Sogar Polizei muss eingreifen
Ex-«Bild»-Chef rastet bei Billettkontrolle aus

Ex-«Bild»-Chef Julian Reichelt sorgte bei einer Billettkontrolle im Zug für die totale Eskalation. Die Polizei musste eingreifen. Reichelt äussert sich dann selber zur «Kolportage». Eine «Schaffnerin im Machtrausch» habe ihn als Opfer zum Täter gemacht.
Publiziert: 12.03.2023 um 16:49 Uhr
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Aktualisiert: 13.03.2023 um 08:00 Uhr

Julian Reichelt (42), ehemaliger Chefredaktor der deutschen Tageszeitung «Bild», hat aus seiner Verachtung für die Deutsche Bahn noch nie ein Geheimnis gemacht. Auf seinem Youtube-Kanal bezeichnete er sie jüngst verächtlich als den «Trümmerhaufen der Nation» und «das dysfunktionalste, kaputteste und hoffnungsloseste Unternehmen Europas».

Am vergangenen Freitag sorgte der Ex-«Bild»-Boss mit seinem Verhalten in der Bahn sogar für einen Polizei-Einsatz. Wie der «Spiegel» berichtet, soll der Grund eine Billettkontrolle gewesen sein.

Beschwerte sich lautstark über Deutsche Bahn

Der Vorfall hat sich offenbar vergangenen Freitag in einem ICE von Koblenz nach Berlin zugetragen. Reichelt soll in der Ersten Klasse gesessen haben. Er war auf dem Heimweg. Reichelt wohnt und arbeitet in Berlin.

Konnte sich bei der Billettkontrolle nicht ausweisen und setzte deshalb zu einer Tirade an: Der ehemalige «Bild»-Chefredaktor Julian Reichelt.
Foto: Getty Images
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Für Reichelt entwickelte sich die Zugfahrt aber spätestens bei der Billettkontrolle zum Debakel. Der Journalist hatte zwar ein gültiges Ticket, konnte sich aber gegenüber dem Zugpersonal nicht persönlich ausweisen.

Wer nämlich bei der Deutschen Bahn ein Online-Ticket kauft, so wie Reichelt das getan hatte, muss bei der Kontrolle im Zug damit rechnen, ein Ausweisdokument vorweisen zu müssen. Auch einen Führerschein oder abfotografierten Ausweis auf dem Handy hatte Reichelt nicht parat.

Als das Zugpersonal 15 Minuten später erneut bei Reichelt vorstellig wurde, sass dieser immer noch mit leeren Händen da. Daraufhin fing er an, sich lautstark über die Deutsche Bahn zu beschweren.

Laut mehreren Augenzeugen soll Reichelt dabei versucht haben, seinen Promi-Bonus auszuspielen. Das Zugpersonal müsse ihn doch kennen, er sei ja schliesslich einer der bekanntesten Journalisten Deutschlands. Der Zugchef habe Reichelt daraufhin geantwortet, dass er ihn nicht kenne und die Regeln für alle gelten würden.

Nach 15 Minuten liess ihn die Polizei laufen

Als sich Reichelt nicht beruhigen liess, sah sich das Zugpersonal gezwungen, Meldung bei der Bundespolizei zu machen. Diese wartete bereits am Berliner Hauptbahnhof und nahm den Ex-«Bild»-Boss mit, um seine Identität festzustellen.

Reichelt selbst verhielt sich laut einem Augenzeugen unkooperativ und filmte die Polizisten mit seinem Handy. Auf der Polizeiwache soll sich Reichelt dann aber nicht lange aufgehalten haben. Die Beamten hätten ihn nach rund einer Viertelstunde wieder laufen lassen. Mit welchen Konsequenzen er für sein Verhalten rechnen muss, ist nicht klar.

Es ist nicht das erste Mal, dass Reichelt in einem Zug der Deutschen Bahn für Aufsehen gesorgt hat. Im Januar 2022 hatte er sich mit Angestellten darüber gestritten, warum Ungeimpfte einen Schokoladenriegel zwar im Zugbistro, aber nicht im Abteil essen dürften.

Reichelt rechtfertigt sich auf Twitter

Wortreich ergreift der Betroffene am späten Sonntag das Wort und führt auf Twitter im Detail aus, wie er den Fall betrachtet. Er sei «nie in Konflikt mit dem Gesetz geraten», wie der «Spiegel» berichtet habe, «weil ich ein gültiges Ticket hatte». Er habe auch seinen Führerschein vorgelegt, der sei nicht akzeptiert worden.

Weiter enerviert sich Reichelt über falsche Fakten in der Berichterstattung und verspätete Züge. «An der ‹Spiegel›-Geschichte stimmt nachweislich kein einziger Satz, kein einziger Fakt», so Reichelt.

Er spricht von einem «Schwachsinn. Ich habe für diese grauenvolle Bahnfahrt mit zwei Verspätungen und einem verpassten Zug drei Mal bezahlt: als Kunde, als Steuerzahler für das komplett abgewirtschaftete System der Bahn und als Steuerzahler für einen Polizeieinsatz, der ausschliesslich dem Machtrausch einer Schaffnerin diente.» Und von der Deutschen Bahn wurde er dann noch gefragt, wie er mit dem Service zufrieden gewesen sei. (kes/ced)

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