Tessiner (70) ist erster Coronavirus-Patient der Schweiz
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Bund bestätigt:Tessiner (70) ist erster Coronavirus-Patient der Schweiz

So nahe sind die Pharmaunternehmen dran
Die Jagd nach dem Corona-Impfstoff

Mit der Coronavirus-Epidemie ist ein Wettbewerb zwischen Pharmaunternehmen weltweit entbrannt. Wer stellt als Erstes einen wirksamen Impfstoff her? Ganz vorne dabei sind die Amerikaner. BLICK zeigt auf, wie nahe wir an der möglichen Rettung sind.
Publiziert: 26.02.2020 um 02:51 Uhr
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Aktualisiert: 24.11.2020 um 22:20 Uhr
Letztes Wochenende in Berlin: 40'000 Menschen gingen gegen die Corona-Massnahmen auf die Strasse.
Foto: imago
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Es wird von Tag zu Tag schlimmer: Das neuartige Coronavirus breitet sich immer weiter aus. Am Dienstag wurde auch in der Schweiz der erste Corona-Fall bestätigt. Ein 70-jähriger Tessiner liegt in einem Spital in Lugano. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) warnt nun: «Die Wahrscheinlichkeit weiterer Ansteckungen steigt!»

Angesichts der Ausbreitung des neuen Coronavirus erscheint es fraglich, ob die Epidemie bald gestoppt werden kann. Umso wichtiger wäre ein Impfstoff. Mitte Februar einigten sich 400 Experten auf einer Konferenz in Genf, die Suche danach zu beschleunigen. In vielen Ländern wird derzeit an der Entwicklung eines Impfstoffes gearbeitet. Doch wie schnell könnte er einsatzbereit sein?

Der Virologe Gerd Sutter von der Ludwig-Maximilians-Universität in München ist zuversichtlich: «Ich bin insgesamt sehr sicher, dass wir erste experimentelle Impfstoffe noch dieses Jahr sehen werden.» Ob und wann sie an Menschen getestet werden könnten, sei eine andere Sache. «Die Entwicklung eines Impfstoffs ist ein langwieriger, mühsamer Prozess – vor allem die Zulassung und die klinische Prüfung eines Kandidaten.» Gemeinhin werden für die Entwicklung von Impfstoffen etwa 15 Jahre veranschlagt. Für das Mers-Virus, das 2012 auf der Arabischen Halbinsel entdeckt wurde und das auch zu den Coronaviren gehört, wird ein Impfstoff erst seit 2018 klinisch geprüft.

Forscher wollen schnell machen

Bedeutet das, wir müssen Jahre, vielleicht Jahrzehnte auf einen Impfstoff warten? Nicht, wenn es nach einer Vielzahl von Forschern geht. Sie setzen vor allem auf biotechnologische Verfahren – die sollen die Zeit verkürzen, um einen Impfstoffkandidaten für die Prüfung in klinischen Studien bereitzustellen. Dabei werden nicht wie üblich die Viren selbst zur Herstellung eines Impfstoffes benötigt, sondern nur deren genetische Information. Die Sequenz des neuen Virus ist seit Wochen bekannt.

Darin stecken alle Informationen für seine Vermehrung - auch für die Herstellung jener Bestandteile, auf die der Körper nach einer Impfung mit der Bildung von Antikörpern und anderen Abwehrstoffen reagiert. Bei Coronaviren sei das ein Protein der Virushülle, erläutert Sutter. «Das Virus nutzt das Protein, um in menschliche Zellen einzudringen.»

China arbeitet an einem Impfstoff

Auf dieses Protein konzentrieren sich die Impfstoffentwickler. In China arbeitet das Krankenhaus der Shanghaier Tonji Universität gemeinsam mit dem Unternehmen Stermirna Therapeutics an einem mRNA-Impfstoff, wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua meldete. Auch das biopharmazeutische Unternehmen CureVac mit Hauptsitz in Tübingen setzt auf mRNA.

Hintergrund: Die mRNA ist ein DNA-ähnliches Molekül, das in Zellen die Umsetzung der im Erbgut steckenden Informationen in ein Protein vermittelt. Die Bauanleitung für das Hüllprotein von Sars-CoV-2 verpacken die CureVac-Wissenschaftler in Nanopartikel, die die mRNA in die Zellen liefern. Die Zellen bilden dann das Hüllprotein und präsentieren es auf ihrer Oberfläche, woraufhin das Immunsystem mobilisiert wird. «Das Verfahren ahmt ein Konzept der Natur nach», erläutert Mariola Fotin-Mleczek vom CureVac-Vorstand. «Wir erreichen damit eine sehr starke Aktivierung des Immunsystems.»

Sensation in den USA? Diese Pharmaunternehmen sind besonders schnell

So richtig Hoffnung geben Nachrichten aus den USA, die am Dienstag verbreitet wurden. Das «Wall Street Journal» schreibt, dass drei Pharmaunternehmen bereits «in einigen Monaten bis etwa einem Jahr» mit Corona-Studien an Menschen beginnen könnten. Unter den Firmen: Der Pharma-Riese Johnson & Johnson, der eine Impfstofftechnologie verwendet, die den genetischen Code des Coronavirus in einen nicht infektiösen Trägervirus übertragen soll.

Würden solche Tests an Menschen erfolgreich verlaufen, könnte der Coronavirus quasi ausgetrickst werden, so das «Wall Street Journal». Auch die Pharmaunternehmen Sanofi und Inovio mit Sitz in den USA sind an ähnlichen Programmen dran. «Wir wollen Technologien haben, die das Potenzial haben, Dosen bis zu zehn oder sogar Hunderte von Millionen von Dosen zu erreichen. Und wir wollen unser Programm so entwickeln, dass ein gerechter Zugang gewährleistet ist», sagt Richard Hatchett, CEO von der weltweiten «Koalition für Innovationen zur Bereitschaft bei neuen Epidemien» (CEPI), gegenüber der Zeitung.

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Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

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Mühsam wird es hinterher

Die Entwicklung eines Impfstoffkandidaten ist allerdings nur der erste Schritt in Richtung Impfstoff – richtig mühsam wird es hinterher: Zulassung und klinische Prüfung des Kandidaten sind die Entwicklungsphasen, die am meisten Zeit verschlingen. Virologe Stephan Becker von der Universität Marburg ist optimistisch, auch für einen Kandidaten gegen das Coronavirus vergleichsweise schnell die Zulassung für eine klinische Studie zu bekommen – unter anderem weil die eingesetzte Plattform bereits im Zusammenhang mit dem Mers-Impfstoff etabliert wurde.

Aber kann ein Impfstoff rechtzeitig fertig sein, um den Verlauf der aktuellen Epidemie zu beeinflussen? «Wir wissen nicht, wie sich die Epidemie entwickelt», sagt Becker. Wenn sich das Virus etabliere, wäre ein Impfstoff sehr hilfreich. «Ich glaube, das ist gut investiertes Geld.» Momentan sieht es danach aus, dass die US-Pharma-Riesen am schnellsten an der vermeintliche Rettung dran sind. (nim/SDA)

Schutz gegen Coronavirus

Empfehlungen des Bundesamtes für Gesundheit, wie Sie sich selbst schützen können:

Hygienemassnahmen

  • Hände regelmässig mit Wasser und Seife waschen und/oder Desinfektionsmittel nutzen.
  • Nicht in Hände niesen oder husten, sondern Taschentuch oder Armbeuge nutzen. Taschentücher anschliessend sofort korrekt in geschlossenem Abfalleimer entsorgen.
  • Bei Fieber und Husten zwingend zu Hause bleiben.

Kontakt minimieren

  • Zu Hause blieben und Kontakte mit Personen möglichst minimieren. Nur in Ausnahmesituationen aus dem Haus gehen: Lebensmittel einkaufen / Arzt- oder Apothekenbesuch / Homeoffice ist für Ihre Arbeit nicht möglich / Sie müssen anderen Menschen helfen. Kontakt mit Personen vermeiden, die Atembeschwerden oder Husten haben.
  • Wichtig: Keine Begrüssungsküsschen, keine Umarmungen, kein Händeschütteln.
  • 2 Meter Abstand zu Mitmenschen halten, beispielsweise beim Anstehen oder bei Sitzungen.
  • Öffentliche Verkehrsmittel meiden und Lieferdienste nutzen.
  • Bei Symptomen (Atembeschwerden, Husten oder Fieber) nicht in die Öffentlichkeit gehen und umgehend – unbedingt zuerst telefonisch – eine Ärztin, einen Arzt oder eine Gesundheitseinrichtung kontaktieren.

Informiert bleiben

  • An die Regeln und Ansagen der Behörden halten. Infoline Coronavirus: 058 463 00 00, Info-Seite des BAG: bag-coronavirus.ch

Empfehlungen des Bundesamtes für Gesundheit, wie Sie sich selbst schützen können:

Hygienemassnahmen

  • Hände regelmässig mit Wasser und Seife waschen und/oder Desinfektionsmittel nutzen.
  • Nicht in Hände niesen oder husten, sondern Taschentuch oder Armbeuge nutzen. Taschentücher anschliessend sofort korrekt in geschlossenem Abfalleimer entsorgen.
  • Bei Fieber und Husten zwingend zu Hause bleiben.

Kontakt minimieren

  • Zu Hause blieben und Kontakte mit Personen möglichst minimieren. Nur in Ausnahmesituationen aus dem Haus gehen: Lebensmittel einkaufen / Arzt- oder Apothekenbesuch / Homeoffice ist für Ihre Arbeit nicht möglich / Sie müssen anderen Menschen helfen. Kontakt mit Personen vermeiden, die Atembeschwerden oder Husten haben.
  • Wichtig: Keine Begrüssungsküsschen, keine Umarmungen, kein Händeschütteln.
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  • Bei Symptomen (Atembeschwerden, Husten oder Fieber) nicht in die Öffentlichkeit gehen und umgehend – unbedingt zuerst telefonisch – eine Ärztin, einen Arzt oder eine Gesundheitseinrichtung kontaktieren.

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  • An die Regeln und Ansagen der Behörden halten. Infoline Coronavirus: 058 463 00 00, Info-Seite des BAG: bag-coronavirus.ch
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