Russen töten Gefangene
UN besorgt über Hinrichtungen Kriegsgefangener in der Ukraine

Die Vereinten Nationen haben sich «zutiefst besorgt» gezeigt über bekanntgewordene Hinrichtungen Dutzender Kriegsgefangener in der Ukraine seit Beginn des russischen Angriffskriegs vor mehr als einem Jahr.
Publiziert: 24.03.2023 um 18:18 Uhr
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Aktualisiert: 24.03.2023 um 19:17 Uhr

«Das wurde oft unmittelbar nach der Gefangennahme auf dem Schlachtfeld verübt», sagte die Leiterin der UN-Menschenrechtskommission in der Ukraine, Matilda Bogner, am Freitag auf einer Pressekonferenz in Kiew. Zuletzt hatte Anfang März ein Video von einer mutmasslichen Erschiessung eines ukrainischen Kriegsgefangenen durch russische Soldaten international Entsetzen ausgelöst.

Auf russischer Seite würden die Verbrechen oft von der berüchtigten Söldnergruppe Wagner verübt, hiess es. Von 15 bekanntgewordenen Tötungen von ukrainischen Soldaten würden 11 den Wagner-Kämpfern zugeordnet. Zugleich liefen auch ukrainische Untersuchungen zu getöteten Russen: Hier seien fünf Ermittlungen mit insgesamt 22 Opfern bekannt.

Die Vereinten Nationen befragten für ihren Bericht eigenen Angaben zufolge mehr als 400 Menschen auf beiden Seiten, die in Kriegsgefangenschaft sind oder waren. Russland wurde dabei vorgeworfen, den internationalen Beobachtungsteams keinen Zugang zu den ukrainischen Gefangenen zu gewähren.

Ein ukrainischer Soldat der 28. Brigade feuert eine Panzerfaust an der Frontlinie während eines Gefechts mit russischen Truppen in der Nähe von Bachmut ab. Foto: LIBKOS/AP/dpa
Foto: LIBKOS

Von etwas mehr als 200 bereits wieder befreiten Ukrainern habe die Mehrzahl von Misshandlungen vor ihrer Internierung berichtet, hiess es. Bei Verhören seien die Gefangenen vom russischen Militär und Geheimdienst geschlagen, an Strom angeschlossen, angeschossen, mit Messern verletzt und mit Scheinhinrichtungen bedroht worden.

Die Haftbedingungen seien zudem auf russischer Seite sehr schlecht. Mindestens fünf Kriegsgefangene seien aufgrund unzureichender medizinischer Behandlung gestorben, teilten die UN mit. So werde in russischen Internierungslagern etwa systematisch geprügelt. Fünf Kriegsgefangene seien an den Misshandlungen gestorben.

Von 200 interviewten russischen Kriegsgefangenen habe «gut die Hälfte» von Misshandlungen und Folter durch die ukrainischen Streitkräfte oder den Geheimdienst SBU berichtet, hiess es weiter. «Kriegsgefangene wurden geschlagen, in die Beine geschossen, in Gliedmassen gestochen, an Strom angeschlossen, zum Schein hingerichtet, mit sexueller Gewalt oder dem Tod bedroht», sagte Bogner.

Russland ist vor mehr als einem Jahr in die Ukraine einmarschiert und hat seitdem mehrere Gebiete völkerrechtswidrig annektiert. Inklusive der bereits 2014 annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim sind derzeit etwa 20 Prozent des ukrainischen Staatsgebiets von russischen Truppen besetzt.

(SDA)

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