Schock-Zahlen aus Aleppo
96 tote Kinder in fünf Tagen

Aleppo geht im Bombenhagel unter: Getroffen werden die Schwächsten.
Publiziert: 29.09.2016 um 18:28 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 21:05 Uhr

Die Waffenruhe war für Aleppos Bewohner nur eine kurze Verschnaufpause: Seit deren Ende letzter Woche erreichen die Gefechte eine neue Stufe der Brutalität. Allein in den letzten Tagen sind in der syrischen Rebellenhochburg 96 Kinder getötet und mehr als 220 verletzt worden, meldet Unicef.

Zwei Spitäler stellten nach Bombardements von russischen und Regierungstruppen den Betrieb ein. Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon sagt: «Sogar ein Schlachthaus ist humaner». In Aleppo, einst eine stolze Millionenstadt, befinden noch rund 250'000 Zivilisten – 100'000 davon sind Kinder.

«Sie sitzen fest, sie können nicht entkommen», sagt Alun McDonald von der Organisation «Save the Children» zur «New York Times». «Das ist ein Grund, warum so viele Minderjährige unter den Todesopfern sind.»

Unsäglich traurig: «Weisshelme» tragen den leblosen Körper eines kleinen Mädchens aus den Trümmern im Sakhour-Quartier in Aleppo.
Foto: AFP
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Das Bild des 5-jährigen Omran, der ein Bombardement überlebt hat, ging um die Welt und veranschaulicht das Leid der Hilflosesten in diesem Bürgerkrieg.

Nach dem Bombenhagel sind die Spitäler im Osten Aleppos mit Verletzten überfüllt. Unicef beklagt, das Gesundheitssystem stehe vor dem Zusammenbruch. Nur noch rund 30 Ärzte seien verblieben und so gut wie keine Ausrüstung oder Medizin. «Die Kinder in Aleppo sind in einem lebendigen Albtraum gefangen", sagte Vizechef Justin Forsyth gemäss Agentur SDA.

Die Rebellengebiete im Osten Aleppos waren in den vergangenen Tagen den heftigsten Luftangriffen seit Beginn des Bürgerkriegs 2011 ausgesetzt. Mehr als 260 Menschen wurden bei den Bombardements getötet. Geflogen werden die Angriffe von syrischen und russischen Kampfjets. Syrien und Russland stufen die überwiegend islamistischen Aufständischen in Aleppo als Terroristen ein.

Russland will nur zweitätige Waffenruhe

Die Verhandlungen zwischen Russland und den USA machen wenig Hoffnung auf eine langfristige Lösung: Heute gab Moskau bekannt, lediglich für eine zweitägige Feuerpause bereit zu sein – mehr gäbe den «Terroristen» Zeit, sich zu sammeln.

Die USA fordern die Einhaltung der mit Russland vereinbarten Pausen von sieben Tagen. Moskau will im Gegenzug, dass die USA für eine Trennung von gemässigter Opposition und Terrorgruppen sorgen.

Zuvor hatte US-Aussenminister John Kerry gedroht, die Syrien-Gespräche abzubrechen, sollte Russland die Angriffe auf Aleppo nicht stoppen. (rey/sda)

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