Am 25. Dezember 1962 nahm die Liebesgeschichte von Ruth Underwood (79) und Andy Weller (82) ihren Lauf. Underwood war am Weihnachtstag wegen der Arbeit mit dem Bus von ihrem Elternhaus nach Seattle (USA) unterwegs und setzte sich neben einen attraktiven Mann. «Ich schlief sofort ein und wachte mit meinem Kopf auf seiner Schulter auf», sagt sie zu CNN. Heute feiern sie zum 61. Mal das Fest der Liebe gemeinsam.
Underwood war gerade 18 Jahre alt und hatte ihren ersten Job in der Stadt. Als sie aufwachte, wurde sie rot und richtete ihre Bluse. Sofort stellte sich der Fremde als Andy Weller vor. Der damals 21-Jährige war am Militärstützpunkt in Fort Lewis stationiert.
«Ich habe sie angeschaut und sah ihr schönes rotes Haar», erinnert sich der heute 82-Jährige. 20 Minuten unterhielten sie sich – ein Gespräch, das Wellers Welt auf den Kopf stellte. Kurz bevor er aussteigen musste, fragte er Underwood nach ihrer Adresse. Während Underwood ihren Wohnort notierte, wurde der Busfahrer ungeduldig und sagte: «Ich habe einen Fahrplan einzuhalten.»
Heiratsantrag beim zweiten Treffen
Jeden Tag schrieb Weller ihr Briefe. Er glaubte, in der Amerikanerin «die Eine» gefunden zu haben. Für Underwood war das Freundschaft, immerhin war die junge Frau mit einem anderen verlobt. «Er war bei der Luftwaffe. Ich hatte ihn seit fast einem Jahr nicht mehr gesehen», sagt sie heute über den Mann, dem sie versprochen war. Wellers Herz brach, als Underwood ihm davon erzählte. Als der Mann von der Luftwaffe die Verlobung wegen einer anderen Frau auflöste, war Underwood völlig schockiert. Ihre Mitbewohnerin motivierte die Frau aber dazu, ihm nicht hinterherzutrauern und lieber dem netten Mann mit den Briefen zu sagen, dass die single ist. Underwood nahm den Rat an – und Weller antwortete.
«Wir erzählten uns, was wir gerne machen und welche Ziele wir haben», sagt Underwood. Weller bot ihr an, bei ihrem anstehenden Umzug zu helfen. So könnten sie sich mal wieder sehen. Als sie die Tür öffnete, wurde ihm schlagartig wieder klar, weshalb er sich in die Frau mit den roten Haaren so verliebt hatte. «Was machst du am 22. August?», fragte Weller die junge Frau. «Woher soll ich das wissen – warum?», sagte sie. «Nun, ich dachte, wir könnten an diesem Tag heiraten.» Der Vorschlag brachte Underwood zum Lachen. «Auf gar keinen Fall», erwiderte sie.
Doch Weller gab nicht auf. «Er sang mir fast den ganzen Weg etwas vor», erzählt die heute 79-Jährige. Von diesem Moment an sahen sich Underwood und Weller jedes Wochenende. Und wenn sie getrennt waren, schrieben sie einander Briefe.
Sie machte ihm den zweiten Antrag
Ein Jahr nachdem sie sich kennengelernt hatten, verbrachte das Paar die Feiertage gemeinsam. Underwood überreichte Weller an jenem Tag eine Hochzeitseinladung. Dieser war erst völlig schockiert. «Ich habe mich gefragt, ob sie den anderen heiratet», sagt er. Doch dann entdeckte er, dass es eine Einladung zu ihrer beider Hochzeit war – und zwar am 22. August, so wie Weller es beim zweiten Treffen vorgeschlagen hatte.
Am Montag feiern sie das 61. Weihnachtsfest gemeinsam, aber nicht mehr alleine. Sie haben drei Kinder, vier Enkel und zehn Urenkel. «Eigentlich ist es ein Wunder, dass zwei völlig Fremde aufeinandertreffen und dann so lange verheiratet sind, wie wir», findet Underwood. «An jedem Weihnachtstag schwelgen wir in Erinnerungen», so die zehnfache Uroma. «Wir schauen uns am Tisch an und wissen, was der andere denkt.» (jwg)