Deutschland und Italien ist die anstehende Skisaison wegen des Coronavirus ein Dorn im Auge. Angesichts der Krise wollen bei unserem nördlichen Nachbar Bund und Länder eine abgestimmte europäische Regelung erreichen, um Skitourismus bis zum 10. Januar zu unterbinden. Darauf verständigten sich die Ministerpräsidenten der Länder am Mittwoch mit Kanzlerin Angela Merkel (66), wie aus ihrem Beschlusspapier hervorgeht. «Die Bundesregierung wird gebeten, auf europäischer Ebene darauf hinzuwirken, dass bis zum 10. Januar Skitourismus nicht zugelassen wird», bestätigt sie in ihrer Regierungserklärung am Donnerstagmorgen.
Auch Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte (56) hatte sich für eine länderübergreifende Regelung ausgesprochen und vorgeschlagen, mit der Saisoneröffnung bis zum 10. Januar zu warten. Unterstützung erhält er zudem vom französischen Präsidenten Emmanuel Macron (42). Im Streit um die Eröffnung der kommenden Wintersportsaison unter Corona-Bedingungen haben die Regionen im Norden Italiens aber eine Unterredung mit der Regierung in Rom gefordert.
Kurz findet länderübergreifende Regelung «übertrieben»
Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz (34) lehnt hingegen eine länderübergreifend spätere Öffnung der Wintersportgebiete ab. Öffnungsschritte in allen Bereichen, darunter der Sport, würden von den Staaten unterschiedlich gehandhabt, sagte Kurz am Mittwoch auf eine Frage bei einer Pressekonferenz in Wien. «Das hängt immer mit den Infektionszahlen zusammen, und zwar den Infektionszahlen bei uns in Österreich.» Österreich setzt darauf, mit Lockdown und Massentests die Corona-Zahlen im Dezember zu senken. «Wir werden es nochmal versuchen», sagte Merkel in Bezug auf die Verhandlungen mit Österreich.
Dass es internationale Abstimmungen dazu gebe, sei «übertrieben», sagte Kurz. Einige Länder hätten lediglich einen Wunsch geäussert. «Ich hab sowohl mit dem Kommissionspräsidenten als auch dem Ratspräsidenten darüber gesprochen und ich hatte da den Eindruck, dass die Europäische Union jetzt nicht die Aufgabe sieht, hier Details für gewisse Länder vorzugeben.»
Im Wallis bleiben die Pisten offen
In der Schweiz ist von einem ähnlichen Verbot bisher nicht die Rede. Das Wallis verspricht gar offene Pisten: «Im Wallis wird über die Festtage Ski gefahren und in Restaurants gegessen, egal was Italien macht. Italien, Frankreich und Deutschland sprechen sich offensichtlich ab. Die Schweiz ist aber nicht in der EU und somit auch gar nicht betroffen», sagt CVP-Staatsrat Christophe Darbellay (49) dem «Walliser Boten».
Der Schweizer Tourismusbranche steht dennoch eine schwierige Wintersaison bevor. Trotz vielen Vorkehrungen zur Erhöhung der Sicherheit in Zeiten der Corona-Pandemie verharren die Buchungen auf einem tiefen Niveau. Nun kommt der internationale Druck von den Nachbarstaaten hinzu.
Doch ist es aus medizinischer Sicht überhaupt sinnvoll, ein ganzes Skigebiet zu sperren? «Wenn ein Corona-Konzept gewährleistet wird, könnten Skigebiete schon öffnen», sagt Eva Schernhammer, Leiterin der Epidemiologie an der Med-Uni Wien zum «Standard». Dafür müsste die Anzahl der Menschen begrenzt sowie ein Hygienekonzept für Sessellifte und Warteschlagen erstellt werden. Auch für die Unterbringungen und den Transport wären Sicherheitskonzepte notwendig. Schwieriger sei es bei Gondeln. Hier kann sich Schernhammer nicht vorstellen, wie ein Covid-Konzept aussehen könnte. (szm/SDA/man)