Neue Details zum Vorfall um den AfD-Chef
Chrupalla wurde eine «unklare Substanz» injiziert

Der Parteichef der deutschen, rechtspopulistischen AfD, Tino Chrupalla, musste am Mittwoch ins Spital gebracht werden. Ärzte diagnostizierten eine von einer Injektion stammende «Nadelstichverletzung». Die Staatsanwaltschaft Ingolstadt ermittelt gegen unbekannt.
Publiziert: 05.10.2023 um 10:43 Uhr
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Aktualisiert: 06.10.2023 um 16:31 Uhr

Am Mittwoch kam es bei einer Wahlkampfveranstaltung in Ingolstadt (D) zu einem gesundheitlichen Vorfall mit AfD-Chef Tino Chrupalla (48). Wie die «Passauer Neue Presse» berichtet, musste er schon zu Beginn der Veranstaltung «gestützt» werden. Der Politiker soll noch Selfies gemacht haben und dann zusammengebrochen sein. Was genau zur Spital-Einweisung Chrupallas führte, ist unklar. Sein Büro spricht davon, dass er eine «Einstichstelle» davon getragen habe. 

Am Donnerstagabend verliess der deutsche Politiker das Spital wieder. Die Partei schreibt in der Mitteilung von einer «Stichverletzung». Der Parteichef habe unter starken Schmerzen und Übelkeit gelitten, sei aber stets ansprechbar gewesen. AfD-Fraktionsvize Beatrix von Storch (52) sprach im Internetdienst X (früher Twitter) zudem von einer bei Chrupalla nach dem Vorfall aufgetretenen «Herzstörung».

Arztbrief: Chrupalla wurde eine «unklare Substanz» injiziert

Laut vorläufigem Arztbrief des Klinikums Ingolstadt wurde bei dem Rechtspopulisten eine «intramuskuläre Injektion mit einer unklaren Substanz» in der Schulter festgestellt. Bei toxikologischen Untersuchungen wurden aber keine Substanzen nachgewiesen. Das berichtet die Deutsche Presseagentur.

Der AfD-Chef Tino Chrupalla (48) musste am Mittwoch ins Spital eingeliefert werden.
Foto: imago/Metodi Popow
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In dem Schreiben ist von einer «Nadelstichverletzung» im rechten Oberarm die Rede, die im Deltamuskel an der Schulter festgestellt worden sei. Weiter heisst es zur Diagnose: «Schwindel mit Übelkeit und Brechreiz sowie Kopfschmerzen mit präkollaptischem Ereignis nach unklaren Intox.» Mit präkollaptischem Ereignis ist ein Zusammenbruch gemeint, Intox meint eine Vergiftung. Nach der Injektion sei Chrupalla intensivmedizinisch behandelt worden. 

Wie «Bild» berichtet, wurden lediglich Spuren von Schmerzmitteln, die Chrupalla durch einen Arzt verabreicht worden waren, festgestellt worden. Demnach stützt sich der Mediziner, der den Arztbrief verfasst hat, bei seiner Diagnose auf eine bildliche Beschreibung der Hautstelle – und auf Aussagen von Chrupalla.

Menschen machten Selfies mit Chrupalla

In einer Medienmitteilung der Polizei vom Donnerstag heisst es, dass zum Zeitpunkt der Spital-Einweisung keine «offensichtliche Verletzung» zu erkennen war. Die AfD sprach von einem «tätlichen Vorfall». Ein tätlicher Vorfall wurde laut «Focus» nicht von der Polizei bestätigt. 

In einer Mitteilung der Staatsanwaltschaft am Donnerstagnachmittag zum Stand der Ermittlungen hiess es ferner: «Es liegen zum jetzigen Zeitpunkt keinerlei Erkenntnisse vor, dass Herr Chrupalla angegangen oder angegriffen wurde.» Den Ermittlern zufolge fertigten mehrere Menschen bei der Veranstaltung Selfies mit Chrupalla, wobei es «zu einem leichten Körperkontakt kam». In zeitlichem Abstand hierzu, auf dem Weg zur Bühne, verspürte der AfD-Chef demnach Schmerzen im Oberarm. Aufgrund «weiterer gesundheitlicher Beschwerden» wurde er schliesslich in die Klinik gebracht.

Verfahren gegen Unbekannt

Der «Spiegel» berichtete zuvor unter Berufung auf Ermittlerkreise, dass «eine geringfügige Hautverletzung festgestellt worden, die auf einen kleinen Einstich hindeuten könnte». Weiter heisst es in dem Bericht des Magazins: «Chrupalla soll über Übelkeit, Krämpfe und Schwindel geklagt haben.»

Die Kriminalpolizeiinspektion Ingolstadt ermittelt wegen Verdachts der Körperverletzung. Das Verfahren laufe gegen unbekannt, einen konkreten Verdächtigen gebe es nicht, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Ingolstadt am Donnerstag. Mehrere Medien hatten zuvor darüber berichtet. Die Sprecherin gab im Gespräch mit RTL zudem an: «Wir können nicht bestätigen, dass eine Spritze gefunden wurde.»

Bereits bei einem Anfangsverdacht werde ein solches Ermittlungsverfahren eingeleitet, sagte die Sprecherin. In der Mitteilung vom Nachmittag hiess es, es konnte am Oberarm eine oberflächliche Rötung beziehungsweise Schwellung festgestellt werden. Die weiteren Untersuchungen verliefen laut Staatsanwaltschaft jedoch «unauffällig». Diese beruft sich in ihrer Darstellung des Sachverhalts auf Zeugenaussagen von Chrupalla, seinen Personenschützern, einer Frau, die als Ordnerin tätig war, sowie weiteren Teilnehmenden der Veranstaltung.

Chrupalla «intensivmedizinisch behandelt»

Die Staatsanwaltschaft kündigte weitere Ermittlungen an. So seien verschiedene Gutachten in Auftrag gegeben worden – unter anderem zu Blutproben und der Kleidung, die Chrupalla bei dem Vorfall trug. Die Ergebnisse seien noch ausstehend. Eine Sprecherin sagte, erfahrungsgemäss dauere es einige Tage, bis diese vorliegen. Auch von Teilnehmenden der Veranstaltung auf einer eingerichteten Upload-Plattform eingestellte Bilder sollten noch ausgewertet werden.

Chrupalla ist einer von zwei Vorsitzenden der Partei. Co-Chefin Alice Weidel hatte am Dienstag, dem Tag der Deutschen Einheit, auf einen geplanten öffentlichen Auftritt in Bayern verzichtet. Ein Sprecher hatte gesagt, es habe am vorletzten Wochenende einen «sicherheitsrelevanten Vorfall» gegeben. Am Mittwoch wurde bekannt, dass Weidel sich aktuell auf Mallorca aufhält. (AFP/SDA/mrs/ene/zis/nad)

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