Recep Tayyip Erdogan
Seine Freunde, seine Feinde

Der Kampfjet-Abschuss ist vergessen. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan und der russische Präsident Wladimir Putin mögen sich wieder. Doch Erdogan hat nicht nur Freunde.
Publiziert: 10.10.2016 um 16:01 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 23:06 Uhr
Guido Felder

Seine Freunde

Wladimir Putin
Nach dem Abschuss eines russischen Kampfjets durch die Türken am 24. November 2015 war die Stimmung zwischen Ankara und Moskau auf dem Tiefpunkt. Die schriftliche Entschuldigung Erdogans erneuerte die Freundschaft aber wieder und führte zur Aufhebung von Sanktionen. Erdogan braucht Putin (64) wegen des Exports. Die beiden planen eine Gas-Pipeline durchs Schwarze Meer.

Israel 
Mit Israel waren die einst guten Beziehungen sechs Jahre im Keller. Nun schlossen beide Seiten einen Versöhnungsvertrag. Die Krise brach 2010 nach der Enterung der Mavi Marmara durch israelische Soldaten aus. Das Schiff wollte die Seeblockade des Gazastreifens durchbrechen. Zehn Türken starben.

Muslimbruderschaft 
Die ägyptische Muslimbruderschaft durfte in den vergangenen Jahren ihre mediale Infrastruktur in der Türkei ausbauen und betreibt Propaganda gegen die Regierung in Kairo. Das deutsche Innenministerium spricht von indirekter politischer Unterstützung.

Starke Männer haben eine Schwäche füreinander: Wladimir Putin (l.) und Erdogan.
Foto: Alexei Nikolsky
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Iran 
Gegenseitige Besuche zeigen eine aufkeimende Freundschaft zwischen dem iranischen Präsidenten Hassan Rohani (67, Bild) und Erdogan. Dieser will den Handel vorantreiben und sucht in Teheran einen Verbündeten im Kampf gegen die IS-Mörderbande.

Islamistische Rebellen 
Die türkische Armee unterstützt diese in Syrien im Kampf gegen Assads Truppen und den IS. Erdogan hatte zu spät bemerkt, wie gefährlich der Terrorismus aus dem Nachbarland für die Türkei wurde.

Seine Feinde

Kurden 
Über Jahrzehnte wurde die kurdische Bevölkerung in der Türkei zwangsassimiliert und benachteiligt. Die repressive Politik Ankaras trieb viele Kurden in die Arme der militanten Untergrundbewegung PKK, die mit Waffengewalt und Anschlägen für politische Autonomie kämpft. Für Erdogan sind die Kurden eine «Bande von Terroristen».

Ex-Miss Türkei 
Alle, die sich gegen ihn erheben, sind Erdogans Feinde. Die Miss Türkei von 2006, die heute 27-jährige Merve Büyüksarac, hatte auf einem Blog Erdogan angegriffen. In Gedichtform schrieb sie über Bestechung. Sie kassierte 14 Monate Haft auf Bewährung. Wegen Beleidigungen von Erdogan waren vor kurzem rund 2000 Klagen hängig. Viele hat Erdogan allerdings nach dem Putschversuch als angebliche Geste der Versöhnung zurückgezogen.

Fethullah Gülen 
Einst kämpften sie gemeinsam gegen die Macht der Armee. Doch inzwischen sind sich Erdogan und der im US-Exil lebende Prediger Fethullah Gülen (75) spinnefeind. Der Regierung ist die grösste nichtstaatliche islamische Gülen-Bewegung mit ihren Schulen, Vereinen und Konzernen zu gefährlich geworden. Erdogan bezichtigt Gülen, hinter dem Putschversuch von Mitte Juli zu stehen.

Ösi-Kanzler Christian Kern 
Nach der Empfehlung des österreichischen Bundeskanzlers Christian Kern (50), die Türkei nicht in die EU aufzunehmen, herrscht zwischen den Ländern Streit. Österreich sei das Zentrum des «radikalen Rassismus», heisst es in Ankara. Der Botschafter wurde abgezogen. Ein Vertrauter Erdogans twitterte über Kern: «Verpiss dich, Ungläubiger.»

Jan Böhmermann 
Der deutsche Satiriker beleidigte Erdogan in der Show «Neo Magazin Royale» mit einem Schmähgedicht. Böhmermann (35) sprach von Erdogan, der «Mädchen schlägt», «Ziegen fickt», «Kurden tritt», «Christen haut und dabei Pornos schaut». Die Sendung führte zu einer Staatskrise zwischen den Ländern. Kanzlerin Angela Merkel (62) versuchte die Wogen zu glätten. Letzte Woche stellte die Staatsanwaltschaft Mainz die Ermittlungen gegen den ZDF-Moderator ein. 

Mit alles – und scharf!

Syrien-Krieg, Flüchtlinge, Modernisierung des Islams – in wichtigen Fragen ist die Türkei der Staat, auf den es ankommt. BLICK widmet dem Land eine Sonderwoche. Jeden Tag mit spannenden Geschichten. Natürlich geht es auch um Kebab, Döner und Strandferien.

Tippt man «Muselmann» in den Computer – den heute verpönten Begriff für Muslim –, ändert das Korrekturprogramm das Wort in «Muskelmann». Als ob es wüsste, worum es im BLICK-Schwerpunkt zur Türkei von dieser Woche geht.

Natürlich auch um Recep Tayyip Erdogan (62), den starken Mann vom Bosporus. Seit dem undurchsichtigen Putschversuch von Mitte Juli lässt der Präsident seine Muskeln spielen, dass es zum Fürchten ist. Ist die Türkei, die er derzeit von allem und allen Unliebsamen säubern lässt, schon eine Diktatur? Oder doch noch eine Demokratie? Eine der Fragen, die uns beschäftigt.

Wie sich die Türkei entwickelt, ist von Bedeutung für die Welt, von entscheidender gar für Europa und damit für uns.Syrien-Krieg, Flüchtlinge, Modernisierung des Islams – in zentralen Fragen ist das Land ein Schlüsselstaat. Gehört das Nato-Mitglied, das der EU beitreten will und bisweilen erpresserisch darauf pocht, zum Westen? Oder eher und lieber, wie viele denken, doch nicht?

BLICK widmet diese Woche der Türkei jeden Tag spannende Beiträge. Unsere Reporter berichten aus Istanbul, der Feriendestination Antalya, aus Flüchtlingslagern. Dazu liefern Experten ihre Einschätzungen. Wir schauen aber auch den Döner genauer an, besuchen türkische Gemüsehändler in der Schweiz und beantworten die Frage, was es mit dem «Muselmann» wirklich auf sich hat.Freuen Sie sich auf eine abwechslungsreiche türkische Woche – natürlich mit alles und scharf!

Andreas Dietrich

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Tippt man «Muselmann» in den Computer – den heute verpönten Begriff für Muslim –, ändert das Korrekturprogramm das Wort in «Muskelmann». Als ob es wüsste, worum es im BLICK-Schwerpunkt zur Türkei von dieser Woche geht.

Natürlich auch um Recep Tayyip Erdogan (62), den starken Mann vom Bosporus. Seit dem undurchsichtigen Putschversuch von Mitte Juli lässt der Präsident seine Muskeln spielen, dass es zum Fürchten ist. Ist die Türkei, die er derzeit von allem und allen Unliebsamen säubern lässt, schon eine Diktatur? Oder doch noch eine Demokratie? Eine der Fragen, die uns beschäftigt.

Wie sich die Türkei entwickelt, ist von Bedeutung für die Welt, von entscheidender gar für Europa und damit für uns.Syrien-Krieg, Flüchtlinge, Modernisierung des Islams – in zentralen Fragen ist das Land ein Schlüsselstaat. Gehört das Nato-Mitglied, das der EU beitreten will und bisweilen erpresserisch darauf pocht, zum Westen? Oder eher und lieber, wie viele denken, doch nicht?

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Andreas Dietrich

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