Russland rekrutiert Inder für Krieg in der Ukraine
«Der Rest ist tot, keine Ahnung, wo ihre Leichen sind»

Russland rekrutiert für den Krieg in der Ukraine auch ausländische Helfer. Mehrere Inder berichten, sie seien als Touristen in eine Falle gelockt worden.
Publiziert: 28.03.2024 um 19:10 Uhr
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Aktualisiert: 29.03.2024 um 10:22 Uhr

Anfang März ist im Internet ein Video aufgetaucht. Sieben junge Männer aus Indien bitten ihre Regierung darin um Hilfe und erklären, sie seien – ohne es zu wollen – dazu verleitet worden, in Russland Militärdienst zu leisten. Sie würden im Ukraine-Krieg eingesetzt, sagen sie weiter.

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Über das Video berichtet unter anderem der indische TV-Sender NDTV. Gemäss «The Hindu» stammen fünf der Männer aus der indischen Region Punjab, die anderen beiden aus Haryana. Die Inder tragen russische Militäruniformen. Wo die Aufnahme gemacht wurde, ist unklar.

Der deutsche TV-Sender ZDF sprach mit einem der Betroffenen. Der Inder erklärt, er sei in der Nähe der ukrainischen Stadt Tokmak (Bild) stationiert.
Foto: IMAGO/ITAR-TASS/ Sipa USA
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Rundreise nach Weissrussland – ohne Visum

Den indischen Berichten zufolge waren die Männer am 27. Dezember nach Russland gereist, um dort Neujahr zu feiern. Sie hatten demnach ein Visum für 90 Tage. Doch dann hätten sie einen vermeintlichen Tourguide getroffen, der sie auf eine Rundreise nach Weissrussland mitgenommen habe. Das Problem: Für Weissrussland hatten die Inder kein Visum.

«Die Polizei erwischte uns und übergab uns den russischen Behörden, die uns zwangen, Dokumente zu unterschreiben», erklärt einer der Männer im Video. Der Bruder eines Betroffenen erklärt gegenüber NDTV, in den Dokumenten habe es geheissen, dass die Männer entweder eine 10-jährige Haftstrafe akzeptieren oder der russischen Armee beitreten sollten.

«Wir bekommen gar nichts zu essen»

Der deutsche TV-Sender ZDF sprach nun telefonisch mit Gurpreet Singh, einem der Männer, die im Video vorkommen. Es gehe ihm nicht gut, berichtet der Inder. «Ich kam heute von einem Tag an der Frontlinie zurück. Man wird uns wieder dorthin zurückschicken.»

Die Lage sei düster, sagt Singh. «Wir bekommen gar nichts zu essen. Wir alle werden krank.» Es gebe überall Tote. «Wir waren siebzehn, achtzehn Jungs hier, nur drei oder vier sind zurückgekommen. Der Rest ist tot. Keine Ahnung, wo ihre Leichen sind.»

Singh erzählt, er sei in der Ortschaft Sadowe in der Nähe der Stadt Tokmak im Oblast Saporischschja stationiert. Auf die Frage, ob er gezwungen werde, an die Front zu gehen, sagt er: «Ja, sie üben grossen Zwang aus! Sie stossen und treten uns. Wenn einer nicht mitmachen will, wird er geschlagen.»

Gesamtzahl ist unklar

Ein namentlich nicht genannter Mitarbeiter des russischen Verteidigungsministeriums mit indischen Wurzeln erklärte im Februar gegenüber «The Hindu», im vergangenen Jahr seien im Rekrutierungszentrum in Moskau rund 100 Inder als militärische Helfer rekrutiert worden.

Später erklärte der Sprecher des indischen Aussenministeriums, Randhir Jaiswal, dass etwa 20 Inder, die als Unterstützungspersonal bei der russischen Armee arbeiten würden, die indischen Behörden um Hilfe gebeten hätten. Man sei in Kontakt mit den russischen Behörden. Die Gesamtzahl der Inder, die für das russische Militär arbeiten, nannte er nicht. (noo)

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