Steinreich, jähzornig und machthungrig
Der Merkel-Abwracker Friedrich Merz soll deutscher Kanzler werden

Friedrich Merz hat es endlich geschafft: Er ist Kanzlerkandidat der CDU/CSU. Damit kann er gleichzeitig seine Rachegelüste an Ex-Kanzlerin Angela Merkel stillen und einen langgehegten Traum erfüllen. Eine Analyse.
Publiziert: 18.09.2024 um 18:24 Uhr
|
Aktualisiert: 18.09.2024 um 20:48 Uhr

Auf einen Blick

Die Zusammenfassung von Blick+-Artikeln ist unseren Nutzern mit Abo vorbehalten. Melde dich bitte an, falls du ein Abo hast.
BlickMitarbeiter06.JPG
Chiara SchlenzAusland-Redaktorin

Eins muss man Friedrich Merz (68), Chef der deutschen CDU, lassen: Er hört nicht auf, für seine Träume zu kämpfen. Nun haben sich über 20 Jahre des Wartens, des Zähnezusammenbeissens endlich gelohnt. Am Dienstag hiess es nämlich: «Merz machts!» Der Politiker ist endlich das, was er immer sein wollte: Kanzlerkandidat der CDU/CSU. Damit geht nicht nur sein innigster Traum in Erfüllung – auch die Rache an CDU-Ikone Angela Merkel (70) ist perfekt.

Merz und seine vielen Makel – Scholz freuts

Mit Merz tritt der unbeliebteste der potenziellen Kanzlerkandidaten der CDU/CSU an – auch der weitaus beliebtere CSU-Chef Markus Söder (57) und der NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (49) standen zur Verfügung. Immerhin ist Merz auf der unteren Hälfte der Beliebtheitsskala in guter Gesellschaft. Mit Olaf Scholz (66) tritt der CDU-Politiker gegen den unpopulärsten Kanzler der deutschen Geschichte an. Scholz lässt sich davon aber nicht einschüchtern: Merz sei sein «Wunschgegner», meint er am Dienstag. Der SPD-Kanzler setzt auf Pleiten, Pech und Pannen beim Kandidaten Merz. Und die gibt es zur Genüge.

Am Dienstag verkündete der CSU-Chef Markus Söder (r.), dass CDU-Chef Friedrich Merz (l.) der offizielle Kanzlerkandidat der CDU/CSU für die Bundestagswahlen 2025 ist.
Foto: IMAGO/dts Nachrichtenagentur
1/8

Der Unionspolitiker ist zwar ein guter Redner – neigt aber zur Impulsivität. Oft verliert er bei Debatten im Bundestag die Fassung. Er arbeitete für den umstrittenen Finanzgiganten Blackrock, besitzt ein Privatflugzeug, ist steinreich – damit kann sich der normale deutsche Bürger nicht so recht identifizieren. Die Gretchenfrage lautet aber: Kann Merz überhaupt Kanzler? Schliesslich hat er noch nie regiert – keine Gemeinde, kein Bundesland, schon gar keine ganze Nation.

CDU-Chef Friedrich Merz wurde zum Kanzlerkandidaten nominiert. Damit geht für ihn ein langgehegter Traum in Erfüllung.
Foto: AP

Merz brachte CDU wieder auf konservativen Kurs

Allerdings muss Merz hoch angerechnet werden, dass er die CDU zu neuem Glanz verhalf. Seit er im Februar 2022 zum Parteichef ernannt wurde, stieg die Zustimmung der CDU von unter 20 Prozent auf über 30 Prozent. Die Früchte seiner Arbeit erntete die Partei bei den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen Anfang September. Im Gegensatz zu den drei Regierungsparteien SPD, FDP und Grüne konnte die CDU als Einzige dem Erfolg der AfD und des BSW standhalten. Wie das? Indem Merz die Überbleibsel der Merkel-Regierung – die er selbst als «vertane Jahre» abtat – demontierte und den Weg zurück zum Konservatismus fand.

Für Merz ist die Rolle des Kanzlerkandidaten nicht nur der bisherige Höhepunkt seiner politischen Karriere – sie ist an erster Stelle die ultimative Rache an seiner politischen Erzfeindin Merkel. Als starkes Indiz für Merz' überaus kritischen Blick gilt bis heute ein ZDF-Interview, das Merz im Oktober 2019 gegeben hatte. Damals kritisierte er Führungsstil der Kanzlerin scharf, warf ihr «Untätigkeit» vor und erklärte, die Regierung sei «grottenschlecht». Woher die Abneigung? Merkel nahm ihm 2002 den Fraktionsvorsitz der CDU/CSU ab – und verbannte Merz damit für Jahrzehnte in die Bedeutungslosigkeit.

Mit wem will Merz koalieren?

Über 20 Jahre später hat er es also zurück an die Spitze der deutschen Politik geschafft. Doch vor ihm liegt noch über ein Jahr Wahlkampf. In dieser Zeit muss er eine wichtige Frage beantworten: Mit wem würde Merz regieren, wenn er nächstes Jahr zum Kanzler gewählt wird? Für Merz kommt eine Zusammenarbeit mit der in Teilen rechtsextremen AfD nicht infrage. Mit anderen Parteien wolle er aber bereits vor den Bundestagswahlen im September 2025 über mögliche Zusammenarbeiten sprechen. «Wir müssen relativ schnell zeigen, dass eine demokratische Wahl, die zu einem Regierungswechsel führt, etwas bewirkt», sagte Merz. Die versteckte Message: Man wolle auf keinen Fall so enden, wie die aktuelle Regierung – von Streitereien zerrissen.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Liebe Leserin, Lieber Leser
Der Kommentarbereich von Blick+-Artikeln ist unseren Nutzern mit Abo vorbehalten. Melde dich bitte an, falls du ein Abo hast. Noch kein Blick+-Abo? Finde unsere Angebote hier:
Hast du bereits ein Abo?