Russe zittert um sein Leben
Schickt Norwegen Ex-Wagner-Kommandanten zurück zu Putin?

Nach einem Streit mit den Behörden wurde Ex-Wagner-Kommandant Andrej Medwedew in Norwegen verhaftet. Nun fürchtet er sich vor einer Abschiebung nach Russland.
Publiziert: 23.01.2023 um 21:18 Uhr

Seit rund einer Woche befindet sich Andrej Medwedew (26) in Norwegen. Der frühere Kommandant der berüchtigten Wagner-Gruppe flüchtete am 13. Januar über die Grenze Russlands. Er wollte nicht mehr in der Ukraine auf Kommando Menschen töten und wähnte sich in Norwegen in Sicherheit.

Doch jetzt muss er um sein Leben fürchten. Es gibt Ärger mit den Behörden. Laut seinem Anwalt wurde Medwedew am Sonntagabend von der Polizei festgenommen und in ein Abschiebegefängnis gebracht, wie die britische Zeitung «Guardian» berichtet.

In einem Telefongespräch mit Reportern der britischen Zeitung habe Medwedew bestätigt, dass er fürchte, nach Russland abgeschoben zu werden. Dort würde vermutlich eine harte Strafe auf den Geflüchteten warten. Kein Wunder: Denn Medwedew will in Norwegen offenbar auspacken und gegen seinen Ex-Chef Jewgeni Prigoschin (61) aussagen.

Andrej Medwedew ist nach Norwegen geflüchtet.
Foto: Youtube/Gulagu.net
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Streit um Lebensumstände

Der enge Vertraute von Präsident Wladimir Putin (70) sorgt mit seinen privaten Söldnern im Ukraine-Krieg für Angst und Schrecken. Eine Aussage gegen den obersten Wagner-Chef und damit die engsten Zirkel rund um Putin ist hochgefährlich. Immer wieder kommen selbst hochrangige russische Personen, die Putin kritisieren, auf mysteriöse Art und Weise ums Leben.

Grund für die Festnahme soll offenbar ein heftiger Streit zwischen Medwedew und den Behörden gewesen sein, teilte der Anwalt des Russen mit. Demnach habe es «starke Meinungsverschiedenheiten» bezüglich der aktuellen Lebensumstände von Medwedew gegeben. Der Wagner-Soldat war bis zu einer Verhaftung unter Polizeischutz gestellt und in einem geheimen Unterschlupf untergebracht.

«Er hielt sich freiwillig in dem Haus auf. Wenn er sich weigert, dort zu bleiben, müssen sie ihn entweder gehen lassen oder in Haft nehmen. Sie haben Letzteres getan», sagte der Anwalt des Söldners gegenüber dem «Guardian». Er werde nun mit der Polizei sprechen und versuchen, eine Lösung zu finden.

Wagner-Chef forderte Festnahme Medwedews

Medwedew gab an, er habe während seiner Zeit in der Ukraine mehrere Hinrichtungen von Dienstverweigerern beobachtet und wolle aussagen. Er ist der erste bekannte Soldat der Wagner-Gruppe, der nach Europa flüchtete und sich bereit erklärt hat, gegen Prigoschin auszusagen.

Der 26-Jährige verliess kurz nach Ablauf seines Vertrags die Stellung der Wagner-Söldner. Kurz nach seiner Flucht ordnete Prigoschin die Festnahme Medwedews an – ohne Erfolg. (zis)


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