Streit im Uno-Sicherheitsrat um Fall Skripal
«Das wird London noch bereuen»

Am Donnerstag trafen sich Russland und Grossbritannien im Uno-Sicherheitsrat, um den Anschlag auf Ex-Spion Sergej Skripal zu besprechen. Doch die Diskussion führte nur zu Drohungen.
Publiziert: 06.04.2018 um 01:34 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 18:07 Uhr

In der Affäre um den vergifteten russischen Ex-Doppelagenten Sergej Skripal sind Russland und Grossbritannien im Uno-Sicherheitsrat heftig aneinander geraten. Der russische Uno-Botschafter Wassili Nebensia sprach von einem «absurden Theater».

Die Regierung in London spiele mit dem Feuer, wenn sie Russland vorwerfe, hinter dem Anschlag auf Skripal und seine Tochter zu stehen, sagte Nebensia am Donnerstag. «Wir haben unseren britischen Kollegen gesagt, dass sie das noch bereuen werden.»

Russland habe mit der Vergiftung der Skripals nichts zu tun. «Russland hat kein Patent auf (den Kampfstoff) Nowitschok», sagte Nebensja. «Es geht nur darum, unsere politische Legitimität grundsätzlich in Frage zu stellen.»

Der russische Uno-Botschafter Wassili Nebensja warf Grossbritannien «schmutzige Spiele» vor.
Foto: AP Photo/Mary Altaffer
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Russland wirft London «Goebbels-Methoden» vor

Russland, auf dessen Antrag der Uno-Sicherheitsrat zusammentrat, wehrt sich gegen den Vorwurf des Westens, hinter dem Angriff auf Skripal und dessen Tochter zu stecken. «Hätten Sie nicht eine bessere erfundene Geschichte präsentieren können?», fragte Nebensia.

Der russische Uno-Botschafter sprach von einem «Propaganda-Krieg», der gegen sein Land angezettelt werde. Ziel sei es, Russland «zu diskreditieren und zu delegitimisieren». Mit Blick auf den Propagandaminister im nationalsozialistischen Deutschland sprach Nebensia von «Goebbels-Methoden».

Im Einklang mit internationalen Konventionen gehandelt

Grossbritannien verteidigte dagegen sein Vorgehen. Britische Polizisten hätten das Nervengift an der Tür von Skripals Haus in Salisbury sichergestellt. «Wir glauben, dass das britische Vorgehen jeder Untersuchung standhält. Wir haben nichts zu verstecken ... aber ich befürchte, dass Russland etwas zu befürchten haben könnte», sagte die britische Uno-Botschafterin Karen Pierce.

Pierce sagte weiter, London habe vollkommen im Einklang mit internationalen Konventionen gehandelt. Ihr Land lasse «sich nicht in Sachen Moral oder hinsichtlich unserer Verantwortung von einem Land belehren, das so viel getan hat, um die angemessene Aufklärung von Chemiewaffen-Einsätzen in Syrien zu verhindern».

Putin als Drahtzieher verdächtigt

Skripal und seine Tochter Julia waren am 4. März im englischen Salisbury vergiftet worden. Die britische Regierung macht Moskau für den Giftanschlag verantwortlich; Russland weist jede Verantwortung zurück.

Einem Zeitungsbericht zufolge hat der britische Geheimdienst ein russisches Militär-Forschungslabor als Quelle des Giftes identifiziert. Die Zeitung «Times of London» berief sich auf ein Treffen des britischen Geheimdienstes mit Verbündeten. Dabei hätten die Geheimdienstler erklärt, das Gift Nowitschok sei in einer Militäreinrichtung im Südwesten Russlands produziert worden, hiess es in dem Bericht.

Der Fall hat zu der schwersten diplomatischen Krise zwischen Russland und Grossbritannien sowie zahlreichen weiteren westlichen Staaten seit dem Kalten Krieg geführt. Viele westliche Staaten wiesen russische Diplomaten aus, worauf Russland ebenfalls mit Ausweisungen reagierte. Die Sitzung des Uno-Sicherheitsrats am Donnerstag wurde von Russland beantragt. (SDA)

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