Ex-Abgeordneter liest Manifest im TV vor
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Nach Anschlag auf Dugina:Ex-Abgeordneter liest Manifest im TV vor

«Putin wird von uns vernichtet werden!»
Wurde Dugina von einer russischen Untergrund-Gruppe ermordet?

Ein ehemaliger russischer Abgeordneter behauptet, der Anschlag auf die Tochter von Putin-Einflüsterer Alexander Dugin, Darja Dugina, sei das Werk einer Untergrund-Gruppe. Ein angebliches Manifest stellt weitere Angriffe in Aussicht.
Publiziert: 22.08.2022 um 10:30 Uhr
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Aktualisiert: 22.08.2022 um 12:54 Uhr

Laut einem in der Ukraine betriebenen russischen Oppositions-Sender steckt eine russische Untergrundorganisation hinter dem Mordanschlag auf die Journalistin und Befürworterin der Ukraine-Invasion, Darja Dugina (†29). Ilja Ponomarjow (47), Mitbegründer des Kanals, verlas am Sonntagabend ein angebliches Manifest der sogenannten Nationalen Republikanischen Armee (NRA), in dem Dugina als legitimes Ziel im Kampf gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin (69) bezeichnet wird.

Ponomarjow ist ein ehemaliges Mitglied der russischen Duma. Er stimmte seinerzeit als einziges Mitglied gegen die Annexion der Krim. Nach einem Aufenthalt in den USA kehrte er aus Angst vor Repressionen nicht mehr in sein Heimatland zurück und liess sich in der Ukraine nieder.

Ziele mit Kreml-Verbindungen

«Gestern Abend hat sich in der Nähe von Moskau ein folgenschweres Ereignis ereignet. Dieser Anschlag schlägt eine neue Seite im russischen Widerstand gegen den Putinismus auf. Eine neue – aber nicht die letzte», sagte Ponomarjow zum Anschlag auf Dugina. «Diese Aktion wurde, wie viele andere Partisanenaktionen, die in den letzten Monaten auf dem Territorium Russlands durchgeführt wurden, von der Nationalen Republikanischen Armee verübt.»

Darja Dugina war die Tochter des nationalistischen Politikwissenschaftlers Alexander Dugin (links).
Foto: Twitter
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Die Gruppe sei bereit, weitere ähnliche Anschläge auf hochrangige Ziele mit Kreml-Verbindungen zu verüben, sagte Ponomarjow. Etwa auf Beamte, Oligarchen und Mitarbeiter der russischen Sicherheitsbehörden. «Armut und Särge für die einen, Paläste für die anderen.» Das sei die Essenz von Putins Politik, las Ponomarjow aus dem angeblichen NRA-Manifest vor.

Video zeigt Szene kurz nach dem Anschlag
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Tochter von Putin-Freund tot:Video zeigt Szene kurz nach dem Anschlag

Kiew weist Beteiligung zurück

Putin sei ein «Kriegsverbrecher, der einen Bruderkrieg zwischen den slawischen Völkern entfesselt und russische Soldaten in den sicheren und sinnlosen Tod geschickt» habe, las Ponomarjow aus dem Papier weiter vor. «Wir glauben, dass entrechtete Menschen das Recht haben, sich gegen Tyrannen aufzulehnen. Putin wird von uns gestürzt und vernichtet werden!»

Die britische Zeitung «The Guardian» gegenüber bekräftigt Ponomarjow seine im TV gemachten Aussagen. Seine Behauptungen sowie die Echtheit des NRA-Manifests kann derzeit nicht überprüft werden. Ob es die NRA wirklich gibt, ist unklar. Russische Kommentatoren machen die Ukraine für den Anschlag verantwortlich, was Kiew jedoch entschieden zurückweist.

Galt die Attacke dem Vater?

Dugina war die Tochter des einflussreichen russischen Philosophen und Politikwissenschaftlers Alexander Dugin (60). Der Nationalist wird von Medien und Autoren immer wieder als Einflüsterer oder als «Gehirn» Putins sowie als Ideengeber auch für den Angriff auf die Ukraine bezeichnet. Dugina kam am Samstagabend in einem Vorort von Moskau ums Leben, als eine an ihrem Auto befestigte Bombe explodierte.

Nach einem Bericht der russischen Nachrichtenagentur Interfax hatten Dugin und seine Tochter am Samstag gemeinsam das patriotische Festival «Tradition» besucht. «Es war geplant, dass Vater und Tochter das Festival gemeinsam verlassen», so Interfax. Galt der Anschlag eigentlich dem Putin-Einflüsterer? Dugina bestieg das Fahrzeug ohne ihren Vater. Die 29-Jährige und ihr Fahrer kamen ums Leben. (noo)

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