Staatsschulden
Warum lassen die Reeder Griechenland im Stich?

Die griechischen Reeder scheffeln Milliarden. In ihrer Heimat liefern sie aber praktisch keine Steuern ab. Obwohl Griechenland im Schuldensumpf versinkt. Im übrigen Europa wächst der Ärger: Die EU-Steuerzahler befürchten, dass sie am Ende die Schulden der Griechen bezahlen müssen.
Publiziert: 03.02.2015 um 18:02 Uhr
|
Aktualisiert: 07.10.2018 um 10:20 Uhr
Vermögen 3 Milliarden Euro: Stavros Niarchos jun. (29) mit Model Jessica Hart (28).
Foto: AP
1/5
Von Guido Felder

In Deutschland erhöhen nun Politiker von CDU/CSU den Druck. Deren Bundestags-Fraktionsvize Michael Fuchs sagt in der Zeitung «Bild»: «Es ist höchste Zeit, dass Griechenland seine Reeder besteuert.» Und sein Fraktionskollege Karl-Georg Wellmann doppelt nach: «Bevor den Deutschen in die Tasche gegriffen wird, sollten sich die Griechen lieber an ihre Milliardäre halten.»

Aber: Die griechische Verfassung garantiert, dass die Gewinne der etwa 700 Reeder-Familien steuerfrei sind. Diese Gewinne betragen rund 17 Milliarden Euro im Jahr. Die Superreichen freuts: Mit Hilfe der Steuerfreiheit hat allein die in St. Moritz GR ansässige Niarchos-Familie ein Vermögen von drei Milliarden Euro angehäuft.

Zwar will der neue linke Ministerpräsident Alexis Tsipras die Reeder stärker zur Kasse bitten. Aber die unheilige Allianz mit den Rechtspopulisten um Panos Kammenos kommt ihm in die Quere. Der wehrt sich gegen eine Besteuerung.

Dabei bräuchte Athen das Geld dringend. Es fehlen zwölf Milliarden Euro, um bis Ende März Schuldzinsen, Beamtenlöhne und Renten zu zahlen. Griechenland ist mit 315 Milliarden Euro verschuldet. Allein bei den EU-Ländern stehen die Griechen mit bis zu 160 Milliarden in der Kreide.

Manfred Weber, Vorsitzender der EVP-Fraktion im EU-Parlament, sagt zu BLICK: «Wir sind offen für Vorschläge der griechischen Regierung, die zu mehr Steuergerechtigkeit führen.» Ein Dorn im Auge ist ihm auch die Unzuverlässigkeit der griechischen Regierung. So lässt diese die mit der EU vereinbarte Kontrolle durch die Troika nicht mehr zu.

Weber hält grundsätzlich fest: «Die Regierung muss als Erstes die zwischen Griechenland und den Euro-Staaten getroffenen Vereinbarungen anerkennen. Ohne diese klare Zusage sind Gespräche über die Zukunft schwer denkbar.»

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?