Eltern der getöteten Kinder erheben schwere Vorwürfe
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Massaker in Texas mit 22 Toten:Eltern der getöteten Kinder erheben schwere Vorwürfe

Polizeichef irritiert nach Uvalde-Schiesserei mit Aussage
«Ich wusste nicht, dass ich am Tatort zuständig war»

Am 24. Mai erschoss ein 18-Jähriger in den USA 19 Kinder und zwei Lehrpersonen. Die Polizei schritt mehr als eine Stunde lang nicht ein, weil dem Polizeichef wohl gar nicht klar war, dass er vor Ort das Sagen hatte.
Publiziert: 11.06.2022 um 15:26 Uhr
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Aktualisiert: 11.07.2022 um 07:46 Uhr

Immer wieder kommt es in den USA zu Schiessereien an Schulen. Doch das jüngste Massaker an einer Primarschule im US-Bundesstaat Texas hat es besonders in sich.

Schnell waren die zuständigen Polizisten vor Ort, als sie über eine Schiesserei an der Robb Elementary School in Uvalde informiert wurden. Doch an der Schule angekommen, unternahmen die Beamten erstmal nichts, wie «CBS News» berichtet. Über eine Stunde lang waren die Opfer so dem Schützen Salvador R.* (†18) ausgeliefert.

Polizeichef legte Funkgeräte ab

Warum die Polizei nicht früher eingriff, war lange unklar. Doch jetzt erklärte der beim Massaker zuständige Polizeichef, Pete Arredondo (50): «Ich wusste nicht, dass ich am Tatort zuständig war.» Ihm sei demnach nicht klar gewesen, dass er eigentlich als Einsatzleiter hätte fungieren sollen.

In Uvalde kam es am 24. Mai zu einer Schiesserei an einer Primarschule.
Foto: AFP
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Arredondo legte absichtlich seine Funkgeräte ab, und betrat allein das Schulgebäude. Später erklärte er, dass er glaubte, die Funkgeräte würden ihn beim Betreten der Schule verlangsamen. Zudem würden die Funkgeräte in einigen Schulen gar nicht funktionieren.

«Er hätte gerettet werden können»

Die mangelnde Kommunikation dürfte somit ein wichtiger Faktor dafür gewesen sein, warum die Einsatzkräfte nicht früher in die Schiesserei eingriffen. Der leitende Polizeichef erteilte «keine Befehle» und betrat ohne Funkgeräte die Primarschule.

Viele Angehörige sind sich sicher, dass ihre Liebsten überlebt hätten, wenn die Polizei früher reagiert hätte. So erklärte Leonard Sandoval, der Grossvater eines getöteten Jungen (†10): «Er hätte gerettet werden können. Die Polizei kam erst nach mehr als einer Stunde. Er ist verblutet.»

«Restliche Lebenden beschützen»

Auch Steven McCraw, Leiter des texanischen Ministeriums für öffentliche Sicherheit, erklärte, dass Polizeichef Arredondo die «falsche Entscheidung» traf. Ihm zufolge hätte der Einsatzleiter die Beamten anweisen müssen, schneller in die Klassenzimmer einzudringen, um den Schützen zu stoppen.

Schon am Tatort war Pete Arredondo wohl klar, dass sein Team zu langsam vorging. Auf den Aufnahmen einer Überwachungskamera war zu hören, wie der Polizeichef sagte: «Die Leute werden fragen, warum wir uns so viel Zeit lassen. Wir müssen versuchen, die restlichen Lebenden zu beschützen.» (obf)

*Name bekannt

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