Schweizerin erlebt Horror-Unfall in Tansania mit 25 Toten
Joële Zeller (51) kam lebend aus diesem Wrack!

Die Waadtländerin ist eine der Überlebenden des tragischen Busunglücks, das sich im Februar in Tansania ereignete. Im Gespräch mit Blick erzählt sie, was sie dort erlebt hat und wie sie sich seither zurück ins Leben kämpft.
Publiziert: 10.05.2024 um 00:38 Uhr
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Aktualisiert: 10.05.2024 um 08:31 Uhr
Ellen De Meester und Gina Krückl

Zwölf gebrochene Rippen, zwei Beckenrisse, ein Hirnhämatom und diverse innere Blutungen: Drei Tage lang schwankt Joële Zeller (51) zwischen Leben und Tod. Sie ist eine der Überlebenden des Horror-Unfalls in Tansania mit 25 Toten. Zwei Monate danach lädt die Mutter von fünf Kindern Blick in ihr Zuhause in Mathod VD ein und erzählt von dem wohl schlimmsten Tag in ihrem Leben.

Unglück fordert 25 Tote

Es ist der 24. Februar 2024. Joële Zeller nimmt an einer zweiwöchigen Tansania-Reise einer christlichen Studenten-Gruppe teil. Sie sitzt ganz hinten in einem der beiden Busse, mit dem die 36 Studierenden unterwegs sind. Ihr Mann Guy sitzt im anderen Bus. «Ich weiss noch, dass ich eine Nachricht an meine älteste Tochter geschickt habe», erzählt Zeller. «Das ist das Letzte, an das ich mich erinnere. Bis ich eine Woche später in der Intensivstation in Lausanne aufgewacht bin.»

Joële Zellers Bus fährt auf den staubigen Strassen von Arusha, Tansania, nur 20 Meter hinter Guys Bus. Plötzlich kracht ein schwer beladener Lastwagen wegen Bremsproblemen in Joëles Bus. Der Bus wird bis auf das Heck komplett aufgerissen. Weitere Autos kollidieren mit dem verunfallten Bus. 25 Menschen sterben, zehn davon sassen in Joëles Bus. Die acht anderen Businsassen überleben schwer verletzt. Eine von ihnen ist Joële.

Kaum zu glauben: Die Schweizerin kam lebend aus diesem Wrack.
Foto: Simulizi Na Sauti
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Keine eigenen Erinnerungen

An den Unfall kann sich Zeller nicht erinnern. Sie weiss nur, was ihr andere erzählt haben. Sie sei von Passanten aus den Trümmern gezogen worden, vor Schmerzen stöhnend und mit blutverschmiertem Haar. «Mein Mann fand mich am Boden liegend. Ich wiederholte immer wieder, dass ich Schmerzen habe.» Dann wurde sie von Passanten auf einem Lendenschurz zu einem Auto getragen und in die Notaufnahme gebracht.

Anschliessend wird sie von der Rega in die Schweiz gebracht und dort eine Woche nach dem Unfall operiert. «Mir tat alles weh, ich war völlig durcheinander.» Doch geblieben sind auch positive Gefühle: «Ich erinnere mich vor allem an die Erleichterung, meine Familie wiederzusehen.»

Seitdem sind über zwei Monate vergangen. Zeller ist mittlerweile wieder zu Hause, fährt wieder Auto und geht täglich zwei bis fünf Kilometer zu Fuss. Sie nimmt kein Schmerzmittel mehr, obwohl sie noch immer Schmerzen hat. Gemäss ihrem Physiotherapeuten sei sie ein Wunder, erzählt sie. Doch wie kommt man nach einem solchen Erlebnis wieder auf die Beine?

Grosse Unterstützung

Für Joële Zeller war vor allem die grosse Unterstützung aus ihrem Umfeld ausschlaggebend: «Eine meiner Töchter hat eine Whatsapp-Gruppe gegründet, um unsere Angehörigen über mich auf dem Laufenden zu halten.» Über 1250 Personen hätten sich angemeldet – und damit das Limit der App erreicht. «Wir sind seit 26 Jahren aktive Mitglieder unserer Gruppe, die jungen Menschen und Familien auf mehreren Kontinenten Hilfe bringt. Tausende von Menschen haben für uns gebetet. Ich habe mich zu keinem Zeitpunkt allein gefühlt.»

An Zellers Finger glänzt seit kurzem ein neuer Ring, den sie als Erinnerung an den Unfall gekauft hat: «Er steht für meinen Bund mit dem Leben. Die vielen Herzen darauf symbolisieren die Menschen, die ich zwar verloren habe, die aber bei mir bleiben. Und die Menschen, die ich wieder lieben kann.» So wolle sie auch in Zukunft ihr Leben angstfrei leben und geniessen. «Ich freue mich auf das Leben, noch mehr als zuvor.» Und bald werde sie nach Afrika zurückkehren. 

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