Neue Studie aus Grossbritannien klärt auf
Das steckt hinter dem «Hangry»-Phänomen

Hunger und Ärger liegen oft nah beieinander. Doch warum eigentlich? Eine neue Studie aus Grossbritannien hat das Phänomen nun erstmals wissenschaftlich untersucht.
Publiziert: 07.07.2022 um 09:55 Uhr
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Aktualisiert: 07.07.2022 um 12:03 Uhr

Wenn jemand «hangry» ist, dann bedeutet das, dass eine Person gleichzeitig Hunger hat und wütend ist. Eine gefährliche Mischung. Doch warum ist das eigentlich so? Bisher wurde das Phänomen nie umfassend untersucht.

Forschende von der britischen Anglia Ruskin University sind dem jetzt nachgegangen und haben dafür die Angaben von 60 erwachsenen Probanden ausgewertet, die über einen Zeitraum von 21 Tagen fünfmal am Tag per App nach ihrem Hungergefühl und Gefühlszuständen wie Ärger, Reizbarkeit und Vergnügen befragt wurden.

Und tatsächlich: Die Forschenden konnten einen deutlichen Zusammenhang zwischen dem Hungergefühl und negativen Gefühlen aufzeigen. Wo genau die Ursache für den Zusammenhang liegt, ist aber noch nicht ganz geklärt. Allerdings stellt die Studie einige Vermutungen auf. Ein möglicher Ansatz geht beispielsweise davon aus, dass das Gehirn bei einem Abfall von Blutzucker nicht mehr in der Lage ist, Emotionen zu kontrollieren.

Die Forscher aus Grossbritannien vermuten, dass das Gehirn bei einem Abfall von Blutzucker nicht mehr in der Lage ist, Emotionen zu kontrollieren.
Foto: Keystone
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Psychologische Faktoren spielen grössere Rolle spielen als der Blutzuckerspiegel

Eine weitere Vermutung ist, dass Menschen im hungrigen Zustand anders auf äussere Faktoren reagieren und sie als störender empfinden als nach einer Mahlzeit. Für den leitenden Forscher Viren Swarmi sind beide Ansätze plausibel. «Es ist wahrscheinlich eine Mischung aus beidem», sagte er der «Deutschen-Presse Agentur». Er geht aber davon aus, dass psychologische Faktoren eine grössere Rolle spielen als der Blutzuckerspiegel.

Für Swarmi hat die Studie auch einen grossen praktischen Nutzen. Denn wenn man sich über den Zusammenhang bewusst sei, könne man seine Gefühle besser einordnen. «Wenn ich wütend bin, muss ich nach der Quelle dieser Wut suchen», so der Forscher. Sei er nämlich «hangry», dann genüge es, etwas zu essen.

Allerdings wird die neue Studie auch kritisch beäugt. So äusserte etwa Johann Klotter, Professor für Ernährungs- und Gesundheitspsychologie an der Hochschule Fulda, Kritik. Ursache und Wirkung seien bei dem Zusammenhang von Hunger und Ärger nämlich nicht zu trennen, so Klotter. Hunger könne laut dem Wissenschaftler ein Ausdruck von Ärger sein. (SDA/ced)

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