«Spucken auf Wagner»
Streit zwischen Kreml und Prigoschin eskaliert weiter

Jewgeni Prigoschin warf dem Kreml vor, Munitionslieferungen zu blockieren. Das Ministerium dementiert. Der Wagner-Chef schäumt vor Wut.
Publiziert: 22.02.2023 um 11:54 Uhr
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Aktualisiert: 22.02.2023 um 16:16 Uhr
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Jenny WagnerRedaktorin News

«Es sterben doppelt so viele Kämpfer, wie nötig», beschwerte sich Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin (61) in einem Telefonat, das seine Pressestelle veröffentlicht hat. Er warf dem russischen Verteidigungsministerium vor, keine Munition an die private Söldner-Armee zu liefern, die bei den wenigen Siegen in der Ukraine eine entscheidende Rolle gespielt hat. «Die Kacke dampft und Blut wird vergossen – aber sie liefern keine Munition», so Prigoschin.

Dass den Kämpfern in der ukrainischen Stadt Bachmut nicht die notwendige Ausrüstung geliefert werde, könne laut dem Wagner-Chef mit «Verrat am Heimatland» gleichgesetzt werden.

Daraufhin reagierte der Kreml. In einem vom russischen Verteidigungsminister veröffentlichten Statement heisst es am Dienstag: «Alle Aussagen, die angeblich im Namen der Angriffstruppen über den Mangel an Munition gemacht wurden, sind völlig falsch.» Zwar wurden weder Prigoschin selbst noch die Wagner-Truppe namentlich erwähnt. Doch seine Vorwürfe dürften dem Verteidigungsministerium nicht gefallen haben.

In einem Video vom 16. Februar klagten Wagner-Söldner über fehlende Munition.
Foto: Telegram
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«Versuche, das enge Zusammenspiel und den Unterstützungsmechanismus zwischen den Einheiten der russischen Gruppierung aufzuspalten, sind kontraproduktiv und kommen dem Feind nur zugute», schreibt das Verteidigungsministerium.

«Ministerium spuckt auf Wagner»

Der Wagner-Chef reagiert sofort. «Da wir den Schriftverkehr mit dem Verteidigungsministerium nun öffentlich gemacht haben: Die Wagner-Truppe erhält 80 Prozent der für Kampfeinsätze benötigten Munition nicht.»

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Die Verantwortlichen «spucken mit ihrer Erklärung auf die Wagner-Söldner, die heute Heldentaten in Bachmut vollbringen». Das Verteidigungsministerium würde versuchen, «seine Verbrechen vor den Kämpfern zu vertuschen», wirft er dem Kreml vor.

Munition reicht für wenige Tage

In seinem Statement hatte das Verteidigungsministerium davor konkrete Zahlen darüber veröffentlicht, wie viel Munition vom 18. bis zum 20. Februar für Raketen, Artillerie und Panzer geliefert wurde. Nach Angaben des Telegram-Kanals Grey Zone, der Prigoschin nahe stehen soll, soll das gerade mal für zwei bis fünf Tage reichen.

Fest steht: Prigoschin ist mit seinen Vorwürfen nicht alleine. Die Wagner-Söldner veröffentlichten Mitte Februar ein Video, in dem sie über fehlende Munition klagten. «Im Moment sind wir völlig von der Munitionsversorgung abgeschnitten», sagt ein Kämpfer. Während Prigoschin und der Kreml sich streiten, verlieren Tausende Soldaten ihr Leben.


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