Philippe Creissen will das Mysterium lösen
Der MH370-Jäger von La Réunion

Zusammen mit seinem Hund sucht Anwalt Philippe Creissen am Strand von Saint-André auf La Réunion nach angeschwemmten Überbleibseln von Flug MH370.
Publiziert: 12.08.2015 um 19:05 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 20:27 Uhr

Der Strand von Saint-André im Nordosten der Insel La Réunion im Indischen Ozean ist kein besonders schöner Küstenabschnitt. Der schwarze Vulkansand ist in weiten Teilen bedeckt von rundgewaschenen Steinen, dazwischen liegen Stücke von Treibholz, aber auch angeschwemmte Plastikflaschen, schmutzige Flipflops und sonstiger Müll.

Für den interessiert sich Philippe Creissen. Der 46-Jährige arbeitet als Anwalt in der 50'000-Seelen-Gemeinde, wo ein städtischer Angestellter vor knapp zwei Wochen ein Wrackteil aus dem Meer zog, das mit aller Wahrscheinlichkeit von der vor 17 Monaten verschwundenen Malaysia-Airlines-Maschine mit Flugnummer MH370 stammt.

Seit dem spektakulären Fund verbringt der Franzose seine Freizeit oft am Strand und am Computer. Er hofft, weitere angeschwemmte Gegenstände von oder aus dem verschollenen Flieger zu finden – und damit zur Lösung des Rätsels um MH370 beizutragen.

Am Strand von Saint-Denis war das Wrackteil angeschwemmt worden. Creissen ist nicht der einzige, der nach weiteren Überbleibseln von Flug MH370 sucht.
Foto: Reuters
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Detektivarbeit beim Gassigehen

«Seit dem Fund des Trümmerteils bin ich drei- oder viermal am der Küste gewesen», sagt Creissen zu Blick.ch. Zusammen mit seinem Hund spaziert er am Strand entlang und achtet dabei auf auffällige Gegenstände. Mehrere Dutzend Flaschen, Schraubverschlüsse, Plastik- und Holzgegenstände sowie Kleidungsstücke hat er eigenen Angaben zufolge bereits gesammelt. Er fotografiert die Fundstücke, stellt die Bilder auf Twitter oder Facebook. Dort bittet er die in den vergangenen Tagen rasant gewachsene Community um Hinweise zur Herkunft der Gegenstände.

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Denn besonders gut kennt sich Creissen weder mit malaysischem Mineralwasser noch mit chinesischen Tabletten-Döschen aus. Vor einigen Jahren sei er nach Kuala Lumpur gereist und dort freundlich empfangen worden. «Es ist für mich deshalb eine Freude, nun etwas zurückzugeben», sagt er auf die Frage nach seiner Motivation. Ausserdem habe er viele Freunde, die aus China stammen. Die meisten Passagiere an Bord der Maschine von Kuala Lumpur nach Peking waren Chinesen.

Mineralwasser-Flaschen gefunden

Mit seiner Hobby-Detektivarbeit hat Creissen bereits die Aufmerksamkeit internationaler Medien auf sich gezogen. Anfang Monat stiess er auf einige Wasserflaschen, die aus Malaysia stammen. Überbleibsel von Flug MH370?

Creissen ist sich bewusst, dass die Wahrscheinlichkeit klein ist. Ein Grossteil des Mülls stamme wohl von Frachtschiffen, die an La Réunion vorbeifahren. Doch der Franzose sucht dennoch weiter. «Ein nichtssagendes Objekt kann schliesslich wichtig sein», sagt Creissen. Einen besonderen Fokus lege er auf Gegenstände aus Plastik. «Sie sind diejenigen Objekte, die am langsamsten verrotten und die Informationen über den Produktionsort enthalten.»

Seine Funde übergibt Creissen der Polizei. Er hoffe, dass er bald Gewissheit darüber erhalte, ob die Gegenstände tatsächlich von der Malaysia-Airlines-Maschine stammen – und mit ihm die Angehörigen der verschollenen Passagiere und Crewmitglieder. (lha) 

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