Darum spricht sich die WHO gegen die Booster-Impfung aus
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Nutzen sei noch nicht bewiesen:Darum spricht sich die WHO aktuell gegen die Booster-Impfung aus

Nötig oder überflüssig?
Das müssen Sie über die dritte Impfung wissen

Weltweit wird über eine Auffrischungs-Impfung diskutiert. Einige Länder, wie etwa Israel, bieten diese bereits im grossen Stil an. Doch ist eine dritte Impfung wirklich nötig?
Publiziert: 21.08.2021 um 14:36 Uhr
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Aktualisiert: 21.08.2021 um 17:20 Uhr

Wegen steigenden Corona-Infektionen verabreicht Israel nun auch Menschen ab 40 Jahren eine dritte Impfdosis. Zuvor hatte Israel bereits Ende Juli den über 60-jährigen eine dritte Corona-Impfung erlaubt – als erstes Land der Welt.

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Wie der «Tages-Anzeiger» berichtet, wollen die USA die sogenannte Booster-Impfung ab dem 20. September sogar allen Bürgerinnen und Bürgern anbieten. Diskutiert wird die dritte Impfung aber auch in anderen Ländern: In Grossbritannien wird etwa geprüft, ob sie im Herbst alle über 50-Jährigen bekommen sollen. Die dritte Impfung ist auch in Deutschland und der Schweiz ein Thema.

Nutzen bislang nicht bewiesen

Doch gerade die Weltgesundheitsorganisation (WHO), die immer wieder zum Impfen aufruft, ist von diesen Plänen nicht begeistert. Einerseits, so die WHO, fördere sie das Ungleichgewicht bei der Verteilung der Impfstoffe. Zudem sei der Nutzen der dritten Impfung noch nicht bewiesen. Zu diesem Schluss kommt ein Expertengremium der WHO, das aktuelle Studien ausgewertet hat.

In Israel bekommen Teile der Bevölkerung bereits eine dritte Impfung.
Foto: AFP
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Beispielsweise sei noch unklar, ob der Impfschutz tatsächlich ein halbes Jahr nach der ersten Impfung abnimmt. Es gebe lediglich Hinweise dafür, dass die Impfungen gegen einige der Virusvarianten weniger wirksam sein könnten. Auch der deutsche Top-Virologe Christian Drosten (49) ist der Meinung, dass der Grossteil der Bevölkerung derzeit keine Booster-Impfung braucht. «Die Schutzwirkung der Corona-Vakzine ist viel besser als beispielsweise bei den Influenza-Impfstoffen», sagte er der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.

Unfaire Verteilung der Impfstoffe

Wenn Drittimpfungen im grossen Stil verabreicht werden, steige das Ungleichgewicht bei der Verteilung der Impfstoffe, prangerte Owen Schaefer von der National University of Singapur zusammen mit Kollegen in einem Kommentar in der Fachzeitschrift «Jama» an. Denn eigentlich will die WHO bis Ende 2021 rund 40 Prozent der Weltbevölkerung geimpft haben – dieser Plan droht nun zu scheitern.

«Während Hunderte Millionen Menschen weltweit auf eine Covid-19-Impfung warten, planen einige der reichen Länder, Booster-Impfungen einzusetzen», sagte Tedros Adhanom Ghebreyesus (56), Generaldirektor der WHO, Anfang des Monats während einer Medienkonferenz.

Aus seiner Sicht müsste momentan der Grossteil der Impfstoffe an die ärmeren Länder gehen. Ghebreyesus forderte deshalb auch, dass die Auffrischungsimpfungen bis mindestens Ende September ausgesetzt werden.

Sonderfall Grundimmunisierung

Tatsächlich darf auch in der Schweiz seit dem 21. Juli ein drittes Mal geimpft werden. Den dritten Piks bekommen aber nur Menschen, die beispielsweise wegen einer Organtransplantation nicht genügend Antikörper bilden können.

Laut BAG passiert das im Rahmen einer Grundimmunisierung und habe nichts mit einer Auffrischungsimpfung zu tun. Eine solche ist in der Schweiz derzeit ohnehin nicht erlaubt – die eingesetzten Impfstoffe sind momentan nur für zwei Impfdosen zugelassen. (bra)

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