09.2023 um 20:55 Uhr
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Aktualisiert: 16.09.2023 um 15:29 Uhr

Pizza, Pasta und viel Dolce Vita: Viele Schweizer zieht es jedes Jahr über den Sommer nach Italien. Neben schönen Erinnerungen landet bei so manchem nach ein paar Wochen oder sogar erst Monaten ein böses Souvenir im Briefkasten: ein Mahnschreiben. Die Mautgebühren für die italienische Autobahn seien nicht bezahlt worden.

Und nicht nur das: Die Kosten sind viel höher als die blosse Maut. Im Auftrag der italienischen Autobahngesellschaften treiben Inkasso-Büros und Anwälte die Gelder ein – und schlagen selbst eine Gebühr obendrauf. Darunter Alessandro Tedesco, der in Deutschland Tausende solcher Mahnbriefe verschickt. Bis zu 10'000 Fälle würden gerade bearbeitet.

Wer nicht aufpasst, fährt aus Versehen auf der falschen Spur. Dann kann es für Italien-Reisende teuer werden.
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Darum greifen die Italiener jetzt durch

Ein lukratives Geschäft für seine Kanzlei. Pro Fall schlägt Tedesco 30 Euro eigene Gebühren drauf. «Allein bei der grössten Autobahngesellschaft, der Autostrada del Italia, gab es vor vier bis fünf Jahren rund 50'000 Fälle, in denen deutsche Autofahrer die Maut nicht bezahlt haben», sagt der Anwalt zu «Focus». Der finanzielle Schaden sei erheblich. «Deswegen haben sich die Betreiber entschlossen, die Maut inzwischen auch grenzübergreifend einzutreiben.»

Das bedeutet: Die Forderungen sind echt und kein Betrug. Dass Autofahrer nicht bemerken, dass sie gerade eigentlich eine Maut zahlen müssten, wenn sie über die Autobahn in Italien fahren, hat mehrere Gründe.

1

Keine erkennbare Mautstelle

Die grossen Autobahnen sind mit einer Mautstelle ausgestattet. Wer weiterfahren will, der muss zahlen. Eine Schranke öffnet sich erst, wenn der Betrag bezahlt oder ein entsprechendes Ticket gelöst wurde. Doch nicht überall in Italien ist das so. Manchmal verweisen nur Schilder darauf, dass eine Gebühr fällig ist. Zum Beispiel auf den drei kleinen Autobahnabschnitten A36, A59 und A60 erfolgt die Maut durch ein elektronisches Erkennungssystem namens Free-Flow. Bezahlen muss man online oder per App – und zwar innerhalb von 15 Tagen nach Registrierung des Kennzeichens. Alternativ kann man an einigen Tankstellen der Region auch bar bezahlen oder ein Konto erstellen, von dem dann das Geld automatisch abgezogen wird.

2

Falsche Spur benutzt

Bei den grossen Mautstellen gibt es auch Spuren, die keine Schranke haben. Sie sind mit «Telepass» ausgeschrieben. Vor den Italien-Ferien können Reisende sich eine kleine Box kaufen, die automatisch die Gebühren zusammenrechnet, die dann bezahlt werden. So spart man sich als Autofahrer das lästige Warten vor der Schranke. Doch wer keinen Telepass hat, darf nicht einfach durchfahren. Sonst wird es teuer.

3

Fehler mit der Kreditkarte

An vielen Mautstellen kann man inzwischen mit Kreditkarte zahlen. Doch nicht immer funktioniert das reibungslos. Es kann passieren, dass zwar eine Quittung ausgedruckt wird und die Schranke sich öffnet, die Zahlung aber nicht geklappt hat. Auf der Quittung wird dies auch vermerkt und die Gebühr muss nachgezahlt werden.

4

Teure Innenstädte

In den Innenstädten von Mailand, Bologna und Palermo müssen zu gewissen Zeiten Tickets gekauft werden, um diese Zonen zu befahren. Wer keine Genehmigung dafür hat, zahlt 100 Euro pro Ein- und Ausfahrt. (jmh)


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