Raketenangriff auf den Bahnhof in Kramatorsk
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Viele Tote und Verletzte:Raketenangriff auf den Bahnhof in Kramatorsk

Selenski im Interview nach Raketenangriff in Kramatorsk
«Ja, ich fühle Hass gegenüber Russland»

Wolodmir Selenski spricht in einem Interview mit der deutschen Zeitung «Bild» über Kramatorsk, das Leid von Kindern und einen europäischen Staatschef, der Beweise für das Massaker von Butscha sehen will.
Publiziert: 09.04.2022 um 00:45 Uhr
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Aktualisiert: 09.04.2022 um 04:55 Uhr

Am Tag, als in der ukrainischen Stadt Kramatorsk mindestens 52 Menschen durch einen russischen Raketenangriff starben und 109 verletzt wurden, traf die deutsche Zeitung «Bild» Wolodimir Selenski (44) zum Interview an einem unbekannten Ort.

In den ersten Kriegstagen habe er immer nasse Augen gehabt, sagt der ukrainische Präsident. Besonders die toten Kinder zu sehen, sei unerträglich. Aber heute? «Ich kann nicht mehr weinen», sagt Selenski, und spricht damit seine Reaktion auf die Massaker in Kramatorsk und Butscha an.

«Du denkst an die Eltern der toten Kinder»

Trotzdem hat er sehr starke Emotionen: «Ja, ich fühle Hass gegenüber Russland, gegenüber russischen Soldaten. Wenn ich diese Bilder vor meinen Augen sehe. Ermordete Kinder ohne Beine, ohne Arme. Es ist ein Groll, es ist fürchterlich.»

Diese Rakete schlug in der Stadt Kramatorsk ein.
Foto: IMAGO/Cover-Images
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Als Vater denke er in solchen Momenten an seine eigenen Kinder, sagt Selenski. Momente wie der Schulabschluss, oder die Hochzeit. «Da denkst du an die Eltern der toten Kinder. Dann denkst du daran, dass sie diese Momente mit ihren Kindern nie erleben werden.»

EU-Staatschef will Beweise für Butscha sehen

Das Schlimmste, was er in den letzten Tagen gehört habe, sei aber etwas anderes gewesen. Ein führender EU-Politiker habe von ihm Beweise sehen wollen, dass die Kriegsverbrechen in Butscha nicht inszeniert waren. Also genau die Rhetorik, die sonst der Kreml anwendet. Der «Bild»-Journalist fragte nach, ob es sich bei diesem EU-Politiker um einen europäischen Regierungschef handle. Selenski: «Ja.» Den Namen will er nicht nennen.

Der 44-jährige Ukrainer sagt, er würde sich nach wie vor mit Wladimir Putin (69) an den Tisch setzen: «Nur er alleine entscheidet, wann dieser Krieg endet».

«Nicht sicher, ob ich zu diesem Menschen noch einmal zurückkehren werde»

Wie schwer der Krieg Selenski mitnimmt, zeigt sich auch an Bildern, die den Präsidenten am Tag vor der Invasion und bei einem Besuch in Butscha zeigen, als er Leichen von Zivilisten sah. 41 Tage liegen zwischen den Aufnahmen, Selenski wirkt aber, als sei er zehn Jahre gealtert.

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Darauf angesprochen, sagt Selenski: «Das sind zwei verschiedene Menschen. Es ist zum Vorteil von unserem Land. Aber ich bin mir nicht sicher...ob ich zu diesem Menschen noch einmal zurückkehren werde.» (vof)

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