Noch mehr Chaos wegen Musk' «Twitter Blue»
Gefälschte Tweets lassen Aktienkurse einstürzen

Ein neues Verifikation-System hat bei Twitter eine Fake-News-Welle ausgelöst. Das hatte auch Auswirkungen auf die Börse. Wegen gefälschten Tweets brachen die Aktienkurse von mehreren Firmen gewaltig ein.
Publiziert: 12.11.2022 um 17:44 Uhr
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Aktualisiert: 13.11.2022 um 08:50 Uhr

Es kostete nur 8 Dollar – doch könnte einen Schaden von mehreren Milliarden ausgelöst haben: das blaue Häkchen bei Twitter.

Mit dem kleinen Symbol neben dem Namen können Unternehmen und berühmte Personen zeigen, dass es sich um einen echten Account handelt. Elon Musk (51), seit kurzem stolzer Besitzer von Twitter, monetarisierte nach seiner Übernahme das Verifikation-Symbol. Mit 8 Dollar konnte man sich ein blaues Häkchen erkaufen.

Kurze Zeit später das Chaos: Gefälschte Accounts hatten sich die Verifikation gekauft und twitterten unter dem Namen von echten Unternehmen. So schrieb ein unechtes Nestlé: «Wir klauen euer Wasser und verkaufen es euch zurück.»

Ein neues System der Verifikation hat auf Twitter für Chaos gesorgt.
Foto: AFP
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Minus 5 Prozent wegen Fake-Tweet

Auch der US-amerikanische Rüstungskonzern Lockheed Martin wurde Opfer eines gefälschten Accounts. So twitterte ein unechtes Lockheed Martin mit blauem Verifikation-Häkchen: «Wir werden damit beginnen, alle Waffenverkäufe an Saudi-Arabien, Israel und die Vereinigten Staaten zu stoppen, bis weitere Untersuchungen über deren Menschenrechtsverletzungen durchgeführt worden sind.»

Der Tweet war mehrere Stunden lang sichtbar und wurde tausendfach geteilt. Das blieb auch an der Börse nicht unbemerkt. Die Aktie von Lockheed Martin rauschte zeitweise um rund fünf Prozent nach unten. Bei einer Marktkapitalisierung von mehr als 120 Milliarden dürfte der gefälschte Tweet den Rüstungshersteller also mehrere Milliarden gekostet haben.

Auch Eli Lilly, ein Pharmaunternehmen aus den Vereinigten Staaten, kam das blaue Häkchen teuer zu stehen. Ein unechter Unternehmensaccount twitterte unter dem Namen der Firma: «Wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu können, dass Insulin jetzt kostenlos ist.»

8-Dollar-System ausgesetzt

Eine offizielle Entschuldigung von Eli Lilly kam zu spät – die Aktie stürzte in der Folge um knapp fünf Prozent ab. Der Einbruch könnte aber nur zum Teil dem Fake-Tweet verschuldet sein. Wie der «Spiegel» schreibt, wurde am Donnerstagmorgen nämlich bekannt, dass der Pharmakonzern 176,5 Millionen Dollar in einem Verfahren um ein Mittel zahlen muss.

Twitter hat nach der Fake-News-Welle das 8-Dollar-System ausgesetzt. Der Kurznachrichtendienst wurde von der US-Verbraucherschutzbehörde FTC verwarnt. Ob es trotz des Desasters in Zukunft ein Comeback des kaufbaren Häkchens gibt, bleibt abzuwarten. (obf)

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