Streit zwischen Pristina und Belgrad eskaliert
Kosovo erhöht Einfuhrzölle für serbische Produkte auf 100 Prozent

Die Regierung Kosovos will Produkte aus Zentralserbien stärker besteuern. Medienberichten zufolge wurden die Einfuhrzölle auf 100 Prozent erhöht.
Publiziert: 21.11.2018 um 15:51 Uhr
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Aktualisiert: 21.11.2018 um 17:06 Uhr

Der Streit zwischen den verfeindeten Balkan-Staaten eskaliert: Kosovo will die Zölle auf serbische Produkte massiv erhöhen. Die Rede ist von einer Erhöhung von 10 auf 100 Prozent, berichten «Blic» und «Gazeta Express». Kosovos Ministerpräsident Ramush Haradinaj sagte, dass die Entscheidung «im Interesse der kosovarischen Bürger» liege. Die Zölle gelten auch für Produkte aus Bosnien-Herzegowina.

Grund der Eskalation dürfte die Blockade Serbiens gegen Kosovos Interpol-Beitritt sein. Die Interpol-Generalversammlung hatte am Dienstag in Dubai zweimal über die Aufnahme des Westbalkanlandes abgestimmt und beide Mal wurde die notwendige Zweidrittelmehrheit nicht erreicht, wie Medien übereinstimmend berichteten.

Pristina bedauerte das Ergebnis, Belgrad feierte das Beitritts-Nein für Kosovo als «Sieg». Serbien hatte im Vorfeld intensiv gegen eine Aufnahme des Kosovo interveniert.

Verhältnis wird schwieriger

Serbien hat alarmiert auf den Entscheid der kosovarischen Regierung reagiert, die Zölle für Waren aus Serbien zu verdoppeln. Präsident Aleksandar Vucic soll aus diesem Grund den Nationalen Sicherheitsrat sowie getrennte Treffen mit den Botschaftern Chinas, Russlands, der EU sowie der Quinta (USA, Grossbritannien, Frankreich, Deutschland und Italien) angesetzt haben. Nicht betroffen von den Zöllen sind Waren, die von ausländischen Betrieben in Serbien hergestellt werden.

Die serbische Nachrichtenagentur Tanjug wertete die Entscheidung der Regierung in Pristina als «grösste politische Herausforderung und schwierigste Situation» seit der Verkündung der kosovarischen Unabhängigkeit im Februar 2008.

Beobachter gehen davon aus, dass die massive Zollerhöhung das Verhältnis zwischen Belgrad und Pristina weiter belasten wird. Der von der EU vermittelte Dialog zwischen den beiden Balkanstaaten über die Normalisierung ihrer Beziehungen war schon zuvor in eine Krise geraten.

Der Kosovo hatte überhaupt erst vor 15 Tagen Zölle auf Waren aus Serbien und Bosnien-Herzegowina in Höhe von 10 Prozent eingeführt. Der heute fast nur noch von Albanern bewohnte Kosovo hatte sich 2008 von Serbien abgespalten. Belgrad erkennt seine ehemalige Südprovinz nicht als eigenen Staat an. (pma/SDA/ajf)

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