Bis September will Italien raus sein aus der Pandemie
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Impfoffensive und Lockdown:Bis September will Italien raus sein aus der Pandemie

42 Millionen im Lockdown
Italiener ab heute wieder in «rote Zonen» eingesperrt

Es sind ehrgeizige Ziele. «Super Mario» und seine Regierung wollen in einem halben Jahr 80 Prozent der Bevölkerung geimpft haben.
Publiziert: 14.03.2021 um 15:59 Uhr
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Aktualisiert: 17.03.2021 um 11:01 Uhr
Myrte Müller

Noch einmal die Zähne zusammenbeissen. Noch einmal einen knallharten Lockdown durchstehen. Dann erstrahlt Licht am Ende des Pandemie-Tunnels. Das zumindest verspricht die Regierung von Mario Draghi (73).

Während ab Montag über 42 Millionen Italiener erneut in «rote Zonen» gesperrt werden, soll zeitgleich der Frontalangriff auf das Corona-Virus und seine tückischen Varianten beginnen.

Mit dem Kampfgeist eines US-Präsidenten Joe Biden (78) will auch «Super Mario», wie der Italiens Premier auch genannt wird, die Massen landesweit impfen. Bis 15. September soll Italien praktisch coronafrei sein.

AstraZeneca ist nur einer von fünf Impfstoffen, die in Italien in den kommenden Monaten verimpft werden sollen. Bis Mitte September sollen 80 Prozent der Italiener gegen Corona immun sein.
Foto: keystone-sda.ch
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Alle sollen bei der grossen Impfoffensive mitmachen

Der Schlachtplan steht: Die Impfstoffe, mit Ausnahme von Biontech/Pfizer, landen auf dem römischen Militärflugplatz von Pratica di Mare. Sie werden über die Post und mit Fahrzeugen der Armee im ganzen Land verteilt. 52 Millionen Impfdosen von April bis Juni. Bis September folgen weitere 82 Millionen. Davon sind 61 Millionen von Biontech/Pfizer – der Rest von AstraZeneca, Johnson&Johnson, Moderna und Curevac.

Feuerwehr, Carabinieri, Zivilschutz, Gemeinden, Regionen und das Rote Kreuz sollen für die Logistik und Sicherheit sorgen. In Praxen, Apotheken, Kirchen, Kasernen, Fabriken, Theatern, Wohnblöcken, Lagerhallen, in Verwaltungszentren sowie in sämtlichen Ämtern sollen Ärzte jedes Faches, darunter auch Zahnärzte sowie Betriebsärzte, Apotheker, Sanitäter und Pfleger im Minutentakt spritzen. Das ehrgeizige Ziel: In sechs Monaten sollen 80 Prozent der Italiener über 16 Jahre gegen Corona geimpft sein.

AstraZeneca sorgt für Negativ-Schlagzeilen

Man wolle jetzt 300'000 Menschen am Tag impfen, sagt General Francesco Paolo Figliuolo (59) den italienischen Medien, «dann ab dem 15. April werden es 500'000 Menschen am Tag sein.» Es werde Ersatzlisten geben, damit keine Ampulle verschwendet wird, so der Corona-Beauftragte zuständig für die Logistik der Impfoffensive.

Die meisten Italiener jedoch bekommen zur Zeit keine Spritze. Die bestellten Impfdosen werden nicht rechtzeitig geliefert. Und die eine oder andere, die kürzlich verimpft wurde, sorgt für Negativ-Schlagzeilen. So starben in den vergangenen Tagen drei Männer und eine Frau auf Sizilien, nachdem sie mit AstraZeneca geimpft wurden. Ein Zusammenhang zwischen Impfung und Todesursache wird zur Zeit geprüft.

Drei Wochen harter Lockdown begleitet Massenimpfung

Italiens Gesundheitsminister ist dennoch zuversichtlich. «Ich habe volles Vertrauen in unsere Zulassungsbehörden, sowohl in die Europäischen Arzneimittel-Agentur EMA also auch in die italienische Pharma-Agentur AIFA», sagt Roberto Speranza (42) in «La Repubblica». Weltweit seien bereits 350 Millionen Menschen mit den in Italien zugelassenen Impfstoffen geimpft worden und es sei bewiesen, dass diese Impfstoffe sicher und wirksam seien.

Währenddessen steigen die Corona-Neuinfektionen. Innerhalb von zwei Wochen verdoppelte sich die Zahl auf über 26'000 innerhalb von nur 24 Stunden. Um die Notbremse zu ziehen, herrscht nun in drei Viertel Italiens ein harter Lockdown, der bis Anfang April andauern wird.


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