Seit mehreren Jahren kommt es im Sommer zu Überschwemmungen in Juneau, Alaska. Die Stadt liegt unterhalb des Mendenhall-Gletschers. Der Fluss schwillt an, wird plötzlich zum reissenden Strom und richtet Zerstörung an.
Dieses Jahr ist es allerdings so schlimm wie noch nie: Ein Video zeigt, wie der Pegel steigt und steigt, wie das Wasser immer mehr vom Ufer frisst, Bäume stürzen ins Wasser – und schliesslich auch zwei Häuser. Ein weiteres Haus wird schwer beschädigt, ist derzeit unbewohnbar.
Gletschersee so hoch wie nie
Wissenschaftler waren zunächst ratlos, warum der Fluss so plötzlich anschwoll – fanden bald aber die Ursache: Wasser füllt ein Becken weit oben im Mendenhall-Gletscher, das vom Eis blockiert wird. Ist es voll, erzeugt es irgendwann genug Druck, um den Weg durch den Gletscher zu finden – durch einen Riss, durch eine Schwachstelle im Eis. Und der stetige Schmelzwasser-Fluss wird plötzlich zu einem reissenden Strom.
Das kam nun immer wieder vor, doch so heftig wie dieses Jahr war es noch nie. Laut Meteorologen übertraf der Gletschersee die bisherigen Wasserstandsrekorde um fast drei Meter. «Es hat unsere Erwartungen übertroffen», sagt Meteorologe Andrew Park vom nationalen Wetterdienst zur «Washington Post».
Und aufhalten könne man es nicht. «Das Wasser findet einen Weg», sagte Park. «Es findet den schwächsten Punkt.» Unklar ist, ob das Phänomen mit dem Klimawandel zu tun hat. Die meisten Bewohner am Fluss können nach der Evakuierung in die Häuser zurückkehren – bis zur nächsten Schmelze. (neo)