Taktik der Ukraine unterscheidet sich massiv von der Russlands
Selbst Jungoffiziere haben an der Front Entscheidungsmacht

Bei der Taktik der Ukraine und jener von Russland gibt es massive Unterschiede. Während Putins Streitkräfte noch auf Sowjet-Strukturen setzen, können selbst ukrainische Jungoffiziere auf dem Schlachtfeld Entscheidungen treffen.
Publiziert: 14.10.2022 um 01:35 Uhr
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Aktualisiert: 14.10.2022 um 11:08 Uhr

Seit acht Monaten herrscht Krieg zwischen der Ukraine und Russland. Bei Wolodimir Selenskis (44) Streitkräften zeichnet sich eine Strategie ab, die die Unfähigkeit der russischen Streitkräfte ausnutzt.

Laut dem «Wall Street Journal» ermutigt die ukrainische Kommandostruktur jüngere Offiziere, Entscheidungen auf dem Schlachtfeld zu treffen. Diese Autorität wurde genutzt, um Schwächen des Gegners schnell auszunutzen.

Russen bremsen sich selbst aus

Während die Ukraine diese Schnelligkeit nutzt, werden die Russen durch die eigenen Strukturen ausgebremst. Denn es werde weiterhin die Entscheidungsfindungsstruktur aus der Sowjetzeit genutzt.

Die ukrainische Strategie an der Front unterscheidet sich deutlich von jener der Russen.
Foto: AFP
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Befehle kommen aus Moskau, die Befehlskette ist lang und nicht flexibel. An der Front haben die einzelnen Offiziere und Soldaten kaum die Möglichkeit, selbst Initiative zu ergreifen. Oleksiy Danilov (60), Sekretär des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrates der Ukraine, bestätigt die Vorteile der ukrainischen Strukturen an der Front.

Ukrainer nutzen Modell aus dem Westen

«Ein junger Kommandeur kann je nach Situation Entscheidungen treffen und übernimmt die Verantwortung für sich selbst, für seine Soldaten und für das Territorium», sagt Danilov zum «Wall Street Journal». Diese Strategie habe man durch die Einführung eines Kommando- und Kontrollmodells aus dem Westen erzielt.

Ohne jene Modelle – und Waffen – wäre es für die Ukrainer wohl schwierig gewesen, den Russen strategisch überlegen zu sein. Das russische Militär ist nach wie vor stark, jedoch unflexibel.

Putin hat kein «agiles Militär»

Eliot Cohen (66), Militärhistoriker und Stratege am Center for Strategic and International Studies in Washington, sagt zur Zeitung, die Russen seien in der Lage, grosse Entscheidungen zu treffen, «aber ich würde sie bei weitem nicht als agiles Militär bezeichnen».

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Auch die Ukraine weiss, dass diese Taktik für sie extrem wichtig ist. «Ohne die hohe Mobilität wären wir nicht in der Lage gewesen, die Russen bei ihren Manövern zu überlisten», so Mykola Bielieskov, Mitarbeiter am nationalen Institut für Strategische Studien in Kiew. (euc)


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