Terror in Deutschland
Die Akte des Ansbach-Bombers

Er wolle töten, sagt Mohammad Daleel (27) im Bekennervideo zum Anschlag am Sonntag. Als der IS-Terrorist um Asyl bat, klang das noch ganz anders, zeigen seine Akten.
Publiziert: 26.07.2016 um 08:58 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 14:01 Uhr
Ein Polizist fotografiert die Wohnung des Bomben-Attentäters.
Foto: Reuters
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«Ich will keine Waffen gegen Menschen tragen», sagt Mohammad Daleel (27) im August 2014 bei seinem Asylantrag in Deutschland. Zwei Jahre später sprengt er sich vor einem Openair in Ansbach (D) in die Luft. Der Syrer stirbt, 15 Menschen werden verletzt.

Auf dem Handy des Attentäters wird später ein Bekennervideo gefunden: Er habe «Deutsche töten wollen, weil sie sich dem Islam in den Weg stellen und Muslime töten.» Der Flüchtling bezieht sich auf Abu Bakr al-Baghdadi, den Anführer der Terrormiliz «Islamischer Staat».

Er studierte Jura

Nun prüfen die Ermittler jedes Detail, dass sie über den Mann wissen. Daleel gab den Behörden in Zirndorf (D) am 24.August 2014 Auskunft über sein Leben – Der Zeitung «Bild» liegen diese Aufzeichnungen vor. Der junge Mann sagte er sei Sunnit und komme aus Aleppo in Syrien, wo er ein Semester Jura studierte. Nebenbei habe er in der Seifenfabrik des Vaters gearbeitet. «Eine Rakete hatte unser Haus beschädigt, ich wurde schwer verletzt in die Türkei gebracht.» Er sei dann aber nach Syrien zurückgekehrt – weil er sein Versuch nach Europa zu kommen, scheiterte.

«Ich fürchte mich vor dem Tod»

Mehrfach sei er von der Regierung und al-Qaida festgenommen worden, weil er Videos von Demonstrationen publik machte. «Ich fürchte mich vor dem Tod und Demütigung. Ich will keine Waffen gegen Menschen tragen. Ich habe Angst vor einer Rückkehr nach Syrien, weil ich zu einem Mörder werden könnte.»

Dieses Bild soll laut der Terrororganisation IS den Ansbach-Attentäter Mohammad Daleel darstellen.

«Meine Frau und meine Kinder sind gestorben. Sie wurden von Splittern verletzt. Mein Haus wurde bombardiert», sagte Mohammad Daleel laut Protokoll. Die Regierung habe seine Familie ins Gefängnis gesperrt. Zu Vater Yousef (70) und Mutter Kamilia (62) habe er keinen Kontakt.

2013 verliess er Syrien

Am 16.Juli 2013 habe er die Heimat verlassen und sei mit einem Sammeltaxi in die Türkei gereist. Via Schlepper sei er weiter nach Bulgarien, wo er dann im September 2013 einen Asylantrag stellen musste. 

In Sofia und Lubimedz sei er zwei Monate im Gefängnis gewesen. «Ich wurde nicht medizinisch versorgt, obwohl ich Splitter im Körper habe», berichtete der Flüchtling. Er soll er auch geschlagen worden sein. Danach habe er acht Monate in einer Ruine gelebt.

Am 17. April flog er dann von Sofia nach Wien, wo er von österreichischen Behörden aufgegriffen wird. Drei Tage später beantragt er Asyl in Österreich – und reiste am 5.Juli trotzdem weiter nach München.

Daleel versuchte sich zwei Mal zu töten

Sein Asylantrag aus Bulgarien wurde im Dezember 2014 abgelehnt. Daleel klagte gegen die Abschiebung beim Verwaltungsgericht. Am 18. Februar 2015 wurde sie vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) ausgesetzt wegen zwei Suizidversuchen. «Dabei ritzte er sich oberflächlich die Arme», sagte Polizei-Vizepräsident Roman Fertinger gestern.

So kam der Syrer zu einer sogenannten «Duldung» – die rund eine Woche später wieder aufgehoben wurde. Erneut ordnete das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge eine Abschiebung an. Daleel wurde am 13. Juli 2016 mitgeteilt, dass er innerhalb von 30 Tagen das Land verlassen muss. (kra)

Terror-Miliz: Täter war «Soldat des Islamischen Staates»

Der Attentäter von Ansbach war dem IS-Sprachrohr Amak zufolge ein «Soldat des Islamischen Staates». Das teilte Amak am Montag im Internet mit. Der Attentäter sei Aufrufen gefolgt, Länder anzugreifen, die an der Allianz zur Bekämpfung des IS beteiligt seien.

Kurz zuvor hatte der bayerische Innenminister Joachim Herrmann bei einer Pressekonferenz (Bild) erklärt, der Attentäter habe in einem Video seine Zugehörigkeit zum so genannten Islamischen Staat (IS) bekannt und den Anschlag als Vergeltung für die Tötung von Muslimen bezeichnet.

Der Täter hinter dem Bombenanschlag von Ansbach reiste am 3. Juli 2014 erstmals nach Deutschland ein, erklärt Bayerns Innenminister Herrmann. Ein Abschiebungsantrag verzögerte sich wegen psychischer Labilität des Syrers. Er war deshalb zwischenzeitlich auch in einer Klinik zur Behandlung.

Bei der Durchsuchung der Asylunterkunft wurden Benzin, Salzsäure, Alkoholreiniger, Lötkolben, Drähte und Kieselsteine gefunden, sagt die Polizei.

Die Fülle von weiterer Materialien gefunden worden, die zum Bau weiterer Bomben geeignet gewesen wären, darunter Lötkolben und Batterien, sagte Herrmann. Der Sprengsatz, mit dem sich der Attentäter in die Luft sprengte, enthielt viele Metallteile und scharfkantige Bleche, um so möglichst viele Menschen zu verletzen.

Auf dem Handy des Attentäters wurde ein Bekennervideo gefunden: Er habe «Deutsche töten wollen, weil sie sich dem Islam in den Weg stellen und Muslime töten.» Der Flüchtling beziehe sich auf Abu Bakr al-Baghdadi, den Anführer der Terrormiliz «Islamischer Staat».

Aufgrund des Videos sehen es die Ermittler als erwiesen, dass es sich um einen Anschlag mit islamistischem Hintergrund handelt.

Der deutsche Bundesinnenminister Thomas de Maizière kündigte als unmittelbare Reaktion an, die Polizeipräsenz im öffentlichen Raum nochmals zu erhöhen. Direkt an die Bevölkerung wendet er sich mit den Worten: «Jeder dieser Fälle ist einer zu viel. Trotzdem ist Besonnenheit gerade in der aktuellen Lage eine wichtige Tugend.»

Der Attentäter von Ansbach war dem IS-Sprachrohr Amak zufolge ein «Soldat des Islamischen Staates». Das teilte Amak am Montag im Internet mit. Der Attentäter sei Aufrufen gefolgt, Länder anzugreifen, die an der Allianz zur Bekämpfung des IS beteiligt seien.

Kurz zuvor hatte der bayerische Innenminister Joachim Herrmann bei einer Pressekonferenz (Bild) erklärt, der Attentäter habe in einem Video seine Zugehörigkeit zum so genannten Islamischen Staat (IS) bekannt und den Anschlag als Vergeltung für die Tötung von Muslimen bezeichnet.

Der Täter hinter dem Bombenanschlag von Ansbach reiste am 3. Juli 2014 erstmals nach Deutschland ein, erklärt Bayerns Innenminister Herrmann. Ein Abschiebungsantrag verzögerte sich wegen psychischer Labilität des Syrers. Er war deshalb zwischenzeitlich auch in einer Klinik zur Behandlung.

Bei der Durchsuchung der Asylunterkunft wurden Benzin, Salzsäure, Alkoholreiniger, Lötkolben, Drähte und Kieselsteine gefunden, sagt die Polizei.

Die Fülle von weiterer Materialien gefunden worden, die zum Bau weiterer Bomben geeignet gewesen wären, darunter Lötkolben und Batterien, sagte Herrmann. Der Sprengsatz, mit dem sich der Attentäter in die Luft sprengte, enthielt viele Metallteile und scharfkantige Bleche, um so möglichst viele Menschen zu verletzen.

Auf dem Handy des Attentäters wurde ein Bekennervideo gefunden: Er habe «Deutsche töten wollen, weil sie sich dem Islam in den Weg stellen und Muslime töten.» Der Flüchtling beziehe sich auf Abu Bakr al-Baghdadi, den Anführer der Terrormiliz «Islamischer Staat».

Aufgrund des Videos sehen es die Ermittler als erwiesen, dass es sich um einen Anschlag mit islamistischem Hintergrund handelt.

Der deutsche Bundesinnenminister Thomas de Maizière kündigte als unmittelbare Reaktion an, die Polizeipräsenz im öffentlichen Raum nochmals zu erhöhen. Direkt an die Bevölkerung wendet er sich mit den Worten: «Jeder dieser Fälle ist einer zu viel. Trotzdem ist Besonnenheit gerade in der aktuellen Lage eine wichtige Tugend.»

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