Paris-Attentäter sagt aus
Habe Sprengstoffgürtel absichtlich nicht gezündet

Im Prozess um die islamistischen Terroranschläge 2015 in Paris mit 130 Toten hat der Hauptangeklagte ausgesagt, seinen Sprengstoffgürtel absichtlich nicht gezündet zu haben.
Publiziert: 30.03.2022 um 17:18 Uhr
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Aktualisiert: 31.03.2022 um 15:21 Uhr

«Ich habe mich entschieden, den Gürtel nicht zu zünden, nicht aus Angst, es war meine Entscheidung», sagte der Franzose Salah Abdeslam am Mittwoch vor Gericht in Paris. Dass er später in seinem Umfeld gesagt habe, der Gürtel habe nicht funktioniert, sei eine Lüge gewesen, bestätigte Abdeslam. «Ich habe mich geschämt angesichts der anderen.» Abdeslam ist der einzige Überlebende des Terrorkommandos.

Abdeslam soll in Paris einen Sprengstoffgürtel gehabt, ihn aber nicht gezündet, sondern in einem Vorort weggeworfen haben. Dort wurde dieser später gefunden. Zunächst hatte Abdeslam am Mittwoch erklärt, von seinem Schweigerecht Gebrauch zu machen. Der Vorsitzende Richter setzte dennoch seine Rekonstruktion der Anschläge anhand der Ermittlungen und früherer Angaben fort und richtete über zwei Stunden Fragen an ihn, die unbeantwortet blieben. Eine Nebenklageanwältin brachte Abdeslam schliesslich mit einer sehr persönlichen Frage zu seiner Verlobten dazu, sein Schweigen zu brechen.

Bei der Anschlagsserie am 13. November 2015 hatten Extremisten insgesamt 130 Menschen getötet. Drei Angreifer verübten ein Massaker im Konzertsaal «Bataclan», andere griffen Bars und Restaurants an. Am Stade de France sprengten sich zudem während eines Fussball-Länderspiels zwischen Deutschland und Frankreich drei Selbstmordattentäter in die Luft. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte die Taten, die Frankreich ins Mark trafen, für sich. Angeklagt sind insgesamt 20 mutmassliche Islamisten.

ARCHIV - Die Anschläge in Paris im Jahr 2015 versetzten viele Menschen in Angst und Schrecken. Erst ein Jahr zuvor gab es ein Attentat auf das Satiremagazin Charlie Hebdo und viele Pariser fragten sich, ob sie sich in ihrer Stadt noch sicher fühlen können. Foto: picture alliance / dpa
Foto: Fredrik von Erichsen

(SDA)

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