Russland schickt Schüler zu Kim Jong Un
Düsterer Einblick ins Sommerlager in Nordkorea

Ein russischer Teenager darf zweimal an einem nordkoreanischen Ferienlager teilnehmen. Nach seiner Rückkehr erzählt er von seinen Erfahrungen – und den teils bizarren Ritualen.
Publiziert: 12.07.2024 um 20:12 Uhr
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Aktualisiert: 13.07.2024 um 10:59 Uhr
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Fabienne MaagPraktikantin News

Nordkorea gilt als das isolierteste Land der Welt. Nur sehr wenige Nachrichten dringen aus dem von Diktator Kim Jong Un regierten Staat nach aussen, noch weniger gelangen hinein. Umso ungewöhnlicher, dass gleich mehrere ausländische Kinder das Land betreten durften.

Ende Juli soll eine Gruppe russischer Schüler ins Sommercamp nach Nordkorea. Einer, der den Aufenthalt bereits erlebt hat, ist der russische Teenager Yuri Frolov. Eine Fernsehdokumentation, die Nordkorea als vom kapitalistischen Nachbarn bedroht darstellte, hatte damals seine Faszination für das Land ausgelöst.

Der russische Teenager Yuri Frolov durfte zweimal ein Sommerlager in Nordkorea besuchen.
Foto: Yuri Frolov
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Auf der Plattform Vkontakte, dem russischen Facebook, schloss er sich einer Gruppe namens «Solidarität mit Nordkorea» an, wie CNN berichtet.

Propaganda und Spiele

Diese Gruppe ermöglichte ihm 2015 und 2016 die Teilnahme am Songdowon International Children's Camp in Wonsan an der Ostküste Nordkoreas. 500 Dollar kostete die gesamte Reise für zwei Wochen. Im Camp angekommen, wurde er hauptsächlich von Kindern aus Laos, Nigeria, Tansania und China empfangen. Wie Frolov erzählt, beschränkte sich der Kontakt zu nordkoreanischen Kindern auf den letzten Tag. Eine bewusste Massnahme, um den Austausch echter Erfahrungen kleinzuhalten.

Das Programm des Sommercamps beinhaltete auf der einen Seite normale Aktivitäten wie Strandausflüge oder Wettbewerbe im Sandburgenbauen. Auf der anderen Seite schildert der Teenager eigenartige Rituale, wie das Putzen der Statuen von den früheren Herrschern Kim Il Sung und Kim Jong Il um 6 Uhr morgens.

«Viele Dinge wirkten künstlich»

Zu den merkwürdigsten Aktivitäten gehörte jedoch ein Videospiel, das alle Kinder im Camp spielten. Dabei mussten sie als Hamster in einem Panzer das Weisse Haus zerstören, wie Frolov weiter schildert.

Trotz der grossen Propaganda blieb der Junge misstrauisch. Vor allem der strenge Zeitplan sowie das eintönige Essen blieben ihm negativ in Erinnerung. Insgesamt verlor er fünf Kilogramm, da er sich die gesamten 15 Tage nur von Reis, Kartoffeln und Brot ernährte.

«Viele Dinge wirkten künstlich, vor allem die Wissenschafts- und Innovationsgebäude. Sie waren nicht überzeugend, nicht einmal für ein Kind», so Frolov zu CNN. Trotzdem fiel seine Bilanz nicht vollends negativ aus: «Es war keine ganz schreckliche Erfahrung. Mir war vor allem langweilig. Abgesehen vom fehlenden Internet fühlte es sich an wie ein ganz normales russisches Ferienlager für Kinder.»

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