Protz-Kardinal hat schlechtes Gewissen
Tarcisio Bertone spendet Kinder-Klinik 150'000 Euro

Nach dem Skandal um die Renovierung seiner Privatwohnung auf Kosten einer Kinderklinik will der Kardinal Tarcisio Bertone 150'000 Euro an das Spital zurückzahlen.
Publiziert: 19.12.2015 um 22:45 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 20:08 Uhr

Ein Buch hat den ausgabefreudigen Kirchenherrn wohl zur Vernunft gebracht, nachdem er skrupellos eine Kinderklinik abgezockt hatte:  Insgesamt soll die Stiftung des Ospedale Bambino Gesù im Vatikan 200'000 Euro beigesteuert haben, um das 300 Quadratmeter grosse Penthouse des pensionierten Kardinals im Vatikan zu renovieren.

«Er hat anerkannt, dass das, was geschehen ist, unserem Spital geschadet hat», sagte Klinik-Präsidentin Mariella Enoc am Samstag laut der italienischen Nachrichtenagentur Ansa. Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin bezeichnete die Angelegenheit bei einem Besuch in dem Kinderspital als gelöst.

Der Journalist Emiliano Fittipaldi hatte im November ein Enthüllungsbuch veröffentlicht, in dem er der Kurie masslose Geldverschwendung und Bertone schwere Verfehlungen vorwirft. Demnach soll die Kinderklinik auch einen 24'000 Euro teuren Helikopterflug für Bertone organisiert haben, der von 2006 bis 2013 als Kardinalstaatssekretär an der Seite von Papst Benedikt XVI. stand und die Amtsgeschäfte auch nach dessen Rücktritt weitergeführt hatte.

300-Quadratmeter-Wohnung als Alterssitz: Kardinal Tarcisio Bertone.
Foto: Keystone

Statt dem Kardinal steht der Enthüllungsjournalist vor Gericht

Der Journalist zweifelt Bertones Darstellung an, nichts von den Spenden gewusst zu haben - zumal der Kardinal enge freundschaftliche Verbindungen zur Stiftungsdirektion und Leitung der Renovierungsfirma pflege. «Wäre mein Buch nicht erschienen, wäre dieses Geld wahrscheinlich niemals zurückgezahlt worden», sagte Fittipaldi der Nachrichtenagentur dpa am Samstag.

Zufrieden sei er trotzdem nicht: «Es bleibt dabei, dass ich immer noch vor Gericht stehe wegen einer bewiesenen Geschichte - und nicht etwa der Kardinal oder jene Leute, die diesen unfassbaren Vorgang autorisiert haben, der wirtschaftlich, finanziell und vor allem ethisch unglaublich ist.»

Fittipaldi muss sich wegen der Enthüllungen seit Ende November vor Gericht verantworten. Ihm drohen bis zu acht Jahre Haft. (SDA/bih)

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