Mexikanische Strände werden schon von Algen geplagt
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Sorgen um den Tourismus:Mexikanische Strände werden schon von Algen geplagt

Stinkende, verrottende Masse gefährdet Tourismussaison
Gärender Algenteppich doppelt so breit wie die USA hat Florida erreicht

Ein gigantischer Algengürtel, der sich von Afrika bis nach Amerika erstreckt, driftet in Richtung des Golfs von Mexiko. Wissenschaftler warnen, dass die Algenmassen bis zum Sommer riesige Küstenstriche erreichen – und ein stinkendes Problem schaffen.
Publiziert: 20.03.2023 um 04:38 Uhr
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Aktualisiert: 20.03.2023 um 17:25 Uhr

Ein riesiger Algenteppich, der zweimal so breit ist wie das Festland der USA, steuert auf Florida und andere Küsten im Golf von Mexiko zu. Rund 6,1 Millionen Tonnen des Seegrases der Gattung Golftange drohen, stinkende und möglicherweise schädliche Algenhaufen an die Stränden zu spülen – dies zum Auftakt der Tourismussaison. Die Behörden sind nervös. Die Algen färben das türkisblaue Wasser braun und bedecken die weissen Sandstrände. Zudem sind sie nicht ungefährlich.

Golftange sind eine artenreiche Gattung der Braunalgen, die entweder festwachsend oder freischwimmend weltweit in wärmeren Meeren vorkommen. Sargassum – eine bestimmte Art von Seetang – bildet seit langem grosse Blüten im Atlantik. Wie CNN berichtet, haben Wissenschaftler seit 2011 massive Anhäufungen beobachtet. Die diesjährige Blüte soll zur grössten aller Zeiten werden und sich über mehr als 8000 Kilometer von den Küsten Westafrikas bis zum Golf von Mexiko erstrecken.

Der genaue Grund für das plötzlich explosive Wachstum der Algen ist unklar. Das übermässige Wachstum könnte mit dem Einfliessen von Stickstoff und Phosphor aus grossen Flüssen wie dem Amazonas, dem Kongo oder dem Mississippi in die Ozeane zusammenhängen, zitiert die «New York Times» den Meeresforscher Brian Lapointe von der Florida Atlantic University.

Ein Strand in Florida. Strandgänger müssen durch Haufen an angeschwemmten, verfaulendem Seetang zu waten.
Foto: AP
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Schon Kolumbus beschrieb den Tang

Erste Ausläufer der Algenwolke wurden in Key West an der Südostspitze der USA, an Stränden der mexikanischen Halbinsel Yucatan sowie auf Karibikinseln angespült, berichteten Meeresforscher der Universität von Südflorida. Wenn die Algen an Land kommen verwesen sie, setzten das nach faulen Eiern stinkende Gas Schwefelwasserstoff frei. Dieses kann in geringer Konzentration Augen und Atemwege reizen. In hoher Konzentration führt H₂S innerhalb von Sekunden bis Minuten zu Kollaps, Bewusstlosigkeit, Atemlähmung und Herzversagen.

Zudem könnten in den Algen enthaltene Kleinstlebewesen Hautausschlägen hervorrufen. Forscher warnen zudem davor, die Algen zu verzehren oder sie als Dünger zu verwenden. Der Tang könnte grosse Mengen an Schwermetallen wie Arsen oder Kadmium enthalten.

Schon der italienische Entdecker Christoph Kolumbus (1451-1506), der 1492 Amerika entdeckte, hatte Sargassum im 15. Jahrhundert beschrieben. Für Seeleute deutete Seegras auf flache Gewässer hin. Sie fürchteten, mit Kolumbus' Schiff Santa Maria in den Algen zu verfangen und auf Grund zu laufen. Kolumbus schrieb während der windstillen Flaute, dass er sogar um die Rückkehr nach Spanien fürchtete. (kes)

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