Selbstmord-Kommando des IS
Über 140 Tote bei Anschlägen auf Moscheen im Jemen

Im Jemen nahmen IS-Schergen heute drei Moscheen ins Visier. Über 100 Gläubige wurden bei den Selbstmordattentaten getötet.
Publiziert: 20.03.2015 um 14:27 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 20:51 Uhr
120 Menschen wurden bei den Anschlägen getötet, über 300 verletzt.
Foto: Reuters
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Mehrere Selbstmordattentäter haben sich in Jemens Hauptstadt Sanaa während der Freitagsgebete in zwei Moscheen in die Luft gesprengt. Über 140 Menschen kamen laut der Huthi-Miliz ums Leben, mehr als 350 wurden verletzt.

Der lokale Ableger der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bekannte sich zu den Anschlägen. Sie seien nur «die Spitze des Eisbergs», teilten die Dschihadisten in Video- und Audiobotschaften mit. Wie der Anschlag diese Woche auf das Nationalmuseum in Tunesien ist auch diese Attacke die erste der Terrormiliz im Jemen und das blutigste Attentat seit Jahren.

Ein Sprecher des Präsidialamts in Washington sagte, die USA könnten nicht bestätigen, dass die Anschläge wirklich auf das Konto der IS-Terrormiliz gingen. Es gebe keine klare Verbindung zwischen den Attentätern und der IS-Miliz.

Drei Moscheen attackiert

Nach Angaben von Rettungskräften und Augenzeugen sprengte sich zunächst ein Attentäter in der Badr-Moschee im Süden von Sanaa in die Luft. Ein zweiter Attentäter zündete seinen Sprengsatz, als die Gläubigen aus dem Gotteshaus flohen.

Ein weiterer Selbstmordanschlag richtete sich gegen die Al-Haschusch-Moschee im Norden der Hauptstadt. Beide Moscheen werden von Anhängern der schiitischen Huthi-Miliz besucht.

Auch in der Huthi-Hochburg Saada im Nordjemen wollten die IS-Dschihadisten ein Attentat auf eine Moschee verüben. Der Angreifer konnte allerdings aufgehalten werden. Er sprengte sich vor dem Gebäude in die Luft, nebst ihm kamen keine weiteren Personen ums Leben.

Huthi-Miliz an der Macht

Die Huthi-Miliz war seit Sommer vergangenen Jahres auf Sanaa vorgerückt, im Januar übernahm sie mit der Einnahme des Präsidentenpalastes die Kontrolle über die Hauptstadt. Sie zwang Präsident Hadi zum Rücktritt und stellte ihn unter Hausarrest. Auch das Parlament wurde für aufgelöst erklärt.

Hadi gelang Ende Februar die Flucht in die südliche Hafenstadt Aden, die zweitgrösste Stadt des Landes. Dort zog der international anerkannte Präsident seine Rücktrittserklärung zurück und erklärte Aden zur neuen Hauptstadt.

Am Donnerstag erreichte der Machtkampf zwischen Hadi und der Huthi-Miliz auch Aden. Bei Kämpfen zwischen Anhängern und Gegnern des Präsidenten um die Kontrolle des Flughafens wurden mindestens elf Menschen getötet und mehr als 50 weitere verletzt. Ein Kampfflugzeug griff Hadis Residenz an. Der Präsident sprach von einem «gescheiterten Putschversuch».

Im Jemen herrschen seit Jahren politisches Chaos und Gewalt. Die sunnitische Terrororganisation Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel (AQAP) ist dort seit längerem schon in den Machtkampf involviert.

Sie sorgt im Jemen seit Jahren für eine angespannte Sicherheitslage. Das schürt nicht zuletzt Sorgen bei den anderen Golfstaaten, allen voran beim Nachbarn Saudi-Arabien, der Jemen könnte als Staat scheitern und zum sicheren Hafen für radikale Gruppen wie Al-Kaida oder dem IS werden. (SDA/lha)

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