Obwohl er als mächtige Waffe gilt
Darum ist der Gepard ungeeignet für die Ukraine

Deutschland hat sich nach langem Zögern entschieden, die Ukraine mit schweren Waffen zu unterstützen. Darunter ausgemusterte Gepard-Flugabwehrpanzer. Die gelten zwar als mächtig, doch gerade für die Ukraine sind sie laut Militär-Experten die falsche Wahl.
Publiziert: 28.04.2022 um 10:42 Uhr
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Aktualisiert: 28.04.2022 um 10:50 Uhr
Deutschland möchte ausgemusterte Gepard-Panzer an die Ukraine liefern.
Foto: IMAGO/Sven Eckelkamp
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Schweres Geschütz für die Ukraine: Die deutsche Bundesregierung gibt grünes Licht für die Lieferung von 50 ausgemusterten Gepard-Panzern – und kommt damit nach langem Zögern dem Wunsch der Ukraine nach schweren Waffen nach.

Der Gepard ist eine solche schwere Waffe: Konzipiert ist das 48-Tonnen-Gerät als Flugabwehrpanzer, der Kampfhubschrauber, Kampfjets und Drohnen vom Himmel holen soll. Auch gegen Ziele am Boden kann er eingesetzt werden – so kann er etwa die Ketten von schweren Panzern zerstören.

Der Gepard kann Ziele in bis zu sechs Kilometern Entfernung ins Visier nehmen. Seine Höchstgeschwindigkeit liegt bei 65 km/h, seine Reichweite bei 550 Kilometern.

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Keine einfache Bedienung

Die Bundeswehr bezeichnet den Panzer als «mächtiges System». Seine zwei 35-Millimeter-Maschinenkanonen haben mehr Kampfkraft als etwa ein Schützenpanzer.

Also genau das, was die Ukraine jetzt braucht, um gegen die russische Armee zu kämpfen, scheint es. Ein Trugschluss. Denn der Gepard ist gerade für diesen Einsatz die falsche Wahl, sind Militär-Experten überzeugt. Das hat mehrere Gründe.

Zum einen ist der Panzer nicht gerade leicht zu bedienen. Eben mal schnell reinspringen, losfahren und schiessen ist nicht möglich.

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«Der Kommandantenplatz ist wie das Cockpit eines Luftfahrzeuges»

Die Standard-Besatzung eines Gepard-Panzers besteht aus drei Personen: einem Fahrer, einem Kommandeur und einem Richtschützen, der die Ziele anvisiert. «Der Kommandantenplatz ist wie das Cockpit eines Luftfahrzeuges», sagt Oberstleutnant a. D. Hans Schommer zur «Welt». Laut der Bundeswehr dauert allein die Ausbildung eines Richtschützen etwa sechs Wochen.

Die ukrainischen Truppen auf den Gepard umzuschulen, könnte Monate dauern, befürchtet Schommer. Denn: Einen solchen Panzer-Typ gibt es in der Ukraine nicht.

Panzer müssen aufwendig gewartet werden

Auch die Technik könnte Probleme machen. Der Panzer wurde noch in der Zeit des Kalten Kriegs entwickelt. Rund 570 Stück hat der Konzern Krauss-Maffei Wegmann (KMW) nach eigenen Angaben davon gebaut.

Vor zehn Jahren wurde er zugunsten anderer Systeme ausgemustert. Seitdem stehen noch rund 50 ausrangierte Gepards bei KMW; vor der Lieferung an die Ukraine müssen sie noch technisch überholt werden.

Und das könnte ebenfalls dauern. Wochen, wenn nicht sogar Monate. «Die Ersatzteillage in Deutschland ist aus meiner Sicht sehr prekär, da viele Ersatzteile nach der Ausmusterung verkauft oder verschrottet wurden», erklärt Schommer weiter.

Munition für den Gepard ist knapp

Hinzukommt ein weiteres Problem: Die Munition der Gepard-Panzer wird von der Firma Rheinmetall in der Schweiz produziert – und ist somit tabu für den Einsatz im Krieg gegen Russland. Lieferungen in Länder, die in einen «internen oder internationalen bewaffneten Konflikt verwickelt» sind, seien aus Gründen der Neutralität verboten, erklärte das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) am Sonntag.

Gepard-Hersteller KMW hat nach eigenen Angaben noch rund 23'000 Patronen vorrätig. Nicht gerade viel: Die beiden schweren Hauptwaffen des Panzers benötigen pro Minute etwa 1100 Schuss.

Das Bundesverteidigungsministerium und KMW suchen deshalb nun nach Hunderttausenden weiteren Schuss Munition für den Gepard. Dabei kommen vor allem die aktuellen Betreiber des Gepard-Panzers, Jordanien, Brasilien und Katar infrage. (jmh/AFP)

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