Patentschutz soll fallen
Impfpläne der G7-Staaten kritisiert

Die deutsche Bundskanzlerin Angela Merkel sagte am G7-Gipfel, man wolle die Verteilung von 2,3 Milliarden Impfdosen ermöglichen. Eine Entwicklungsorganisation kritisiert die Pläne als «Ablenkungmanöver» und sagt, man würde lieber den Patentschutz aufheben.
Publiziert: 13.06.2021 um 06:42 Uhr

Die Überlegungen der reichen Industrienationen (G7) für eine Verteilung von 2,3 Milliarden Impfdosen an ärmere Länder bis Ende nächsten Jahres sind als «Ablenkungsmanöver» und unzureichend kritisiert worden. Entwicklungsorganisationen sprachen am Sonntag auf dem G7-Gipfel im englischen Carbis Bay in Cornwall von einem «Verwirrspiel mit Zahlen». Auch die neuen Pläne gingen angesichts der benötigten elf Milliarden Impfdosen nicht weit genug.

«Das hört sich besser an, als es ist», sagte Fiona Uellendahl vom Kinderhilfswerk World Vision. Es reiche bei weitem nicht. «Die G7 werfen eine Nebelkerze.» Sie wollten davon ablenken, dass sie gegen eine Freigabe des Patentschutzes seien. «Ein globaler Plan zur Bekämpfung der Pandemie sieht anders aus.» Langfristig müsse in Forschung und Produktion in den ärmeren Ländern investiert werden.

Patentschutz solle ausgesetzt werden

«Dass Kanzlerin Angela Merkel nach wie vor eine Aussetzung des Patentschutzes blockiert, ist unverständlich und empörend», sagte Jörn Kalinski von Oxfam International. In allen Regionen der Welt müsse die Produktion von Impfstoffen aufgebaut werden, um die strukturellen Ursachen für die ungerechte Verteilung zu beseitigen.

Die Pläne der G7-Staaten – auf dem Bild die deutsche Kanzlerin Angela Merkel und der kanadische Premier Justin Trudeau – zur Verteilung der Impfdosen werden vom Kinderhilfswerk World Vision als Ablenkungsmanöver bezeichnet.
Foto: imago images/ZUMA Press

«Dazu sind die Aussetzung des Patentschutzes, der Technologie- und Know-how-Transfer und Investitionen in Produktionskapazität nötig», sagte Kalinski. «Die Menschen in armen Länder dürfen nicht vom Wohlwollen der Politiker und profitorientierte Pharmaunternehmen abhängig sein.» Obwohl die Entwicklung der lebensrettenden Impfstoffe mit Steuergeldern unterstützt worden sei, behandele die Kanzlerin die Vakzine als Privateigentum einiger weniger Unternehmen.

WHO rechnet mit 11 Mia Impfdosen

Merkel hatte am Samstag angekündigt, dass die G7-Gruppe die Verteilung von 2,3 Milliarden Impfdosen ermöglichen wolle. Ob es sich dabei nur um Spenden oder auch um Exporte oder die Finanzierung der internationalen Impfinitiative Covax handelt, blieb zunächst unklar. Ein finaler Beschluss lag auch noch nicht vor.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und UN-Generalsekretär Antonio Guterres halten auch weit grössere Anstrengungen für nötig als bisher geplant. Die WHO schätzt den Bedarf auf elf Milliarden Impfdosen. (SDA)

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