Schock-Urteil in Nordkorea
12 Jahre Straflager für Schüler – weil sie eine Serie schauten

Seltenes Filmmaterial, das BBC Korea erhalten hat, zeigt, wie in Nordkorea zwei Teenager öffentlich zu 12 Jahren Zwangsarbeit verurteilt werden, weil sie Serien aus Südkorea angeschaut haben.
Publiziert: 19.01.2024 um 16:26 Uhr

Verhaftet, verurteilt und für zwölf Jahre ins Arbeitslager gesteckt: Weil sich zwei nordkoreanische Teenager eine Serie aus Südkorea (K-Drama) anschauten, wurden sie festgenommen. Ein Video, das der Sender BBC Korea erhalten hat, zeigt die Verurteilung. 

Das Material wurde laut der BBC schon 2022 aufgenommen. Aufnahmen, wie diese sind in Nordkorea selten, da das Land die Veröffentlichung von Fotos, Videos und anderen Beweisen für das Leben im Land eigentlich nicht zulässt und strikt verbietet.

Den beiden 16-Jährigen werden in einem Stadion voller junger Menschen Handschellen angelegt. Die uniformierten Beamten tadeln die Jungs dafür, dass sie nicht «gründlich über ihre Fehler nachgedacht haben».

Zwei Jugendliche wurden in Nordkorea festgenommen.
Foto: SAND Institute
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Staatliche Propaganda wird immer wieder wiederholt

In Nordkorea sind südkoreanische Sendungen, genauso wie alle anderen ausländischen Inhalte, verboten. Trotzdem sind einige bereit, schwere Strafen zu riskieren, um Zugang zu südkoreanischen Serien zu erhalten. K-Dramas haben weltweit ein grosses Publikum. 

In dem Video ist ein Sprecher zu hören, der die staatliche Propaganda wiederholt. «Die Kultur des verrotteten Marionettenregimes hat sich sogar auf Teenager ausgeweitet», sagt die Stimme, offenbar in Anspielung auf Südkorea. «Sie sind erst 16 Jahre alt, aber sie haben ihre eigene Zukunft ruiniert», heisst es in dem Clip weiter. Auch die Namen der Jungen werden von den Beamten genannt und ihre Adressen veröffentlicht. 

«Bewunderung für Südkorea könnte zur Schwächung führen»

In der Vergangenheit gab es in Nordkorea Dutzende ähnliche Vorfälle. In der Regel wurden die Jugendlichen aber «nur» zu fünf Jahren Straflager verurteilt. Im Jahr 2020 erliess Pjöngjang jedoch ein Gesetz, nach dem das Ansehen oder Verbreiten südkoreanischer Unterhaltungsprogramme mit dem Tod bestraft werden kann.

Die Direktorin des Sand Institutes, das sich mit der Entwicklung von Nord- und Südkorea, auseinandersetzt, sagte gegenüber der BBC: «Die Bewunderung für die südkoreanische Gesellschaft könnte zu einer Schwächung des Systems führen. Das widerspricht der monolithischen Ideologie, die die Nordkoreaner dazu bringt, die Kim-Familie zu verehren.»

In den 2000er-Jahren gelangten immer mehr Inhalte von der südkoreanischen Seite in den Norden. Zunehmend wurden die Entertainment-Inhalte vom Regime jedoch als Bedrohung wahrgenommen. (ene)

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