Säuberungswelle von Xi Jinping?
Chinas Verteidigungsminister seit Wochen verschwunden

Li Shangfu (65) ist weg – seit zwei Wochen fehlt vom chinesischen Verteidigungsminister jede Spur. Offenbar ist ein Disziplinarverfahren gegen ihn eröffnet worden.
Publiziert: 14.09.2023 um 02:31 Uhr
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Aktualisiert: 15.09.2023 um 14:32 Uhr

Ist er das nächste Opfer von Präsident Xi Jinpings (70) Säuberungswelle? Verteidigungsminister Li Shangfu sprach am 29. August an einem Sicherheitsforum in Peking, referierte laut der «Nikkei» über die «beispiellosen Herausforderungen», vor denen die Menschheit derzeit stünde.

Seither: Funkstille.

Das sorgt nun für Spekulationen, war es doch in der Vergangenheit ein untrügliches Zeichen, dass die untergetauchte Person den Posten verlassen musste. Auch um Aussenminister Qin Gang (57) herrschte wochenlanges Rätseln – bis seine Ablösung Ende Juli bekannt gegeben wurde.

Li Shangu bei seiner Rede Ende August in Peking.
Foto: keystone-sda.ch
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Ungewöhnlicher Kommentar

Xi Jinping hat ausserdem einen hochrangigen Beamten der Raketenstreitkräfte der Armee entlassen. Nun scheint Li Shangfu an der Reihe – fürchtet sich Xi Jinping um den Rückhalt in der Armee? Oder geht es um Korruption, wie die Zeitung «Nikkei» vermutet?

Rahm Emanuel (63), US-Botschafter in Japan, feuerte mit in diplomatischen Kreisen ungewöhnlicher Direktheit gegen Peking. Auf X, ehemals Twitter, verglich er die Personalpolitik von Xi Jinping mit dem Agatha-Christie-Roman «And Then There Were None» («Und dann waren keine mehr da»).

Offenbar Verfahren gegen ihn eröffnet

Rahm schrieb: «Zuerst wird Aussenminister Qin Gang vermisst, dann die Kommandanten der Raketenstreitkräfte, und jetzt wurde Verteidigungsminister Li Shangfu seit zwei Wochen nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen. Wer wird diesen Arbeitslosenwettlauf gewinnen? Chinas Jugend oder Xis Kabinett?».

Die chinesische Autorin Jennifer Zeng berichtet auf X, basierend auf ihren Quellen sei gegen Li Shangfu von der Zentralkommission für Disziplinarinspektion ein Disziplinarverfahren eröffnet worden. Grund: Sein Sohn sei ins Ausland abgeworben oder «korrumpiert» worden sei.

Eine Sprecherin des Aussenministeriums wurde an einer Pressekonferenz von Reportern zur Angelegenheit befragt, antwortete laut «Aargauer Zeitung» aber nur trocken, ihr sei die Angelegenheit «nicht bewusst». (neo)

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