Sie hatte eine halbe Million Folllower
Tiktok-Star erschossen – sie postete Tanzvideos

Wer im Irak gegen die «öffentliche Moral» verstösst, lebt gefährlich: Eine landesweit bekannte Tiktokerin wurde nun vor ihrem Haus erschossen.
Publiziert: 28.04.2024 um 02:14 Uhr
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Aktualisiert: 28.04.2024 um 09:47 Uhr

Ghufran Mahdi Sawadi hatte eine halbe Million Follower auf Tiktok und beglückte diese mit aus westlicher Sicht harmlosen Videos mit Tänzen zu traditioneller Musik. Oft trug die unter dem Namen Umm Fahad auftretende junge Frau dabei figurbetonte Kleidung.

Jetzt ist sie tot, offenbar gezielt erschossen vor ihrem Haus in Bagdad. Ein Mann, der sich als Essenslieferant ausgab, stoppte mit dem Motorrad in der Nähe ihres Autos, wie ein Überwachungsvideo zeigt. Die Bilder zeigen, wie er zum Wagen läuft, die Tür öffnet und ohne zu zögern auf die Frau schiesst. Eine Freundin, die mit ihr im Auto sass, wurde verletzt.

Sie sass sechs Monate im Gefängnis

Die irakischen Behörden versprachen laut CNN, «ein Team zu bilden, um die Umstände des Mordes zu untersuchen». Allerdings steckte die Regierung die Tiktokerin erst vergangenes Jahr für sechs Monate in den Knast.

Umm Fahad, die eigentlich Ghufran Mahdi Sawadi heisst, wurde vor ihrem Haus erschossen.
Foto: Sceenshot

Grund: «Videos mit unanständiger Sprache, die die Sittsamkeit und die öffentliche Moral untergraben.» Die Regierung hatte eine Kampagne namens «Baligh» (Bericht) gestartet, um Social Media von für sie «unanständigen» Inhalten zu befreien. Die Behörden erhoffen sich durch diese Aktion, dass die Bevölkerung in den sozialen Medien Inhalte meldet, die «nicht mit der öffentlichen Moral vereinbar» sind.

Ghufran Sawadi war nicht die einzige Tiktokerin, die bei der Aktion verhaftet wurde. Andere wurden gezwungen, sich öffentlich für ihre Videos zu entschuldigen und sie zu löschen.

Mehrere Influencerinnen erschossen

In jüngerer Zeit geriet Ghufran Sawadi erneut in die Schlagzeilen, als eine lokale Bloggerin Ghufran sexuelle Beziehungen zu hochrangigen irakischen Regierungsbeamten vorwarf – und versprach, die Beweise offenzulegen.

Der Fall erlangte mediale Relevanz und führte zu mehreren Entlassungen im Innen- und Verteidigungsministerium.

Sawadi ist nicht die erste Influencerin, die im Irak erschossen wurde. Im Jahr 2018 ermordeten Unbekannte die 22-jährige Tara Fares. Und im September 2023 fiel die Tiktokerin Noor Alsaffar einem Anschlag zum Opfer. Alsaffars «Verbrechen»: Sie postete Videos über Mode, Haare und Make-up und tanzte zu Musik. (neo)

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