Woher hat der Killer-Cop so viel Geld?
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Polizist vor Gericht:Jetzt wird Derek Chauvin der Prozess gemacht

Prozess gegen Derek Chauvin, der dank einer Million Dollar Kaution frei herumläuft
Woher hat der Killer-Cop so viel Geld?

Jetzt wird der Polizist, der den Schwarzen George Floyd getötet hat, zur Rechenschaft gezogen. Am Montag begann der Prozess, in dessen Vorfeld auch die Vermögenswerte des Angeklagten unter die Lupe genommen wurden.
Publiziert: 08.03.2021 um 15:55 Uhr
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Aktualisiert: 29.03.2021 um 13:47 Uhr
Der US-Cop Derek Chauvin (44) drückt den Afroamerikaner George Floyd (†46) mit dem Knie auf den Boden.
Foto: Screenshot/Facebook
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Am Montag begann in Minneapolis im US-Bundesstaat Minnesota ein für die USA richtungsweisender Prozess. Der inzwischen entlassene Polizist Derek Chauvin (44) muss sich für den Tod von George Floyd (†46) verantworten, der am 25. Mai 2020 bei der Verhaftung durch Chauvin erstickte. 8 Minuten und 46 Sekunden hatte ihm der Killer-Cop sein Knie ins Genick gebohrt. Der Tod des Schwarzen Floyd, dessen letzten Worte «Ich kann nicht atmen» waren, hatte in den USA schwere Unruhen ausgelöst.

In den ersten Tagen des Prozesses wird darüber verhandelt, wer überhaupt ins zwölfköpfige Geschworenengericht gewählt wird. Chauvin selber wird erst ab 29. März vor Gericht stehen. Das Hauptverfahren dürfte bis Ende April dauern.

Chauvin ist unter anderem wegen Mordes zweiten Grades ohne Vorsatz angeklagt, ihm drohen bis zu 40 Jahre Gefängnis. Doch trotz der schweren Anklage befindet sich Chauvin auf freiem Fuss, weil er im Sommer 2020 eine Kaution von einer Million Dollar geleistet hatte.

Kautionsfirma beauftragt

Es ist unklar, woher das Geld stammt. Es ist aber durchaus möglich, dass er die Kaution ohne fremde Hilfe geleistet hat. Chauvin hat offenbar das Geld dem Richter nicht bar bezahlt, sondern nur als Sicherheit hinterlegt. Das ist in den USA gang und gäbe.

Das geht so: Der Angeklagte engagiert gegen eine Gebühr von – in der Regel – zehn Prozent der Kaution eine Kautionsfirma, die gegenüber dem Gericht als Vermittler auftritt. Wenn sich der Angeklagte nicht an die Vorgaben des Gerichts hält, nicht zum Gerichtstermin erscheint oder untertaucht, übernimmt die Firma die Bezahlung der Kaution.

Natürlich wird sie das nur machen, wenn sie sich vorher abgesichert hat, dass bei ihrem Kunden anschliessend Vermögenswerte in der entsprechenden Höhe zu holen sind. Ähnlich wie bei einer Bank.

Job, Nebenjobs, viel Geld

Offenbar hatte Chauvin tatsächlich nicht schlecht Geld gemacht. Als Polizist hatte er 2019 bei einer Viertagewoche zu täglich zehn Stunden 72’000 Dollar verdient.

Doch Chauvin legte sich in seiner Freizeit nicht einfach auf die faule Haut, sondern scheffelte fleissig weiter Kohle mit seinem Nebenjob als Sicherheitsangestellter bei Nachtclubs, Restaurants und einem Lebensmittelgeschäft. Laut Gerichtsakten soll er für diesen Nebenjob teilweise den doppelten Ansatz seines Polizistenlohns erhalten haben, nämlich rund 60 Dollar pro Stunde.

Auch als Immobilienverkäufer – seine inzwischen von ihm geschiedene Frau Kellie (45) ist Maklerin – machte er Kasse.

Chauvin und seine Frau, die 2018 zur Schönheitskönigin von Minnesota gekrönt worden war, sind auch wegen Steuerhinterziehung angeklagt. Im Sommer gab die Staatsanwaltschaft von Washington County bekannt, dass das Paar sein Einkommen zwischen 2014 und 2019 um 464'433 Dollar zu niedrig angegeben hatte. Darunter fallen über 95'000 Dollar aus Chauvins Security-Jobs, ein 100'000 Dollar teurer BMW und Einkünfte von der Maklertätigkeit der Ehefrau. Offenbar hatten sich die beiden ein stattliches Vermögen erarbeitet.

Enormes Sicherheitsaufgebot

Die Erwartungen an den Prozess sind gross. Nicht nur die Black-Community hofft auf eine lange Haftstrafe für Chauvin. Sie hoffen auf ein Urteil, das ein Zeichen gegen Rassismus und Polizeigewalt setzt. Bei einer kleinen Strafe oder gar Freispruch ist mit Ausschreitungen zu rechnen.

Das Gerichtsgebäude ist wegen des Prozesses mit Betonsperren und Zäunen abgeriegelt. Rund 2000 Nationalgardisten sind aufgeboten. Die zusätzlichen Sicherheitsvorkehrungen sollen nach Medienangaben Kosten in Höhe von Millionen von US-Dollar verursachen.

Den übrigen drei an dem Einsatz gegen Floyd beteiligten Ex-Polizisten wird Beihilfe zur Last gelegt. Sie werden in einem separaten Verfahren ab 23. August vor Gericht stehen. Auch ihnen könnten im Fall einer Verurteilung langjährige Haftstrafen drohen. (gf)

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