Carola Rackete: «Struktureller Rassismus der europäischen Behörden»
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«Sea-Watch»-Kapitänin mahnt:Carola Rackete: «Struktureller Rassismus der Behörden»

«Sea-Watch»-Kapitänin kritisiert Frontex
Carola Rackete: «Struktureller Rassismus der europäischen Behörden»

Vor einem Jahr fuhr «Sea-Watch»-Kapitänin Carola Rackete mit 40 Flüchtlingen an Bord in den Hafen von Lampedusa ein. Heute kritisiert sie ihren Helden-Status und greift die EU-Grenzschutzorganisation Frontex an.
Publiziert: 29.06.2020 um 00:01 Uhr
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Aktualisiert: 29.06.2020 um 07:45 Uhr

Die deutsche «Sea-Watch»-Kapitänin Carola Rackete hat EU-Behörden in der Migrationspolitik Rassismus vorgeworfen. Zum Jahrestag ihrer unerlaubten Einfahrt mit Migranten an Bord in einen italienischen Hafen sagte sie: «Ich hatte das Gefühl, dass wir nicht nur zum Retten auf See sein mussten, sondern auch als Zeichen des Widerstands gegen den strukturellen Rassismus der europäischen Behörden.» Dieser sei in der EU ebenso ein Problem wie in den USA. Mit Blick auf die EU-Grenzschutzagentur Frontex sagte sie: «Das ganze Konzept dieser Agentur besteht darin, die rassistische Grenzpolitik der europäischen Staaten durchzusetzen.»

Rackete war am 29. Juni vorigen Jahres mit 40 Migranten an Bord in den Hafen von Lampedusa eingefahren, obwohl die Regierung in Rom dies verboten hatte. Sie wurde vorübergehend festgenommen. Der Streit mit dem damaligen Innenminister Matteo Salvini schlug international hohe Wellen. Rackete wurde bei vielen zum Sinnbild der Menschlichkeit.

Will sich nicht als Heldin sehen

Dass sie und andere Retter als Helden dargestellt würden, sei «eine zutiefst problematische Erzählung», sagte Rackete. Sie entziehe den Geretteten «das Rampenlicht und schafft fälschlicherweise die Illusion, dass manche Menschen einzigartig oder anders sind». Sie wolle nicht im Mittelpunkt stehen. «Es ist nicht nötig, dass eine Weisse als vermeintliche 'Stimme der Stimmlosen' die Bühne betritt.»

Vor einem Jahr brachte die «Sea Wat Sea-Watch mit Kapitänin Carola Rackete 40 Flüchtlinge in Lampedusa an Land.
Foto: keystone-sda.ch
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Frontex wehrte sich gegen die Vorwürfe. «Frontex hilft, die Grenzen für Hunderte von Millionen Menschen in ganz Europa zu sichern, und in den vergangenen Jahren haben wir dazu beigetragen, Hunderttausende von Menschenleben auf See zu retten», sagte ein Sprecher. Eine Handvoll Seenotrettungs-Aktivisten würde sich nun der #BlackLivesMatter-Bewegung in den USA anschliessen, um ihre eigene Agenda voranzutreiben, die auf «vorsätzlicher Unkenntnis der Fakten» beruhe. Frontex bezog sich damit nicht direkt auf Rackete, sondern auf die Twitter-Bewegung #DefundFrontex, die sich gegen die EU-Agentur stellt und dafür ist, ihr Zuschüsse zu entziehen. (SDA/vof)

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