Republikaner protzen mit Kapitol-Sturm
«Schämen uns für nichts» und Jahrestag wie «Weihnachten»

Zum Jahrestag verwundern Republikaner mit ihren Aussagen zur gewaltvollen Attacke am 6. Januar 2021. Auch der Gedenkveranstaltung blieb die Partei fern – bis auf zwei prominente Vertreter.
Publiziert: 07.01.2022 um 08:58 Uhr
Celina Euchner aus Washington

Die Welt erinnert sich an den Kapitol-Sturm vom 6. Januar 2021, gedenkt den Opfern. US-Präsident Joe Biden (78) greift Ex-Präsident Donald Trump (75) direkt an – und macht ihn verantwortlich. Doch einige Republikaner nutzen den Gedenktag, um den blutigen Anschlag auf die US-Demokratie herunterzuspielen.

So bezeichnet Floridas Gouverneur Ron DeSantis (43) den Anschlag laut «Politico» auf das Kapitol als «Weihnachten» für die in Washington D.C. und New York ansässigen Medienorganisationen sowie die Demokraten. Er fügte hinzu, dass er sich die Berichterstattung über den Tag nicht ansehen werde, weil er sie «ekelhaft» finde.

Vergleich mit 9/11 sei «Beleidigung» für Kapitol-Stürmer

Über die von Sprecherin Nancy Pelosi (81) ausgerichtete Gedenkveranstaltungen sagte er noch vor Beginn: «Ich erwarte nicht, dass irgendetwas Gutes aus dem herauskommt, was Pelosi und ihre Bande tun.»

Der republikanische Abgeordnete Matt Gaetz – hier mit seiner Kollegin Marjorie Taylor Greene – sagt über den Kapitol-Sturm: «Wir schämen uns für nichts.»
Foto: Anadolu Agency via Getty Images
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Vizepräsidentin Kamala Harris (57) sprach in ihrer Gedenkrede davon, dass der 6. Januar wie auch der Angriff auf Pearl Harbor und der 11. September 2001 in die US-Geschichte eingehe. Ron DeSantis Meinung dazu: Der Vergleich der Ausschreitungen mit den Anschlägen vom 11. September sei eine «Beleidigung für die Menschen, die in diese Gebäude gingen.»

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«Wir schämen uns für nichts»

Der republikanische Abgeordnete Matt Gaetz (39) sagte laut «The Hill» während eines Auftritts im Podcast des ehemaligen Trump-Beraters Stephen Bannon (68) zum 6. Januar: «Wir schämen uns für nichts.»

Er sagt: «Wir sind stolz auf die Arbeit, die wir am 6. Januar geleistet haben, um legitime Argumente für die Integrität der Wahlen vorzubringen.» An seiner Seite: die US-Abgeordnete Marjorie Taylor Greene (47), Republikanerin, die vor wenigen Tagen wegen Äusserung von Verschwörungstheorien auf Twitter gesperrt wurde.

Beim Angriff auf das US-Kapitol waren vor einem Jahr fünf Menschen ums Leben gekommen, 140 Polizeibeamte wurden verletzt. Vier Kapitol-Polizisten nahmen sich in den Monaten nach der Attacke das Leben.

Am Gedenken im US-Kongress nahmen nur Demokraten teil. Lediglich zwei prominente Republikaner erschienen. Der ehemalige US-Vizepräsident Dick Cheney (80) und seine Tochter, die Abgeordnete Liz Cheney (55).

Lindsey Graham kehrt von Anti-Trump-Kurs ab

Der republikanische Senator Lindsey Graham (66) zürnte über Bidens Rede. Er kritisierte den US-Präsidenten auf Twitter für seine «dreiste Politisierung des 6. Januar». Biden schrieb in seiner Rede Trump die Schuld am Geschehen zu.

Dass Graham sich so äussert, ist eine Abkehr von dem Kurs, den er vor einem Jahr einschlug.

Nachdem die Ordnung im Kapitol am 6. Januar 2021 wiederhergestellt war, hielt Graham im Senat eine Rede. Darin machte er selbst Trump für den Angriff verantwortlich und versuchte, sich von dem damaligen Präsidenten zu distanzieren. Damals sagte er: «Ich bin raus, genug ist genug.»


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