So lief die Razzia gegen N'drangheta in der Schweiz
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75 Festnahmen:So lief die Razzia gegen N'drangheta in der Schweiz

75 Festnahmen – 'Ndrangheta-Spur führt auch nach Muri AG
«Es waren über zehn Polizeiautos auf den Parkplätzen beim Restaurant»

Bei Razzien gegen die Mafiaorganisation 'Ndrangheta kam es in der Schweiz und in Italien zu 75 Festnahmen. In Solothurn, Zug und Tessin wurden mehrere Hausdurchsuchungen durchgeführt und eine Person festgenommen. Die Behörden ermitteln auch in Muri AG.
Publiziert: 21.07.2020 um 08:38 Uhr
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Aktualisiert: 09.08.2020 um 17:28 Uhr

Im Zuge einer grossangelegten Aktion der schweizerischen und italienischen Behörden gegen die kalabresische Mafiaorganisation 'Ndrangheta sind 75 Personen festgenommen worden. Ihnen werden Drogenhandel, Geldwäscherei, Korruption und andere Verbrechen zur Last gelegt.

Das Strafverfahren in der Schweiz richtet sich zurzeit gegen insgesamt sechs Personen mit italienischer Staatsbürgerschaft, mehrheitlich mit Wohnsitz in der Schweiz, teilt die Bundesstaatsanwaltschaft mit. Sie sollen beispielsweise Falschgeld von Italien in die Schweiz geschmuggelt haben.

BLICK-Recherchen zeigen: Die Spur führt auch zu einem italienischen Restaurant sowie einer Baufirma in Muri AG – die Geschäfte liegen direkt nebeneinander. «Ich war um 6.00 Uhr am Morgen draussen joggen. Es waren weit über zehn Polizeiautos auf den Parkplätzen hinter dem Restaurant», sagt eine Nachbarin zu BLICK. Auch am Nachmittag waren die Beamten noch vor Ort. Ein anderer Nachbar sagt: «Vor dem Restaurant standen immer wieder Luxusschlitten, also Sportwagen.»

Die Schweizer Bundespolizei hat einen mutmasslichen 'Ndrangheta-Mafiosi verhaftet.
Foto: fedpol
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Verbrechen gingen mit legalen Tätigkeiten einher

Die Behörden vermuten zudem Aktivitäten im Bereich des Waffen- und Drogenhandels, sowie im Bereich der Geldwäscherei. Die beschuldigten Personen leben seit vielen Jahren in der Schweiz und vermutlich ging die Ausführung illegaler Aktivitäten mit legalen Tätigkeiten einher, etwa mit Investitionen, Kreditvergaben oder auch dem Betrieb eines Restaurants.

Eine beschuldigte Person wurde im Kanton Aargau festgenommen, für diese wurde Untersuchungshaft beantragt. Eine weitere wurde in Italien festgenommen und bleibt vorerst dort in Untersuchungshaft. Zwei beschuldigte Personen wurden in der Schweiz einvernommen und anschliessend wieder auf freien Fuss gesetzt. Eine weitere beschuldigte Person befand sich bereits in Italien in Haft. Die gegen diese Person ermittelten Erkenntnisse werden den dortigen Strafverfolgungsbehörden übermittelt.

Hausdurchsuchungen in den Kantonen Aargau, Solothurn, Zug und Tessin

Weitere Einvernahmen sind vorgesehen. In den vier Kantonen Aargau, Solothurn, Zug und Tessin wurden mehrere Wohn- und Geschäftsräumlichkeiten durchsucht, dabei wurden zahlreiche Beweismittel sichergestellt, darunter Waffen, Munition und Bargeld.

Es soll um konfiszierte Waren im Wert von 169 Millionen Euro gehen, wie die Nachrichtenagentur Ansa meldete. An der Aktion beteiligt sind rund 700 Beamte. Die Festgenommenen gehören gemäss den Angaben zu kalabrischen Familien, die im Bereich der organisierten Kriminalität tätig sein sollen. Sie stammen aus der Gegend von Lamezia Terme und der Provinz Vibo Valentia.

Durchgeführt wird die Aktion von der Bundespolizei, der Finanzpolizei in Catanzaro sowie vom Ermittlungsdienst für organisierte Kriminalität in Rom. Am Dienstagmorgen lief der Einsatz teilweise noch, wie die Bundespolizei (Fedpol) auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA bestätigte. Federführend ist die Bundesanwaltschaft. Diese stellte noch für den Morgen weitere Informationen in Aussicht. (SDA/szm/bra)

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